Vatikanstadt (Fidesdienst) - Sie spielen nicht Krieg sondern sie schießen wirklich. Kindersoldaten kämpfen in drei Viertel aller Konflikte auf der ganzen Welt. Über 300.000 Kinder im Alter zwischen 7 und 17 Jahren sind gegenwärtig in 36 blutige Konflikte verwickelt, von denen 12 allein in Afrika stattfinden.
Diese Kinder müssen Erfahrungen mit dem Tod machen, weil skrupellose Erwachsene sie mit Gewalt und Erpressung dazu zwingen, traumatische Erfahrungen zu erleben. Die Geschichte vieler dieser Kinder beginnen damit, dass die Kinder deren Eltern selbst im Krieg gestorben sind, Waisen werden. Oder sie werden aus ihren Familien entführt, auf der Straße aufgesammelt oder erpresst.
Oft werden sie geschlagen, mit dem Tod bedroht, zum Konsum von Drogen gezwungen, in Mörder verwandelt und gezwungen Gewalt gegen Menschen aus ihrem eigenen Heimatdorf zu verüben, damit es für sie Ausweg aus der Unterdrückung durch die Anführer dieser illegalen kleinen Streitkräfte mehr gibt.
Es sind auch die so genannten „Kriegskinder“, die vorausgeschickt werden, wenn es darum geht von Minen verseuchte Gebiete zu erkunden. Wenn diese Kinder, die den Truppen vorausgehen, durch eine Mine getötet werden, dann besteht für die nachfolgenden Soldaten keine Gefahr mehr.
Eine Mine weniger bedeutet in diesem Fall ein Kind weniger oder bestenfalls ein für immer verstümmeltes Kind. Kanonenfutter: ein alter Begriff, der umso schrecklicher ist, wenn es dabei um Kinder geht, die für immer vom Trauma der Gewalt gekennzeichnet bleiben.
Rechte, die man nicht vergessen darf
Die Tatsache, dass ein Kind von sich aus lernt mit Schusswaffen umzugehen, das es zum Mörder wird oder sich an ein Leben als Guerillakämpfer gewöhnt, befreit die Erwachsenen nicht von der moralischen Verantwortung, wenn sie diese Kinder zwingen, ein solches Leben zu führen und ihnen damit jegliche Möglichkeit verwehren, sich wieder in eine Gesellschaft einzugliedern, der sie als Minderjährige brutal entrissen wurden.
Mit Blick auf dieses Phänomen, dass nach Ansicht von Militärexperten nicht rückläufig ist sondern in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch zunehmen wird, versuchen die Vereinten Nationen und zahlreiche Menschenrechtsorganisationen Sanktionen, auch wirtschaftlicher Art, gegen jene Länder durchzusetzen, die gegen die internationalen Konventionen zum Schutz der Rechte und der Würde von Kindern (angefangen bei der Konvention über die Rechte der Kinder) verstoßen.
In den meisten Ländern ist es zwar illegal, dass ein Kind unter 15 Jahren als Soldat in einem Krieg kämpft, doch die Menschenrechtsorganisationen wollen diese Altersgrenze auf 18 Jahre anheben.
Dies würde nicht nur zum Schutz vieler Minderjährigen beitragen sondern auch die Verbreitung von Schusswaffen einschränken und die Länder (deren Zahl in den vergangnen drei Jahren trotz vielfacher Drohungen von 30 auf 44 angestiegen ist) abschrecken, in denen Kindersoldaten in Konflikten eingesetzt werden.
Die jüngsten Episoden des internationalen Terrorismus zeigen auch, dass Kinder überall im Rahmen von Aktionen der Gewalt eingesetzt werden, ein Phänomen also, das nicht nur einzelnen Länder betrifft sondern Situationen der Gewalt, die sich in ein globales Projekt eingliedern, dessen Basisorganisationen auch Minderjährige einsetzen. Diese Tatsache bestätigt jedoch auch die Gewissheit, dass die Gewalt keiner Fahne zuzuordnen ist sondern nur eine Farbe trägt, nämlich die Farbe des Blutes.
