AFRIKA/NIGERIA - „Es handelt sich nicht um einen Religionskrieg“. Beobachter aus Kreisen der Ortskirche kommentieren die jüngsten Unruhen in Nigeria

Donnerstag, 6 Mai 2004

Lagos (Fidesdienst) - „Wir werden immer wieder darauf hinweisen, dass es sich nicht um religiöse Konflikte zwischen Christen und Muslimen handelt, sondern um ethnische und politische Machtkämpfe“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Nigeria in einem Kommentar zu den jüngsten Unruhen im nigerianischen Bundesstaat Plateau. „Dabei muss man sich sehr vorsichtig ausdrücken: auf jeden Fall sollte man nicht von einem Völkermord sprechen, wie dies manche bereits getan haben“, so die Beobachter.
Nach Aussage des nigerianischen Justizministers, Abdulkadir Orire, sollen bei den jüngsten Unruhen in der Stadt Yelwa 200 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Angreifer waren mit Maschinengewehren bewaffnet, weshalb sich viele fragen, woher diese Waffen stammen. „Es wird von Gefechten zwischen Muslimen und Christen gesprochen; in Wirklichkeit verbergen sich dahinter politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethnische Gründe“, so die Beobachter. An den Unruhen waren vor allem Mitglieder aus dem Volk der Fulani beteiligt, bei denen es sich um muslimische Viehzüchter handelt, die um die Kontrolle über das beste Weideland mit den Bauern aus dem Volk der Tarok kämpfen, die vorwiegend Christen sind.
Am 26. Februar dieses Jahres waren 48 Menschen, darunter Frauen und Kinder in einer protestantischen Kirche der Church of Christ of Nigeria ermordet worden, als eine Gruppe bewaffneter Männer in das Gotteshaus eindrangen und unterschiedslos auf die Menschen in der Kirche schossen. Der nigerianische Bundesstaat Plateau war bereits in der Vergangenheit Schauplatz heftiger Kämpfe. Über 1.000 Menschen kamen 2001 bei Bränden im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen ums Leben. 2002 starben hunderte Menschen bei weiteren Gefechten. (LM) (6/5/2004 - 26 Zeilen, 273 Worte)


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