Vatikanstadt (Fidesdienst) – Der Herr Jesus ist auf die Erde gekommen um jedem von uns den Plan Gottes zu offenbaren: es ist der Weg der Heiligkeit, d.h. der intimen Gemeinschaft mit Ihm und durch Ihn mit dem Vater, in der Liebe des Heiligen Geistes. Die Heiligen sind diejenigen, die Ihm nachfolgend seinen Plan erfüllt haben. Kein Mensch auf dieser Erde wird von diesem Weg ausgeschlossen, denn der Aufruf Gottes zur Heiligkeit ist universal: er erreicht jeden und umfasst alle. Damit wir werden wie Gott uns gerne hätte, d.h. heilig, müssen wir Jesus kennen, denn er allein ist unsere Vollkommenheit. Er ist „der Weg“, damit wir zur „Wahrheit“ gelangen, und „das Leben“. (vgl. Joh 14,6).
Der Herr Jesus kam auf die Welt und gekommen, damit wir ihn kennen und damit er uns zum Vater führt. Er gründete seine Kirche, seinen mystischen Leib, um dieses Werk des Heils fortzusetzen. Er setzte das Amtspriestertum ein, damit er sich denen, die an Ihn glauben, als Brot des ewigen Lebens in der Heilige Eucharistie schenken kann, die auf den Altären in aller Welt allein von seinen geweihten Priestern gefeiert wird.
Die einzige Daseinsberechtigung der Kirche ist deshalb Ihr Bräutigam, der Herr Jesus. Er ist es, den sie feiert, Er ist es, den sie verkündet, Er ist es von dem sie zeugt, den sie lobt, den sie als einzigen Erlöser der Welt verkündet … Wie groß ist deshalb die Aufgabe jedes Christen! Wie groß ist der Herr Jesus, den der Christ in seinem Herzen trägt! Doch er kämpft auch einen inneren Kamp. Der geistliche Kampf zwischen Fleisch, d.h. dem eigenen Willen, der sich auf das „Ich“ konzentriert, und dem Geist, d.h. Gott und seinem Willen. Denn „Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4,24), doch dies ist nur möglich, wenn der Mensch, wie Jesus sagt, „sich selbst verleugnet“ und „sein Kreutz auf sich nimmt“ und „im nachfolgt“ (vgl. Mk 8,34).
Der heilige Augustinus schreibt in seinem Werk „De Civitate Dei“, dass die Geschichte des Menschen in zwei Richtungen verlaufen kann: die Liebe zu Gott errichtet die Stadt Gottes (Jerusalem), die in sich selbst verschlossene Liebe erbaut die „Stadt des Teufels“ (Babel). „Zwei Arten der Liebe haben zwei Städte entstehen lassen: die irdische Eigenliebe, die bis zur Verachtung Gottes führt, und die himmlische Liebe zu Gott, die bis zur Selbstverleugnung führt“.
Der Weg der Vollkommenheit ist also die Christusnachfolge, das Sich-Ihm-Anschließen, ähnlich wie ein Bräutigam, der sich mit der Braut im Sakrament der Ehe verbindet und ihr ewige Treue und ein ungespaltenes Herz verspricht. Die großen Kirchenlehrer, wie die heilige Teresa vom Kinde Jesu, haben immer wieder betont, dass für eine Christusnachfolge ein ungespaltenes Herz absolut notwendig ist, d.h. ein leben, das keine zwei Seiten hat, sondern Gott gegenüber offen ist und sich damit in einer einzigen Richtung entwickelt, nämlich der Heiligkeit. Nur mit der entschlossenen Überzeugung, Gott zu lieben und mit einem soliden Leben der Sakramente und des Gebets, wird man im Geist gehen können und der Sklaverei der Leidenschaft entkommen.
Dies Lehrt auch der Völkerapostel immer wieder, wie zum Beispiel in seinem Brief an die Galater: „Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz… Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung, dem allem widerspricht das Gesetz nicht. Alle die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierde gekreuzigt. Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen.“ (Gal 5,18 ff).
Der Mensch kann sich selbst und die anderen trügen, aber nicht Gott, was die Absicht des eigenen Herzens anbelangt: Gott beobachtet sie und kennt sie vollkommen. Der Mensch, der nach Gott strebt, sollte sich nicht selbst betrügen. Damit er Gott ganz angehört, gibt es nur einen Weg, den Jesus selbst aufzeigt: „Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten“ (Mk 8,35).
Dieser Prozess der Selbstverleugnung, d. h. des Verzichts auf den eigenen egoistischen Willen, auf dem man sich oft von Stolz, Eitelkeit und Falschheit verführen lässt… heißt „Bekehrung“ und ist jedoch nicht nur Selbstzweck, kein Verzicht um des Verzichts willen, sondern eine „Bekehrung zu Gott“, d.h., der ist darauf ausgerichtet, Ihn, Sein Leben zu empfangen!
Die Jungfrau Maria wurde uns als Mutter auf unserem Weg gegeben, damit sie uns vor den vielfältigen Versuchungen schützt können und damit sie uns hilft, uns in Gott zu verlieren, wie sie selbst es immer wieder getan hat, die nie nach sich selbst strebte, sondern immer nach Ihm! Indem wir uns dem Unbefleckten Herzen weihen bitten wir sie jeden Tag demütig darum sich demütig zu sich zu holen, in ihrem geistlichen Klima verweilen zu dürfen, die sie mit ihrer mütterlichen Präsenz ausstrahlt, damit wir in uns ein reines und ungespaltenes Herz beherbergen. (Fidesdienst, 15/10/2008)