Rom (Fidesdienst) - Ein Volk ist vom Aussterben bedroht und dies ist ein stiller Völkermord im Herzen Afrikas. Seit Jahrzehnten ist davon eines der ältesten Völker Zentralafrikas, nämlich die Pygmäen betroffen. Die Pygmäen leben in Ruanda (41.000), Burundi (45.000), Uganda (2.100) und in der Demokratischen Republik Kongo (2.000). Seit der Gründung des Virunga Nationalparks (in der heutigen Demokratischen Republik Kongo) im Jahr 1925 wurden die Pygmäen aus ihrer ursprünglichen Heimat vertrieben, wodurch sie auch ihrer Möglichkeiten zur Beschaffung des Lebensunterhalts (Jagd, Sammeln von Früchten) beraubt wurden. Dieser Prozess zog sich über Jahrzehnte hin: 1970 wurden die Pygmäen aus dem Kahuzi-Biega Nationalpark (D.R. Kongo) und später aus dem Nationalpark Bwindi und Maghinga (Uganda) vertrieben. In Ruanda und Burundi mussten die Pygmäen dem Ackerland weichen. Einmal aus ihrer Heimat vertrieben sind die Pygmäen von anderen Stämmen abhängig: oft müssen sie betteln, damit sie überleben können. Viele verfallen dem Alkohol oder begehen Selbstmord.
Die Pygmäen werden von den anderen Stämmen zudem als minderwertig betrachtet und aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Sie leben unter primitiven Bedingungen in Bambushütten mit Dächern aus Bananenbaumblättern. Sie haben keinen Zugang zum Gesundheits- und Bildungswesen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit der Herstellung von Töpferwaren, die sie zu niedrigen Preisen, etwa für einen Dollar, verkaufen. Die von ihnen bewohnten Gebiete sind vom Rest des Landes abgeschlossen. Dabei sind sie nicht in der Lage, Felder zu bewirtschaften. Sie haben keinen Ausweis und es gibt auch keine Beamten oder staatlichen Stellen, die sich um ihre Belange kümmern.
Unter den Opfern des Völkermords in Ruanda im Jahr 1994 waren auch zahlreiche Pygmäen. Nach Schätzungen wurden rund 30% der Pygmäen des Landes ermordet. Dies ist der größte Anteil unter allen in Ruanda lebenden Volksgruppen. (LM) (Fidesdienst, 6/4/2004 - 25 Zeilen, 285 Worte)