AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Von Venezuela bis in den Kongo, ein Leben für die Straßen Kinder. Pater Mario Perez leitet das Kinderheim in Goma, das 2.000 Kinder betreut.

Samstag, 28 Februar 2004

Goma (Fidesdienst) - Er hat sein ganzes Leben lang mit Straßenkindern gearbeitet, zunächst in seiner Heimat Venezuela, später Goma, in der Demokratischen Republik Kongo. Der Salesianerpater Mario Perez leitet das einzige Kinderheim in einem Umkreis von 400 Kilometern. „Ich stamme aus einer kinderreichen Familie aus den Anden, wo das Leben nicht einfach und die Solidarität oft das einzige Mittel zum Überleben ist“, so Pater Perez. „Vielleicht liegt mir deshalb das Schicksal der Straßenkinder seit jeher besonders am Herzen. Ich habe in meiner Heimat Venezuela begonnen, mich dieser Kinder anzunehmen. Später wurde ich nach meinem Eintritt in die Kongregation der Salesianer von Don Bosco gebeten, in die Demokratische Republik Kongo zu gehen. Es fiel mir leicht, dieser Aufforderung nachzukommen. Nun bin ich seit 1982 hier, doch das Problem der Straßenkinder wurde erst nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs 1997 besonders akut.“
„Unser Heim betreut Straßenkinder, Kindersoldaten, Kriegs- und Aidswaisen. Viele von ihnen wurden bei der Leiche ihrer Mutter gefunden, die bei einem der vielen Überfälle der verschiedenen Armeen und bewaffneten Gruppen ermordet wurde, die in der Region ihr Unwesen unter den Zivilisten treiben“, berichtet Pater Perez.
Bei dem Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo starben über 3 Millionen Menschen und Millionen von Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Darunter auch viele Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder auf der plötzlichen Flucht aus ihren Heimatdörfern von ihren Eltern getrennt wurden. „Seit 1997 haben wir insgesamt 25.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 18 Jahren betreut, die nicht nur aus dem Kongo sondern auch aus den Nachbarländern Ruanda und Uganda kommen“, so Pater Perez. „Viele dieser Kinder und Jugendlichen haben die eigene Herkunftsfamilie wieder gefunden. Andere konnten ihre Eltern wieder finden, mit denen der Kontakt nach der Flucht aus den Dörfern unterbrochen war. Die meisten Kinder werden jedoch von Verwandten, Onkels und Tanten oder Cousins und Cousinen aufgenommen, nachdem sie beiden Eltern verloren haben“.
„Gegenwärtig betreuen wir 2.000 Kinder. Davon sind 400 in unserem Heim untergebracht und die anderen leben in Pflegefamilien, die unsere Kinder bei sich aufnehmen. Wir stellen allen mit Nahrung, medizinische Versorgung und Schulbildung zur Verfügung. Dazu verfügen wir über eine Grundschule und verschiedene Berufsschulkurse für die Größeren, die für eine zukünftige Arbeit ausbilden“, so der Salesianerpater.
Pater Mario Perez berichtet auch von den Schwierigkeiten, auf die er bei der Betreuung der ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen stößt. Es geht dabei nicht nur um körperliche sondern oft auch um psychische Probleme: „Dies Kinder sind traumatisiert. Doch wir habe hier weder spezialisierte Ärzte noch Psychologen. Deshalb helfen sich unsere Kinder gegenseitig. In unserem Heim herrscht eine familiäre Atmosphäre der Zuneigung und der Brüderlichkeit. Liebe kann heilen, obschon die Schwierigkeiten oft unüberwindbar erscheinen. Viele Kinder weinen, wenn sie unser Heim verlassen und in ihre Familien zurückkehren, denn es entstehen hier sehr feste Bindungen zwischen den einzelnen Kindern“.
„Besonders groß sind die Probleme für Kinder, deren Identität wir nicht kennen, und die wir neben ihren toten Eltern oder 400 Kilometer entfernt von hier aufgesammelt haben“, erklärt Pater Perez. „In diesem Fall müssen wir diesen Kindern einen Namen geben und es ist äußerst schwierig, die Herkunftsfamilie ausfindig zu machen“. (LM) (Fidesdienst, 28/2/2004 - 46 Zeilen, 542 Worte)


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