ASIEN/IRAK - „Aus dem Irak gibt es auch Positives zu berichten. Wenn wir nur von Gewalt sprechen, tun wir, was die Extremisten wollen“, so ein irakischer Pfarrer in einem Appell an die Medien

Freitag, 4 Juni 2004

Bagdad (Fidesdienst) - „Es sollte auch über Positives aus dem Irak berichtet werden, nicht nur über Tote und Attentate“, so der in Mossul (Nordirak) tätige syrisch-katholische Pfarrer Nizar Semaan, „Ich möchte damit an alle Medien appellieren und sie darum bitten, die Realität im Irak nicht nur negativ darzustellen. Wir möchten einen neuen Irak aufbauen und damit dies gelingt brauchen wir die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft. Doch wie können wir das schaffen, wenn der Irak nur als Ort der Verzweiflung dargestellt wird?“, fragt sich Pfarrer Semaan.
„Es stimmt, in verschiedenen Teilen des Landes wird gekämpft, doch auch wo es zu Gefechten kommt, versuchen die irakischen Bürger mutig und entschieden ihren Alltag zu leben. Niemand berichtet über die 5.000 Universitätsstudenten, die ihre Examen ablegen. Derzeit finden auch in den Schulen Prüfungen statt und die Schüler beschweren sich über zu schwierige Aufgaben. Dies ist auf den ersten Blick eine banale Nachricht, doch sie zeigt, wie die Mehrheit der Iraker sich mit Problemen des täglichen Lebens beschäftigt, wie sie auch die Bürger in anderen Ländern haben“, so Pfarrer Semaan.
„Auch der Wiederaufbau des Landes geht voran. In Mossul plant man zum Beispiel einen Internetanschluss für alle Wohnungen, was unter dem vorherigen Regime undenkbar gewesen wäre“, so der irakische Pfarrer.
„Wenn wir nur von Gewalt sprechen, tun wir, was die Extremisten wollen, die im Irak Chaos herbeiführen und damit jegliche Entwicklungsmöglichkeit blockieren wollen“, so Pfarrer Semaan. „Im Irak gibt es Extremisten jeder Art. Dies zeigt die Entführung der italienischen Staatsbürger. Die Dynamik der Entführung ist sehr durchdacht und es verbergen sich dahinter mit Sicherheit ausländische Drahtzieher, die die Situation in Italien gut kennen. Diese Hintermänner kommen nicht aus dem ehemaligen Geheimdienst Saddams, denn auch wenn diese im Ausland tätig waren, interessierten sie sich nur für die Oppositionsvertreter aus dem eigenen Land und nicht für interne Angelegenheiten des Gastlandes. Die Handlanger sind wahrscheinlich Iraker, doch die Entführungsstrategien wurden im Ausland erdacht“, so Pfarrer Semaan abschließend. (LM) (Fidesdienst, 4/6/2004 - 30 Zeilen, 350 Worte)


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