ASIEN/INDONESIEN - „Hinter den neuen Unruhen auf den Molukken verbergen sich Provokateure und radikale Gruppen“. Appell der Religionsführer gegen die Gewalt

Mittwoch, 28 April 2004

Jakarta (Fidesdienst) - Es gibt „Dritte“, die an einem Wiederaufflammen der Gewalt zwischen den Volksgruppen und Religionen auf den Molukken interessiert sind. Die Ausschreitungen der vergangenen Tage lassen sich nur mit der Intervention von externen Kräften erklären, die den Konflikt schüren. Bei jüngsten Auseinandersetzungen, zu denen es am 25. April gekommen war, wurden 30 Menschen getötet und über 200 verletzt. In diesem Zusammenhang weisen die indonesischen Religionsführer in einer gemeinsamen Verlautbarung darauf hin, dass extremistische Gruppen an einem erneuten Ausbruch des religiösen Konflikts auf den Molukken interessiert sein könnten.
In den Jahren von 1999 bis 2001 herrschte auf den Molukken ein Konflikt zwischen der christlich-protestantischen und der muslimischen Glaubensgemeinschaft. Die Gewalt wurde durch die Ankunft von Tausenden muslimischen Kämpfern der radikalen muslimischen Laskar Jihad-Gruppe verschärft. Die jüngsten Ausschreitungen waren die heftigsten seitdem im Februar 2002 ein Friedensabkommen unterzeichnet worden war, nachdem bei dem Krieg 15.000 Menschen gestorben waren und rund 1,5 Millionen Flüchtlinge ihre Wohnungen verlassen hatten. Seither war man auf dem Archipel langsam wieder zur Normalität und zu einem Klima der Versöhnung und des guten Willens zurückgekehrt.
Deshalb können sich die Religionsführer den jüngsten Ausbruch der Gewalt nur mit der Präsenz ausländischer Provokateure erklären, die diese Gewalt beabsichtigen.
Der muslimische Sprecher des Forums der Religionsführer, in dem sich Muslime, Christen, Buddhisten, Hindus und Konfuzianer zusammenschließen erklärte: „Wir appellieren an die Menschen mit der Bitte, sich nicht auf die Gewalt der Provokateure einzulassen, die politische Ziele verfolgen“. An Polizei und Sicherheitskräfte wandte er sich mit der Bitte um die Suche nach „denjenigen, die den Frieden auf den Molukken beeinträchtigen wollen“.
Ein protestantischer Vertreter des Forums betonte, dass es sich bei der Gewalt nicht um religiöse Anliegen handle: „Wir glauben nicht, dass der Brand in einer muslimischen Schule in Ambon, von Christen gelegt wurde. Wenn sich dies herausstellen sollte, dann würden wir die Verantwortlichen sofort der Polizei übergeben“. De Delegierte der Katholischen Bischofskonferenz, Sigit Pamudji stimmte dem zu und betonte, dass „einige Gruppen versuchen den Eindruck zu erwecken, dass die Polizei auf den Molukken nicht in der Lage ist, die Probleme selbständig zu lösen, und versucht deshalb den Konflikt zu provozieren, um private Interessen zu verfolgen. Wir bitten die Verantwortlichen die Frage friedlich zu lösen“.
Nach Ansicht von Beobachtern wollten die Provokateure vor allem den Jahrestag der Proklamation der „Republik der Molukken“ nutzen, die von einer kleinen Gruppe christlicher Separatisten gefordert wird. Mehrere indonesische Politiker hatten sich darüber beklagt, dass es den Sicherheitskräften nicht gelungen war, die Ausschreitungen zu verhindern. Unterdessen haben radikale indonesische Gruppen in Jakarta bereits die Entsendung von Kämpfern zum Schutz der Muslime vor der „Bedrohung durch die Christen“ auf den Molukken angekündigt.
In Ambon wurde unterdessen Ausgangssperre für die Zeit nach 18.00 Uhr verhängt. Wie das Krisenzentrum der Diözese Amboina berichtet, wurden dort Brandanschläge auf eine christliche Universität, die Räumlichkeiten einer UN-Einrichtung, das Hotel Amans im christlichen Viertel Mardika und die Kirche in Silo verübt. In einer Reihe von Gesprächen erörtern indes Vertreter der örtlichen Regierungen und der Provinz, Militärs und Religionsführer Maßnahmen gegen eine neue Welle der Gewalt. (PA) (Fidesdienst, 28/4/2004 - 46 Zeilen, 525 Worte)


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