AFRIKA/SUDAN - KARDINAL WAKO: “DIE MENSCHEN WÜNSCHEN SICH DAS ENDE DES KRIEGES DOCH SIE BEFÜRCHTEN, DASS IHRE HOFFNUNG AUF FRIEDEN WIE SCHON SO OFT ENTTÄUSCHT WERDEN KÖNNTE”

Freitag, 12 Dezember 2003


Rom (Fidesdienst) – Kardinal Wako hält sich derzeit zusammen mit den Bischöfen aus dem Sudan anlässlich des ad limina-Besuchs beim Heiligen Vater in Rom. Aus den nachfolgenden Gedanken des Kardinals wird vor allem die Notwendigkeit des Zusammenlebens zwischen unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen ersichtlich.
„Die Menschen haben Angst, dass ihre Hoffnung auf Frieden wie schon so oft enttäuscht wird. Doch der Wunsch nach dem Ende des Krieges ist groß und wächst von Tag zu Tag“, so Kardinal Gabriel Zubeir Wako, Erzbischof von Khartoum, in einem Kommentar zu den jüngsten Entwicklungen im Friedensprozess in Sudan.
„Wir müssen weiter beten und auf den Frieden hoffen“, so der Kardinal, „und gerade deshalb liegt mir daran, darauf hinzuweisen, dass die Kernpunkte die dem Konflikt zugrunde liegen noch nicht endgültig gelöst wurden. Damit beziehe ich mich auch auf die Einführung der Scharia, auf die politische Beteiligung und die Verteilung der wirtschaftlichen Reichtümer des Landes. Mit all diesen Punkten muss man sich auseinandersetzen und dabei die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen im Sudan berücksichtigen. Das Problem ist nicht so sehr die Unabhängigkeit oder die Autonomie des Südens, vielmehr sollte man den Menschen in dieser Region eine Regierung zusichern, die sie vertritt und sich ihrer Bedürfnisse annimmt.“
Der Kardinal erinnert auch daran, dass „in Darfur, im Westen des Landes, der Krieg weitergeht und die Dörfer dort von der Luftwaffe mit Bomben beschossen werden. Hier im Süden werden die arabisierten regierungsnahen Milizen unterdessen wider mit Waffen versorgt. Deshalb sorgen sich viele darum, dass der Krieg weiter geht und dann als Stammeskonflikt zwischen den verschiedenen Volksgruppen dargestellt wird“. Am gestrigen 11. Dezember wurde bekannt, dass 25 Menschen bei einem Bombenangriff in Darfur gestorben waren.
„Man muss sich auch fragen, ob der von westlichen Ländern ausgeübte Druck nicht dazu führt, dass eine zerbrechliche Architektur geschaffen wird, die die wirklichen Gründe des Krieges nicht lösen kann. Man muss den Menschen im Sudan dabei helfen, dass sie miteinander dialogieren können, doch dabei muss man vorsichtig sein und keine Vereinbarungen von außen auferlegen, die dann angesichts der Fakten zu schwach sind und nicht zur Lösung der Probleme beitragen, die sich hinter einem Konflikt verbergen, der seit 20 Jahren andauert.“
Im November hatte sich Kardinal Wako zu einem Gespräch mit einem der wichtigsten Ideologen des radikalen Islam, Hasan Al Tourabi, getroffen. „Dr. Tourabi wollte mir zu meiner Ernennung zum Kardinal seine Glückwünsche aussprechen. Er bezeichnete diese Ernennung als Anerkennung und Ehre für den ganzen Sudan und als wichtig für den Dialog zwischen Christen und Muslimen“, so der Kardinal.
Anfang Dezember war eine Delegation der Befreiungsarmee/-bewegung SPLM/A in Khartoum von der Regierung empfangen worden. Die beiden Seiten hatten sich bereits im September auf ein Abkommen geeinigt, das den Rückzug der Regierungstruppen aus dem Südsudan und eine progressive Eingliederung der SPLA/M in die regulären Streitkräfte vorsieht. Außerdem wurden politische Vereinbarungen getroffen, die eine Übergangszeit von 6 Jahren vorsehen. Ein Referendum soll über die Selbstbestimmung in den südlichen Landesteilen entscheiden. (LM) (Fidesdienst 12/12/2003 – 44 Zeilen, 504 Worte)


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