AFRIKA/KENIA - „Die Einwohner Nairobis bleiben daheim und warten ab, ob es am ersten der von der Opposition angekündigten drei Tage des Protests zu Zwischenfällen kommt“, so ein Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 16 Januar 2008

Nairobi (Fidesdienst) - „Es wird aus Mombasa an der Küste, aus Kisumu am Viktoria-See sowie aus Eldoret im Rift-Valley von Unruhen berichtet“, so Mitarbeiter der katholischen Nachrichtenagentur CISA mit Sitz in Nairobi im Gespräch mit dem Fidesdienst. In Nairobi sollen am heutigen 16. Januar dreitägige Proteste beginnen, zu denen der Oppositionsführer Raila Odinga auffordert, der dem Präsidenten Betrug bei den Wahlen vom 27. Dezember vorwirft.
„In Nairobi ist die Situation derzeit ruhig, doch es sind nur wenige Menschen auf der Straße. Gestern noch war der Verkehr chaotisch, heute geht es auf den Straßen fast schon zu ruhig zu“, so die Beobachter. „Ein Großteil der Einwohner der Stadt bleibt zuhause und wartet ab, ob es am ersten der drei angekündigten Protesttage zu Unruhen oder Gewalt kommt. Die Menschen trauen der Ruhe in den ersten Morgenstunden nicht, denn Probleme wird es bei der Rückkehr am Abend geben, sollte es zu Ausschreitungen kommen. Auch die Geschäfte in der Nähe der Orte, an denen es jüngst zu Gewalt kam, blieben geschlossen. Überall in der Stadt sind Polizisten zu sehen und der Regen der vergangenen Stunden hat vielleicht dazu beigetragen, dass bis jetzt noch alles ruhig ist“, so die Beobachter abschließend.
Die Ordnungskräfte haben unterdessen Demonstrationen verboten und bereiten sich trotzdem auf Massenveranstaltungen vor.
Wie andere Quellen berichten hat die Polizei in Kibera, einem der größten Slums der Hauptstadt, bereits einige hundert Demonstranten von der Teilnahme an einer Kundgebung abgehalten, während in Mombasa gegen die Anhänger Odingas Tränengas eingesetzt wurde.
Bei der Gewalt der vergangenen Wochen starben rund 600 Menschen und über 250.000 Menschen mussten die eigenen Wohnungen verlassen. Wie das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen in einer Verlautbarung mitteilt, die dem Fidesdienst vorliegt, gibt es nach Angaben der Regierung in Nairobi rund 500 Aufnahmelager für Vertriebene in den Provinzen Rift Valley, Western Province, Nyanza und Nairobi. Bei den Camps handelt es sich um provisorische Einrichtungen, auf denen die Menschen auf dem Weg zu Angehörigen unterkommen. Nach Angaben der Regierung soll die Zahl der Binnenflüchtlinge von 255.000 auf 200.000 zurückgegangen sein, nachdem sich die Situation in den vergangenen Tagen wieder etwas beruhigt hatte.
Unterdessen konnte das Bündnis unter Leitung von Odinga einen ersten politischen Sieg verzeichnen: der Koalitions-Kandidat Kenneth Marende wurde mit einem Stimmenvorsprung von 105 zu 101 zum Vorsitzenden des Parlaments gewählt.
Der Besuch von Kofi Annan in Kenia musste unterdessen aus gesundheitlichen Gründen verschoben werden. Der ehemalige UNO-Generalsekretär soll eine „Kommission der Weisen“ leiten, die mit der Vermittlung in der Krise in dem afrikanischen Land beauftragt wurde. (LM) (Fidesdienst, 16/01/2008 - 38 Zeilen, 444 Worte)


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