Wo Kinder zum töten gezwungen werden
Allein in Kolumbien, Myanmar, Sri Lanka, Afghanistan, Somalia, Burundi und in der Demokratischen Republik Kongo kämpfen insgesamt 150.000 Kindersoldaten. Doch das Problem ist viel weiter verbreitet und nach Ansicht von Experten, betrifft es drei Viertel aller Kriege.
Asien
Myanmar ist das asiatische Land, in dem die meisten Kinder kämpfen, nach Schätzungen sind es insgesamt rund 70.000. Die Kinder kämpfen dort in den Reihen der Regierungsarmee, wo sie zu den gefügigsten und gehorsamsten Soldaten gehören: sie kommen in den verschiedensten Bereichen zum Einsatz und müssen entweder in der Küche bis zur Front und werden beim kleinsten Zeichen der Rebellion körperlich gefoltert.
In Sri Lanka kämpfen Kinder in den Reihen der bewaffneten Oppositionsbewegung der Tamil Tiger für die Befreiung des Eelam, obschon dies von der Regierung dementiert wird. In den Reihen dieser „Under 18“-Armee werden auch Mädchen zu Selbstmordattentäterinnen ausgebildet, da sie am wenigsten Verdacht erregen.
In Nepal handelt es sich nach Schätzungen bei rund 30% der Soldaten der kommunistischen Partei um Kinder.
Im Irak der 90er Jahre wurden 23.000 Minderjährige im Alter von 12 bis 17 Jahren in der so genannten „Saddamjugend“ militärisch ausgebildet.
In Afghanistan bedienten sich die Talibane zur Abwehr der amerikanischen Invasion der jungen Rekruten aus den Koranschulen des benachbarten Pakistan.
Afrika
Wie aus den Daten der Kampagne „Stoppt den Einsatz von Kindersoldaten“ hervorgeht, kämpfen Kindersoldaten in Cote d’Ivoire, Liberia, Sierra Leone und in der Demokratischen Republik Kongo.
Allein in den Ländern südlich der Sahara kämpfen 120.000 Kinder, von denen einige bereits im Alter von 7 Jahren regelmäßig in Kriegen eingesetzt werden.
In Uganda ist die Zahl der Kindersoldaten extrem hoch. Ihre Zahl der Kinder, die im Norden des Landes von der Lord’s Resistance Army (LRA) entführt und als Kindersoldaten in Guerillakämpfen eingesetzt werden, wird auf 10.000 geschätzt.
In Kenia wurden viele Straßenkindern von den Hutu-Milizen im ruandisch-burundischen Konflikt eingesetzt.
In Sierra Leone bekämpfen sich Kinder in den verfeindeten Einheiten der Regierungstruppen und der Oppositionsmilizen gegenseitig. Nach der Unterzeichnung eine Friedensabkommens ließen die RUF-Einheiten rund 700 Kinder freigelassen, die jedoch von ihren Eltern verstoßen werden, weil sie sich für die von ihren Kindern begangene Gewalt schämen.
Zehntausend Kinder kämpfen im Sudan, viele von ihnen werden ihren Familien unter Androhung von Gewalt entrissen.
Lateinamerika
In Lateinamerika steht Kolumbien mit insgesamt rund 14.000 Kindern, die von bewaffneten Banden vor allem im Drogengeschäft eingesetzt werden, an erster Stelle auf der Liste der Länder, die Kinder zu solchen Zwecken missbrauchen. „Die Minderjähreigen werden in diesem Geschäft nicht nur als Soldaten sondern auch als Boten, Wachposten eingesetzt oder sexuell missbraucht. Es zeichnet sich keine Besserung ab und mir jedem neuen Konflikt laufen Minderjährige Gefahr, darin verwickelt zu werden“, so Casey Kelso, der für die Koordination der Kampagne „Stoppt den Einsatz von Kindersoldaten zuständig ist, der sich bisher zumindest auf formellem Weg 111 Staaten angeschlossen haben. Doch wie wir wissen, halten nicht alle ihr Versprechen (M.F.D.’A.) (Fidesdienst, 27/3/2004 - 99 Zeilen, 973Worte)