AMERIKA/KOLUMBIEN - „Kinder, die in den Bürgerkrieg verwickelt werden, werden nicht nur Opfer von Misshandlungen jeder Art, sondern sie werden auch zur Zielscheibe von Mördern“. Ein schmerzlicher Bericht des Nationaldirektors der Päpstlichen Missionswerke in Kolumbien

Samstag, 27 März 2004

Bogotà (Fidesdienst) - „In den ersten beiden Monaten des vergangenen Jahres sind nach Angaben des Oberbefehlshabers der kolumbischen Armee mindestens 44 Kinder bei Gefechten gestorben: 19 aus den Reihen der FARC (Fuerza Armadas Revolucionarias de Colombia), 5 aus den Reihen der ELN (Ejército de Liberation Nacional), 11 gehörten zu paramilitärischen Gruppen und 9 waren für kriminelle Banden im Einsatz. In den vergangenen fünf Jahren wurden 1.800 Kinder von FARC, ELN, Paramilitärs und kriminellen Organisationen verschleppt. Rund einhundert von ihnen haben Selbstmord begangen“, dies bekräftigt der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Kolumbien, Pfarrer Luis Eduardo Castano Cardona in einem Bericht für den Fidesdienst zur tragischen Realität, in der tausende kolumbianische Kinder leben und insbesondere zur Lage der Kinder, die in den Bürgerkrieg verwickelt werden.
Zwischen 2000 und 2003 wurden insgesamt 214 Minderjährige im Opfer von Anti-Personen-Minen oder anderer Munition, die irgendwo hinterlassen worden war. Nach Schätzungen befinden sich in rund 960 Zonen des Landes Anti-Personen-Minen. 4,65% (zwischen 11.000 und 14.000) Kinder wurden zwangsrekrutiert und haben nie eine Schule besucht. In den Reihen der Guerillaeinheiten haben sie keinerlei Möglichkeit zum Schulbesuch.
„In Kolumbien“, so Pfarrer Castano weiter, „leben rund 6,5 Millionen Kinder in Armut. Wenn sie immer wieder gezwungen werden in eine andere Region umzuziehen, trifft sie das sehr hart. 2002 waren 45% der insgesamt rund 2,5 Millionen Binnenflüchtlinge Kinder. Rund 50% der Kinder besuchen keine Schule, entweder weil sie keinen Schulplatz finden, traumatisiert oder verhaltensgestört sind oder weil sie arbeiten müssen.“
„Angesichts dieser schmerzlichen und dramatischen Situation versuchen die Päpstlichen Missionswerke und insbesondere die Kinder- und Jugendmissionswerke besondere Programme der Ausbildung und Animation anzubieten. Dabei arbeiten die Jugendbeauftragten mit den Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Bereichen: auf menschlicher, anthropologischer, biblischer, geistlicher und psychologischer Ebene und im Rahmen von Programmen zur Freizeitgestaltung. An solchen Programmen arbeiteten rund 1000 Katecheten, Lehrer, Ordensschwestern, Seminaristen, Priester und Kinder über 13 Jahre mit. Rund 150 Kinder im Alter von 8 Jahren wurden im Rahmen besonderer Lernprogramme betreut. Die Kindermissionswerke haben im ganzen Land rund 5 Millionen Mitglieder. Die Mitglieder der Jugendmissionswerke engagieren sich vor allem für ihre Not leidenden Altersgenossen“, so Pfarrer Castano zur Tätigkeit der Missionswerke in Kolumbien. (RZ) (Fidesdienst, 27/4/2004 - 36 Zeilen, 386 Worte)


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