AFRIKA/MAROKKO - „Hinter den Handlangern des Terrorismus verbergen sich kaltblütige und klar denkende Strategen“. Ein Kommentar von Pater Lacunza, Rektor des Päpstlichen Instituts für Islamkunde

Montag, 31 Mai 2004

Rom (Fidesdienst) - „Der Terrorismus sollte nicht mit Einsatz von Gewalt sondern mit der Intelligenz bekämpft werden“, bekräftigt der Rektor des Päpstlichen Instituts für Islamkunde (PISAI), Pater Justo Balda Lacunza, in einem Kommentar zu den jüngsten Aktionen des internationalen Terrorismus.
Zu den nach Ansicht westlicher Beobachter am meisten gefährdeten Staaten gehört Marokko, wo im Mai vergangenen Jahres bei mehreren Anschlägen in Casablanca 40 Menschen gestorben waren. Auch bei den Attentätern des Massakers in Spanien vom 11. März dieses Jahres handelt es sich größtenteils um Marokkaner. „Die Handlanger dieser Verbrechen kommen aus den ärmsten und ausgegrenzten Bevölkerungsteilen der marokkanischen Gesellschaft. Hier findet die Botschaft fundamentalistischer Prediger am meisten gehör“, so Pater Lacunza. „Die Tatsache das Marokko ein Auswanderungsland ist, ist symptomatisch für die schwierige interne Lage vor allem im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich“.
„Das Phänomen Terrorismus darf also nicht nur unter dem Aspekt des religiösen Fundamentalismus betrachtet werden. Würden wir nur auf diesen Aspekt beschränkten, könnten wir das Ausmaß dieses Phänomens nicht verstehen“, so Pater Lacunza weiter. „Mit Sicherheit gibt es Prediger, die die Religion in eine extremistische Ideologie verwandelt haben. Diese Ideologie Dient jedoch dem Zweck der politischen und wirtschaftlichen Machtübernahme. Das heißt, es verbergen sich hinter dem Terrorismus konkrete Interessen.“
„Die Entrechteten, die sich als menschliche Sprengsätze zur Verfügung stellen, wurden von Menschen indoktriniert, die die Frustration dieser Bevölkerungsteile ausnutzen, deren eigentliches Ziel jedoch die Macht ist“, so Pater Lacunza. „Die Attentate in Saudi Arabien zeigen ganz offensichtlich, dass in diesem Land ein interner Machtkampf um die Regierung herrscht“.
„Die Führungskräfte des Terrorismus kennen die Stärken und Schwächen der westlichen Gesellschaften sehr genau. Man braucht nur ihre Kommunikationsstrategien zu beobachte, die darauf Abzielen, die internationale Öffentlichkeit zu beeindrucken“, so Pater Lacunza. „Diejenigen, die Terroristen für Exaltierte und Verrückte halten, liegen als falsch. Denn es stimmt das Gegenteil: es handelt sich um klar denkende und kaltblütige Strategen, die in der Lage sind komplexe Pläne aufzustellen. Deshalb kann der Terrorismus auch nicht mit dem Einsatz von Gewalt bekämpft werden, sondern durch die Kenntnis des Phänomens, durch Intelligenz und überlegtes Vorgehen und wenn nötig sogar durch Schweigen. Befindet man sich ständig in Alarmstufe, dann haben die Terroristen ihr Spiel gewonnen“. (LM) (Fidesdienst, 31/5/2004 - 35 Zeilen, 380 Worte)


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