AFRIKA/NIGERIA - Endgültige Bilanz zu den Unruhen der vergangenen Woche niedriger als ursprünglich vermutet

Dienstag, 11 Mai 2004

Lagos (Fidesdienst) - Die endgültige Bilanz der Opfer der Unruhen, zu denen es Anfang Mai in Yelwa im mittelnigerianischen Staat Plateau gekommen war (vgl. Fidesdienst vom 6. Mai 2004) fällt niedriger aus als ursprünglich vermutet. Nach offiziellen Angaben der Regierung liegt die Zahl der Opfer zwischen 200 und 300. Zunächst vor von 600 Opfern gesprochen worden.
„Die Bilanz hat sich geändert, nachdem hunderte Vertriebene, darunter Kinder und Frauen, von denen man vermutet hatte, dass sie bei den Unruhen getötet worden waren, wieder nach Yelwa zurückgekehrt sind“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Nigeria. „Anhand dieser neuen Zahl der Opfer ist auch das Ausmaß der Unruhen, zu denen es im Bundesstaat Plateau regelmäßig kommt, ein geringeres“, so die Beobachter. „Wir werden jedoch nie müde werden darauf hinzuweisen, dass die religiöse Dimension des Konflikts nur einer der vielen Aspekte der Auseinandersetzungen ist und bestimmt nicht der wichtigste. Dies ist ein Krieg unter Armen und es geht dabei die Kontrolle des Landbesitzes zwischen Viehzüchtern und Landwirten. Leider hat der Konflikt auch ethnische und religiöse Merkmale, weil es um Auseinandersetzungen zwischen Fulani, größtenteils muslimische Viehzüchter, und Tarok, zumeist christliche Bauern, handelt“, so der Beobachter.
„Nigeria ist ein Land der starken Gegensätze zwischen den Gebieten, in denen es Erdölvorkommen gibt, und den vielen Armen des Landes. Die Korruption ist weit verbreitet und einige Wenige versuchen, die Reichtümer an sich zu reißen. In einem solchen Kontext gedeihen Wut und Frustration in weiten Teilen der Bevölkerung. Es reicht oft schon eine Kleinigkeit, um Gewalt auszulösen. Deshalb ist es sehr vereinfachend, wenn man die Unruhen als religiöse Konflikte beschreibt. In Wirklichkeit sind im Bundesstaat Plateau die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen gut“, so der Beobachter weiter. „Die Kernfrage ist deshalb politischer, sozialer und wirtschaftlicher Art. So lange diese Fragen nicht gelöst sind, wird es immer wieder zum Ausbruch von Gewalt kommen“, so der Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 11/5/1004 - 29 Zeilen, 320 Worte)


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