Vatikanstadt (Fidesdienst) - Mit dem Pfingstfest geht die Osterzeit zu Ende und wir kehren in das Kirchenjahr zurück. In der Tat scheint dieser Übergang von Pfingsten zum ordentlichen Kirchenjahr etwas brüsk, wenn man bedenkt, dass man sich nach einem so großen Fest, das dem Heiligen Geist gewidmet ist, unverzüglich wieder in der „Ordentlichkeit“ befindet. Viele wünschen sich deshalb dir Rückkehr zur Pfingstoktav im liturgischen Kalender der Kirche, damit alle die Möglichkeit haben, noch länger die Feier des Herabkommens des Heiligen Geistes zu erleben, das wir so sehr brauchen.
Jeder Tag sollte für uns eine Gelegenheit sein, den Geist anzurufen, zu verehren und zu suchen, wie man ein kostbares Gut sucht, denn der Geist ist die Liebe Gottes selbst! Was wäre ein Tag ohne Liebe? Nichts! Welches Gebet könnte auf den Heiligen Geist verzichten? Keines! Wie der heilige Paulus sagt: „Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet“. (1 Kor 12,3). Welche gute Tat, die wir im Namen Gottes tun, könnte auf die Kraft des Geistes verzichten? Keine, denn dann wäre es nur Werk der Menschen und nicht sein Werk.
In der Tat, der Geist ist wie die Luft die wir atmen: wie sehen sie nicht, doch sie ist überall und wir können ohne sie nicht leben. Die dritte Person der Heiligen Dreifaltigkeit ist das Leben und das Licht unserer Seelen. Der „süße Gast der Seele“, „der süße Trost“ ist so versteckt, dass er jedem entgeht, der nur oberflächlich hinschaut. Damit wir Ihn finden, müssen wir in die Tiefe gehen, in uns gehen, denn er lebt „in“ uns; er ist unserer wahrer innerer Meister, die geistliche Leitung unserer Seele, „die Seele unserer Seele“! Damit wir uns selbst finden, müssen wir Ihn finden und damit wir Ihn finden brauchen wir das Gebet.
In einer mehr und mehr frenetischen zeit, in der der Mensch sich zunehmend mit dem Äußeren und nicht mehr mit dem Inneren seines Wesens identifiziert, wird der Geist oft unterbewertet, auch von den Christusgläubigen, wenn diese dem Aktivismus, dem Materialismus, dem Hedonismus und dem Relativismus verfallen … Damit wir dem gestressten Rhythmus des alltäglichen Lebens entgegenwirken können, in denen die Dinge, die es zu tun gilt stets vervielfachen, müssen wir unbedingt den Rhythmus des Gebets in unser Leben einfügen, damit wir uns von Ihm trösten und inspirieren lassen, damit wir lieben, damit wir uns stärken, damit wir vergeben und wirklich frei sind. Zu jeder Zeit können wir den Heiligen Geist auf uns herabrufen, auf unserer Arbeit, auf unserer Schwierigkeiten, auf die Völker und Städte, auf Einzelne und ganze Gemeinschaften… An Ihn können wir uns immer wenden und wie Jesus uns versprochen hat, wird er uns nie enttäuschen: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden, klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet … Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten (Lk 11,9 ff).
Die verwandelnde Kraft des Heiligen Geistes ist wunderbar. Das sieht man ganz eindeutig am Leben der Apostel. Vor sie dem Herrn begegneten waren sie ganz einfache Leute und nach dem Pfingstfest waren sie zu den Säulen der Kirche geworden: unerschütterliche Männer Gottes, denn sie waren verliebt in den Herrn Jesus und dies so sehr, dass sie das eigene Leben aus Liebe zu seinem Namen hingaben!
Der heilige Cyrillus von Alexandrien hat in seinem „Kommentar zum Evangelium des Johannes“ mit außerordentlicher Wirkkraft das erneuernde Wirken des Heiligen Geistes in denjenigen beschrieben, die ihn durch den Glauben in ihren Herzen aufnehmen: „dass der Heilige Geist diejenigen in andere Menschen verwandeln, denen er innewohnt und ihr Leben erneuert ist einfach zu Beweisen mit Zeugnissen aus dem Alten und aus dem Neuen Testament. Samuel sagt zu Saul: „Dann wird der Geist des Herrn über dich kommen und du wirst wie sie in Verzückung geraten und in einen anderen Menschen verwandelt werden. (vgl. 1 Sam 10,6). Der heilige Paulus sagt: „Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn (vgl. 2 Kor 3, 17-18). Siehst du, wie der Geist verwandelt, und so zu sagen, diejenigen, denen er innewohnt in ein anderes Bild verwandelt? Denn er führt ganz einfach vom Gefallen an den irdischen Dingen zum Gefallen an den himmlischen Dingen und von einer unschönen Schüchternheit zu einer mutigen Gesinnung und zu Großzügigkeit“ (vgl. Zweite Lektüre aus dem Stundengebet am Donnerstag der 7. Woche in der Osterzeit).
Auch wir werden, wenn wir an die Kraft des Geistes glauben und für sie Platz schaffen, mit den Jahren diese Verwandlung erfahren, von der der heilige Cyrillus schreibt, und die uns zu neuen Menschen macht. Wir wollen alle mit betender Zuversicht auf die „Braut des Heiligen Geistes“ blicken und uns dem Gebet des Vaters widmen: „Wir bitten die Jungfrau Maria darum, dass sie auch für die heutige Kirche ein neues Pfingstfest erwirken möge und allen und insbesondere den jungen Menschen die Freude des Lebens und des Zeugnisses vom Evangelium schenken möge.“ (Benedikt XVI., Regina Caeli, 11. Mai 2008) (Fidesdienst, 14/05/2008 - 60 Zeilen, 866 Worte)