ASIEN/KATAR - „Religionsfreiheit als Gegenmittel gegen Fundamentalismus“. Internationale christlich-muslimische Konferenz über interreligiösen Dialog

Freitag, 28 Mai 2004

Doha (Fidesdienst) - Rund 300 Delegierte aus aller Welt nahmen am 28. und 29. Mai an der internationalen Konferenz über interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen in Doha (Emirat Katar) teil. An der vom Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog in Zusammenarbeit mit der Universität Katar veranstalteten Konferenz nahmen neben Vertretern des Islam Delegationen verschiedener christlicher Konfessionen teil. Unter den Teilnehmern war auch der frühere vatikanische Außenminister und derzeitige Bibliothekar und Archivar des Heiligen Stuhls, Kardinal Jean Lous Tauran, der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Erzbischof Michael Fitzgerald und der Groß-Imam der ägyptischen Al-Azhar Moschee, Scheich Mohammed Sayed Tantawi, sowie das Oberhaupt der koptischen Christen, Scheich Schenuda III.. Ausdrückliches Ziel der Konferenzteilnehmer war es, „die gemeinsamen Wurzeln der beiden Religionen“ wieder zu finden. Trotz der angespannten Lage und der Gewalt möchte man sich weiterhin gemeinsam für den Dialog einsetzen.
Kardinal Jean-Lozis Tauran, der den Konferenzteilnehmern auch die Grüße des Papstes übermittelte, betonte in seiner Ansprache vor allem die Notwendigkeit der Religionsfreiheit, die auch zentrales Thema der Konferenz ist. Das Treffen bezeichnete er als „bedeutendes Zeugnis der Brüderlichkeit“. „Der Lärm des Krieges, der nicht weit von uns zu hören ist, wird uns nicht daran hindern, über unserer Verantwortlichkeit als Gläubige nachzudenken, oder daran, uns mit einer Botschaft der Freundschaft an alle jene zu wenden, die bereit sind, eine solche Botschaft anzunehmen“, bekräftigte der Vatikanvertreter.
Die Versammlung, so Kardinal Tauran, sei ein „Dialog zwischen Gläubigen, die zwei verschiedenen Religionen angehören“, wobei „um jeglichen Synkretismus zu vermeiden, beide Seiten dem eigenen Glauben treu bleiben müssen .“.“Die katholische Kirche betrachtet die islamischen Gläubigen mit Respekt“, so der Kardinal weiter, dies gelte auch für den „Reichtum ihrer geistlichen Traditionen“. „Auch wir Christen sind stolz auf unser religiöses Erbe“, so der Vatikanvertreter weiter.
„Aus diesem Grund sind Gewissens- und Religionsfreiheit von grundlegender Bedeutung und absolut notwendig“, fügte er hinzu. „Die Religionsfreiheit respektiert sowohl Gott als auch den Menschen. Sie beruht auf absoluter Gegenseitigkeit. Sie erstreckt sich über die Gewissensfreiheit des einzelnen hinaus auch auf die Gemeinschaft und hat eine zivile und gesellschaftliche Dimension“. „Eine so verstandene und gelebte Religionsfreiheit kann auch zu einem wirksamen Faktor beim Aufbau des Friedens werden“.
Abschließend wünschte sich der Kardinal „einen Dialog des Vertrauens zwischen weltlichen und religiösen Behörden, damit die Rechte und Pflichten der Gläubigen und ihrer Gemeinden mit einem besonderen Augenmerk für das Prinzip der Gegenseitigkeit unmissverständlich festgelegt und garantiert werden können.“ „Hier in Doha“, so Kardinal Tauran abschließend, „können und müssen wir alle unseren Teil dafür tun, dass der Weg der Brüderlichkeit und des Friedens eingeschlagen wird!“.
Ähnlich wie der Vatikanvertreter äußerten sich auch der Groß-Imam der Al-Azhar-Moschee, einer der wichtigsten Vertreter des Islam: „Die Religionsfreiheit gehört zu den Grundprinzipien des islamischen Rechts. Hass und Gewalt entstehen dort, wo der Mensch nicht frei ist, seinen eigenen Glauben auszudrücken.“, so Tantawi.
Eine konkrete Geste der Öffnung gegenüber den christlichen Gemeinden im Persischen Golf kam vom Staatsoberhaupt von Katar, Scheich Hamad bin-Khalifa al-Thani, der Katholiken, Kopten, Orthodoxen und Protestanten anlässlich der islamisch-christlichen Konferenz rund 500.000 Quadratmeter Grund zum Bau von Kirchen überließ. Dies bezeichnete der Apostolische Vikar für die Arabische Halbinsel, Mgr. Giovanni Bernardo Cremoli, als „hochherzige Geste, die es uns ermöglichen wird, hier eine Kirche zu haben“. (PA) (Fidesdienst, 28/5/2004 - 49 Zeilen, 541 Worte)


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