ASIEN/IRAK - „DAS EMARGO GEHÖRT DER VERGANGENHEIT AN. ENDLICH WIRD ES EINEN NEUEN IRAK GEBEN, ZUM WOHL ALLER BÜRGER. DIE INTERNATIONALE STAATENGEMEINSCHAFT DARF IHR FEHLER NICHT WIEDERHOLEN“, SO PATER NIZAR

Montag, 26 Mai 2003

Bagdad (Fidesdienst) – „Endlich kann man sagen, dass das Embargo der Vergangenheit angehört“, bekräftigt Pater Nizar Samaan, ein syrischer Priester aus der Diözese Mosul in einem Kommentar zur Aufhebung des Embargos gegen den Irak durch die Vereinten Nationen. „Über diese Nachricht können wir uns nur freuen und hoffen, dass die durch das 13jährige Embargo verursachten Schäden bald überwunden sein werden, damit es einen menschlicheren und zivileren Irak geben kann“, so der Pfarrer weiter, der gleichzeitig auch seine Hoffnung für die Zukunft zum Ausdruck bringt: „Ich wünsche mir, dass Erträge aus der Erdölförderung und alle anderen Ressourcen des Irak wirklich für den Wiederaufbau genutzt werden und damit auf gerechte Weise der Bevölkerung zugute kommen: sollte dies geschehen, dann wird es in ein oder zwei Jahren einen modernen Irak geben, der seinen Bürgern ein funktionierendes Gesundheits- und Bildungswesen sowie allgemein bessere Lebensbedingungen bieten kann“.
Pater Nizar erinnert auch daran, dass „wir Pfarrer im Irak in unseren Ansprachen und Predigten währen der vergangenen 13 Jahre stets darauf hingewiesen haben, dass das Embargo ein Verbrechen gegen ein ganzes Volk ist, weil wir vom ersten Jahr an gesehen haben, welche Auswirkungen es auf die Menschen und insbesondere auf die schwächeren Bevölkerungsteile hatte“. „Heute ist das Embargo aufgehoben und es ist richtig, wenn man über die Umstände spricht, unter denen die Menschen im Irak während dieser Zeit gelebt haben“, so der Priester weiter, „Wir wünschen uns, dass diese schmerzliche Bilanz für die internationale Staatengemeinschaft zur Abschreckung dienen kann, damit zukünftig ähnliche Fehler nicht wiederholt werden. In den vergangenen 13 Jahren sind über 500.000 Kinder gestorben. Die Zahl der Armen ist angestiegen und heute leben 60% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze; 75% der Erwerbsfähigen sind arbeitslos. Viele junge Menschen wandern aus: über 1 Million Menschen haben den Irak verlassen, um im Ausland ihr Glück zu versuchen und tausende Studenten mussten ihr Studium abbrechen. Das Embargo hat zu schweren Mängeln im Gesundheitswesen geführt, da weder Medikamente noch Geräte oder Einrichtungen zur Verfügung stehen. Auch die Kriminalität hat zugenommen und extremistische Bewegungen haben Zulauf bekommen“.
Als einzige „positive Nebenwirkung“ des Embargos bezeichnet P. Nizar „das Wiedererwachen von Solidarität, Einheit und Nächstenliebe“. „Wir können diese 13 Jahre als Gelegenheit für das wahre und lebendige Zeugnis unseres Christseins bezeichnen“, so der Pfarrer abschließend.
(LM) (Fidesdienst, 26/5/2003 – 35 Zeilen, 399 Worte)


Teilen: