AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Kivu: Dramatische Berichte zur humanitären Lage

Freitag, 7 November 2008

Kinshasa (Fidesdienst) – „Die humanitäre in der Region Nordkivu ist katastrophal“, so Pater Sylvestre, der Direktor von Radio Maria in Bukavu, der Hauptsstadt von Südkivu. „Wir befinden uns rund 200 Kilometer südlich von Goma, der Hauptstadt von Nordkivu, doch wir haben dramatische Berichte über die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung gehört“, so P. Sylvestre. „Insbesondere“, so der Direktor von Radio Maria weiter, „haben wir erfahren, dass in dem Dorf Kiwanja 20 Zivilisten von den Soldaten Nkundas ermordet wurden, die dort gegen eine lokale Miliz vorgingen, die versucht ihren Vormarsch zu stoppen. Dieser Miliz gehören junge, sehr junge Soldaten aus der Gegend an, die keine politischen Ziele verfolgen, sondern nur die Wohnungen vor den Übergriffen der Soldaten schützen wollen.“
Das Massaker in Kiwanja wurde auch in einer Verlautbarung der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HWR) beklagt. Darin heißt es, dass sich unter den 20 Zivilisten auch ein kongolesischer Journalist befand und dass diese bei einem Gefecht zwischen den Rebellen unter Nkunda und den regierungstreuen Mai Mai-Milizen „absichtlich getötet wurden“. HRW übt auch Kritik am Verhalten der Blauhelme der Vereinten Nationen im Kongo (MONUC), die nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation „nicht in der Lage sind Zivilisten zu schützen, die absichtlich angegriffen werden“.
Über die dramatische humanitäre Lage in der Region Nordkivu berichtet auch die Caritaszentralen in Goma. „Ein Team der Caritas berichtete aus Goma von 39 Vergewaltigungen an einem einzigen Tag, davon allein 10 im Aufnahmelager in Mugunga“, heißt es in einer Verlautbarung der Caritas, die dem Fidesdienst vorliegt. „Viele Opfer leiden lieber im Stillen, weil sie Angst haben, dass sie von ihren Ehemännern verstoßen werden. So schweigen sie, anstatt sich helfen zu lassen“.
Da die Sicherheitsbedingungen im Osten der Demokratischen Republik zunehmend schlechter werden, sind vor allem Frauen zunehmend gefährdet, die sich oft in die umliegenden Wälder begeben, um dort nach Brennholz zum Kochen zu suchen.
Unterdessen hat Caritas-Kongo mit der Verteilung von Lebensmittelrationen an rund 64.000 Menschen begonnen, die ihre Wohnungen infolge der jüngsten Gewalt verlassen mussten.
„Die Situation ist verheerend“, so Alexander Bühler von Caritas International, dem Hilfswerk des deutschen Caritasverbandes, „man kann nicht genau sagen, wie viele Menschen infolge der Gewalt aus ihren Wohnungen fliehen mussten, doch mit Sicherheit sind es über 1 Million“.
Caritas International versorgt die Menschen in vier Aufnahmelagern westlich von Goma in Zusammenarbeit mit dem Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mit Nahrungsmitteln.
Für viele Menschen, die sich in Goma und in der Umgebung aufhalten bleibt die Lage jedoch weiterhin verheerend. Die Camps sind überlastet und es wurden bereits erste Cholerafälle gemeldet.
„Es ist schrecklich. Die Menschen werden nicht mit Medikamenten versorgt und rund 800 Personen teilen sich einen einzigen Wasserhahn, Hygiene gibt es hier praktisch nicht“, so Bühler nach einem Besuch in den Camps. (LM) (Fidesdienst, 07/11/2008)


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