AFRIKA/MADAGASKAR - Bilanz zur Krise in Madagaskar: Proteste halten an, verlieren jedoch an Intensität

Donnerstag, 5 Februar 2009

Antananarivo (Fidesdienst) – Andry Rajoelina, der Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo und größter Kontrahent des Staatspräsidenten Ravalomanana, ruft weiterhin zu Protesten auf, die jedoch an Intensität verlieren zu scheinen.
Am 3. Februar hatte der Präfekt der Stadt den Bürgermeister vom Amt suspendiert. Rajoelina weigerte sich jedoch diesem Beschluss Folge zu leisten und gab am 4. Februar bekannt, er habe die Geschäfte selbst vorübergehend niedergelegt und eine Mitarbeiterin, Michele Ratsivalaka mit der vorübergehenden Übernahme der Geschäfte beauftragt (vgl. Fidesdienst vom 4. Februar 2009)
Den Rückgang der Teilnehmer an den Protestkundgebungen erklärt ein Mitarbeiter von Radio Don Bosco im Gespräch mit den Fidesdienst wie folgt: „Die Menschen müssen zur Arbeit gehen; viele nehmen nicht mehr an den Protesten teil, weil sie nicht länger ihrem Arbeitsplatz fern bleiben können, nicht weil es keine Gründe für den Protest mehr gibt“.
Bei den Unruhen, zu denen es nach den ersten Protestkundgebungen zwischen der Polizei und den Anhängern des Bürgermeisters kam starben nach Polizeiangaben 44 Menschen. Andere Quellen berichten von 120 Toten.
Die Gründe für die Protestkundgebungen gehen über die Tatsache hinaus, dass die staatlichen Behörden die Schließung der Fernsehsender veranlassten, die sich im Besitz des Bürgermeisters von Antananarivo befinden. Ursache ist vielmehr die Unzufriedenheit unter der Bevölkerung, die sich von der Wahl Ravalomananas zum Staatspräsidenten im Jahr 2002 eine Wende für das Land erhofften. Von 2002 bis 2007 verzeichnete die Volkswirtschaft zwar ein gewisses Wachstum, doch die Mehrheit der Bevölkerung bekam diese Verbesserung im alltäglichen Leben nicht zu spüren. Ravalomanana wird vorgeworfen er habe die Demokratie eingeschränkt, insbesondere die Medien und befinden sich in einer Interessengemeinschaft mit ausländischen Unternehmen, wenn es um die Ausbeutung der Ressourcen des Landes gehe. Die Opposition bezieht sich mit ihrer Kritik insbesondere auf die Vergabe einer Konzession für 1,3 Millionen Hektar Ackerland an ein koreanisches Unternehmen mit einer Laufdauer von 99 Jahren.
Rajoelina ist es gelungen, die Unzufriedenheit der Menschen zu bündeln, doch nach Ansicht von Experten haben die Proteste nicht genügend politische Tragweite und stellen keine reelle Alternative zum gegenwärtigen Präsidenten dar. (LM) (Fidesdienst, 05/02/2009 – 34 Zeilen, 349 Worte)


Teilen: