VATIKAN - Papst Benedikt XVI. empfängt die Päpstlichen Missionswerke in Audienz: „Die Mission ist Aufgabe und Pflicht aller Kirchen, die wie miteinander verbundene Becken Personen und Ressourcen teilen um sie zu verwirklichen“

Montag, 19 Mai 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Am Samstag, den 17. Mai, empfing Papst Benedikt XVI. in der „Sala Clementina“ im Vatikan die Teilnehmer der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke in Audienz. Es folgt die Ansprache des Papstes in eigener Übersetzung:

Herr Kardinal, verehrte Brüder im Bischofs- und Priesteramt, liebe Brüder und Schwestern,
Ich freue mich ganz besonderes, dass ich euch allen begegnen darf, die ihr direkt für die Päpstlichen Missionswerke arbeitet, die sich als Organismen im Dienst des Papstes und der Bischöfe der Ortskirchen für die Verwirklichung des Missionsauftrags der Evangelisierung der Völker bis an die äußersten Grenzen der Erde einsetzen. Herrn Kardinal Ivan Dias, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker gilt zuallererst mein herzliche Dank für die Worte, mit denen er sich im Namen aller Anwesenden an mich gewandt hat. Mein Gruß gilt auch dem Sekretär und allen Mitarbeitern des Missionsdikasteriums, den Priestern, Ordensleuten, Laien und Laiinnen. Liebe Anwesende, dank eurer intensiven Tätigkeit wird die Aussage des Konzils, dass „die ganze Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist“, tatsächlich wahr. Die Päpstlichen Missionswerke fördern gemäß dem eigenen Charisma unter den Christen die Leidenschaft für das Reich Gottes, das überall durch das Predigen des Evangeliums errichtet werden soll. Mit solch universaler Tragweite gegründet waren sie ein kostbares Instrument in den Händen meiner Vorgänger, die sie in den Rang der Päpstlichen Werke erhoben haben und den Bischöfen empfahlen, sie in ihren Diözesen einzurichten. Das Zweite Vatikanische Konzil hat ihre Vorrangstellung bei der missionarischen Zusammenarbeit anerkannt „da sie Mittel darstellen, die Katholiken von Kindheit an mit einer wahrhaft universalen und missionarischen Gesinnung zu erfüllen und zur tatkräftigen Sammlung von Hilfsmitteln zum Wohl aller Missionen gemäß den jeweiligen Bedürfnissen anzueifern“ (Ad gentes, Artikel 3). Das Konzil hat insbesondere auch das Wesen und die Sendung der Ortskirche vertieft und deren volle missionarische Würde und Verantwortlichkeit anerkannt.
Die Mission ist Aufgabe und Pflicht aller Kirchen, die wie miteinander verbundene Becken Personen und Ressourcen teilen um sie zu verwirklichen, Jede Ortskirche ist unter den Völkern auserwählt, berufen in der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, „damit sie in allen Werken eines christlichen Menschen geistige Opfer darbringen und die Machttaten dessen verkünden, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat“ (Lumen Gentium, 10). Sie ist der Ort, wo der Geist sich offenbart mit dem Reichtum seiner Charismen, indem er jeden Gläubigen zur Mission beruft und ihn für sie verantwortlich macht. Ihre Sendung ist die Gemeinschaft. Dem Keim der Spaltung unter den Menschen, die die tägliche Erfahrung uns als infolge der Sünde so tief in der Menschheit verwurzelt erkennen lässt, stellt die Ortskirche die schöpferische Kraft der Einheit des Leibes Christi gegenüber.
Papst Johannes Paul II. konnte mit Freude feststellen, dass „Ortskirchen mit eigenen Bischöfen, mit Klerus und Laienaposteln entstanden sind. …Die Verbindung der Kirchen untereinander bringt einen lebhaften Austausch geistlicher und materieller Güter mit sich. … Es zeigt sich insbesondere ein neues Bewußtsein: der Sendungsauftrag gilt für alle Christen, für alle Diözesen und Pfarreien, für die kirchlichen Institutionen und Vereinigungen. (RM 2). Dank der Reflexion, die in den vergangenen Jahrzehnten stattfand, konnten sich die Päpstlichen Missionswerke in die neuen Maßstäbe der Evangelisierung und des kirchlichen Modells der Gemeinschaft unter den Kirchen einfügen. Es ist klar, dass es sich um Päpstliche Werke handelt, doch von Rechts wegen sind es auch bischöfliche Werke, da sie Instrumente in den Händen der -Bischöfe bei der Verwirklichung des Sendungsauftrages Christi sind. „Sie sind nicht nur päpstliche Werke, sondern auch Werke des gesamten Episkopats und des ganzen Gottesvolkes“ (Paul VI., Botschaft zum Sonntag der Weltmission 1968). Sie sind „das spezifische, vorrangige und wichtigste Instrument für die Erziehung zum universalen missionarischen Geist und für die zwischenkirchliche Gemeinschaft Und Zusammenarbeit im Dienst der Verkündigung des Evangeliums (vgl. Statuten, 17).
Auch in dieser Phase der Kirchengeschichte, die sich dem Wesen nach als missionarisch versteht, haben sich das Charisma und die Arbeit der Päpstlichen Missionswerke nicht erschöpft, und sie dürfen nicht fehlen. Die Sendung der Evangelisierung der Menschheit ist immer noch dringlich und notwendig. Die Mission ist eine Pflicht, der wir nachkommen müssen: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1 Kor 9,16). Der Apostel Paulus, dem die Kirche ein besonderes Jahr zur Erinnerung an seine Geburt vor zweitausend Jahren widmet, hat auf dem Weg nach Damaskus verstanden und im Laufe seines nachfolgenden Amtes verstanden, dass die Erlösung und die Mission Handlungen der Liebe sind. Es ist die Liebe Christi, die ihn drängt, die Straßen des Römischen Reiches zu beschreiten, Bote, Apostel, Soldat Christi zu sein (vgl 2 Tim 2 1,11) und allen alles zu werden, um auf jeden Fall einige zu retten (vgl. 1 Kor 9,22). „Wer das Evangelium verkündet, hat Anteil an der Liebe Christi, der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat (vgl. Eph 5,2). Er ist sein Gesandter und bittet im Namen Christi: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2 Kor 5,20). (Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung, Nr. 11). Es ist die Liebe, die uns drängen soll, frei und mutig unter allen Menschen die heilbringende Wahrheit zu verkünden (vgl. Gaudium et spes, 28). Eine Liebe, die überall ausstrahlen muss und das Herz jedes Menschen erreichen soll. Denn die Menschen warten auf Christus.
Die Worte Jesu, „darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28, 19-20) stellen für die Kirche und für jeden einzelnen Christusgläubigen immer noch einen verpflichtenden Auftrag dar. Diese apostolische Aufgabe ist eine Pflicht aber auch ein unverzichtbares Recht, Ausdruck von Religionsfreiheit, die entsprechende ethisch-soziale und ethisch-politische Dimensionen annimmt (vgl. Dignitatis humanae, 6). Die Päpstlichen Missionswerke sollen die Missio ad gentes zum Maßstab der ganzen Pastoraltätigkeit machen. Sie und insbesondere der Missionsvereinigung der Kleriker sollen die „das Geheimnis der Kirche unter dem christlichen Volk fördern und verbreiten, und damit einen faktiven missionarischen Geist (Paul VI., Graves et Increscentes). Ich bin mir sicher, dass ihr auch euch weiterhin mit eurer ganzen Begeisterung dafür einsetzen werdet, dass eure Ortskirchen immer großherziger ihren Teil der Verantwortung für die Weltmission übernehmen. Euch allen erteile ich meinen Segen. (SL) (Fidesdienst, 19/05/2008 - 83 Zeilen, 1.050 Worte)


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