AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - In Bukavo herrscht Verwirrung nach dem Rückzug der Guerillakämpfer. „Zivilisten werden weiterhin misshandelt“, beklagen Beobachter.

Dienstag, 8 Juni 2004

Bukavu (Fidesdienst) - Ungewissheit und Verwirrung beherrschen das Klima in Bukavu der Hauptstadt der ostkongolesischen Kivu-Region, wo es zu einer dramatischen Krise gekommen ist, die möglicherweise zu neuer Gewalt oder sogar zu einem Krieg zwischen Kongo und Ruanda führen könnte, dem eine Invasion in die benachbarte Demokratische Republik Kongo vorgeworfen wird.
„Die Truppen unter Laurent Nkunda sollen sich offiziell zurückgezogen haben“, so Beobachter vor Ort, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden wollen. „In Wirklichkeit sind dessen Männer immer noch in der Stadt unterwegs, wo sie Zivilisten bedrohen. Die Blauhelme der MONUC (Mission der Vereinten Nationen im Kongo), die den Waffenstillstand überwachen sollten, scheinen nicht in der Lage zu sein, solche Übergriffe zu verhindern. Außerdem hat sich General Nkunda nur mit 2.000 Männern aus Bukavu zurückgezogen, wobei bestens bekannt ist, dass er mit 4.000 Soldaten in die Stadt gekommen ist. Wo sollen die restlichen 2.000 geblieben sein?“, fragen sich die Beobachter.
General Nkunda, einer der Anführer der RCD-Goma (Kongolesische Union für die Demokratie), sollte zusammen mit seinen Soldaten in die neuen vereinten Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo integriert werden, in der verschiedene Guerillabewegungen und die Soldaten der regierungstreuen Streitkräfte des Präsidenten Kabila als Gesamtarmee zusammengelegt werden sollten. Nkunda und Jules Mutebesi, ehemaliger Vizekommandant des Militärs, hatten jedoch gegen die Autorität Kinshasas rebelliert und erklärt, sie wollten die Banyamulenge, aus Ruanda stammende Tutsi, die seit Jahrzehnten im Kongo leben, vor einem Völkermord schützen, wie er in Ruanda vor zehn Jahren geschehen war. „Dies ist ein Ablenkungsmanöver“, so die Beobachter. „Vor etwa zwei Jahren war ein Schreiben veröffentlicht worden, worin der Verdacht laut gemach wurde, verschiedene Persönlichkeiten in Bukavu, darunter auch Kirchenvertreter bereiteten ein Massaker an den Banyamulenge vor. Dabei handelt es sich um falsche Anschuldigungen: der Unterzeichner des Schreibens hatte bereits in der Vergangenheit den Erzbischof von Bukavu, Emmanuel Kataliko (der 2000 überraschend in Rom starb) beschuldigt hatte, er schüre Gewalt, wobei das Gegenteil zutraf“, so die Beobachter.
„Dieser ganze Krieg ist ein großer Betrug. Auch die Präsenz ruandischer Hutu-Milizen, die mit den Verantwortlichen des Völkermords (die so genannten Interhamwe) in Verbindung stehen, soll nur die Präsenz der Soldaten der neuen ruandischen Armee im Kongo rechtfertigen“, so die Beobachter. „Man kann jedoch beobachten, dass ein Teil der Banyamulenge diesen Krieg nicht will. Leider ist die Stimmer der Gemäßigten jedoch noch schwach im Vergleich zu den Extremisten, die erneut Tot und Gewalt verursachen.“.
Am gestrigen 7. Juni hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Einnahme von Bukavu durch die Rebellen der RCD und die Gewalt gegen die Zivilisten verurteilt. Die Europäische Union untersucht derzeit die Möglichkeit der Entsendung einer Militärmission zur Unterstützung der Blauhelme der UN, wie dies 2003 bereits in Bunia im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo geschehen war. (LM) (Fidesdienst, 8/6/2004 - 43 Zeilen, 465 Worte)


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