AFRIKA/SUDAN - Bischof Macrem Max Gassis von El Obeid kommentiert für den Fidesdienst die Festnahme des Oppositionsführers Hassan al-Turabi

Mittwoch, 31 März 2004

Khartum (Fidesdienst) - „Die Festnahme von Hassan al-Turabi überrascht mich nicht“, so Bischof Macram Max Gasssis von El Obeid (Sudan) gegenüber dem Fidesdienst in einem Kommentar zur Festnahme des Oppositionsführers und Parteivorsitzenden des National Congress (NC) Hassan al-Turabi in der vergangenen Nacht. Turabi soll ein Komplott zum Sturz der Regierung geplant haben. Mit ihm wurden 27 weitere Personen festgenommen.
„Dr. Turabi ist ein sehr intelligenter und qualifizierter Mann, doch er ist auch ebenso ehrgeizig und schlau“, so Bischof Gassis. „Er träumt von der Machtübernahme und der Gründung einer islamischen Republik im Sudan. Es überrascht mich also nicht, dass man ihn eines geplanten Putschversuchs gegen die derzeitige Regierung verdächtigt“.
Turabi war lange die „graue Eminenz“ des muslimischen Militärregimes, das nach einem Staatsstreich im Jahr 1989 an die Macht gelangt war. 2001 war er bereits von Staatspräsident Omar al-Bashir festgenommen worden. Nach seiner Freilassung wurde er damals unter Hausarrest gestellt, was ihn jedoch nicht daran hinderte seien politische Tätigkeit an der Spitze der Partei wieder aufzunehmen.
„Es ist noch zu früh, um zu beurteilen, welche Folgen diese Festnahme für die Zukunft des Sudan haben wird“, so Bischof Gassis. „Meine Hauptsorge ist in diesem Moment der Friedensprozess. Es gibt Anzeichen, die auf einen Stillstand bei den Verhandlungen in Naivasha (Kenia) zur Beendigung des Bürgerkrieges im Südsudan hinweisen. Die ungelösten Fragen sind stets dieselben und zwar die Zukunft der Regionen zwischen dem Norden und dem Süden, d.h. die Nuba-Berge, Abiey und der Süden des Staates Blue Nile. Es steht immer noch nicht fest, ob sie der zukünftigen provisorischen Verwaltung im Südsudan oder der Regierung in Khartum unterstellt sein werden. Sorgen bereitet mir auch der stille Krieg in Darfur, im Osten des Sudan“, betont der Bischof. „Ich bezeichne diesen Konflikt als ‚stillen’ Krieg, weil niemand darüber spricht. Doch die internationale Staatengemeinschaft muss jetzt eingreifen nicht erst wenn es schon zu spät sein wird.“. In der ostsudanesischen Region Darfur liefern sich seit Monaten Regierungssoldaten und zwei Rebellenbewegungen heftige Gefechte, infolge derer bereits über 100.000 in den benachbarten Tschad flüchteten.
Die Sudanesische Bischofskonferenz weist die internationale Staatengemeinschaft in einem Dokument zur Lage in Darfur, das dem Fidesdienst vorliegt, auf die dortige „ethnische Säuberung“ und „Verstöße gegen die Würde der Bevölkerung“ hin. „Maßnahmen gegen die Ungerechtigkeit und die Grausamkeiten in Darfur wären im Rahmen der Friedensbemühungen im Sudan nicht nur weise sondern sie sind von ausschlaggebender Bedeutung, wenn man eine solide Grundlage für einen dauerhaften Frieden schaffen will“, so die Bischofskonferenz. Abschließend bitten die Bischöfe die internationale Staatengemeinschaft um weitere Unterstützung für die derzeitigen Friedensgespräche zwischen der sudanesischen Regierung und den Vertretern der Volksbefreiungsarmee SPLA in Kenia. (LM) (Fidesdienst, 31/3/2004 - 41 Zeilen, 451 Worte)


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