ASIEN/INDIEN - Bischöfe zum Tod des Unternehmers Ratan Tata: “Ein Leuchtturm der Barmherzigkeit”

Donnerstag, 17 Oktober 2024 wirtschaft   unternehmer   gemeinwohl     menschenrechte  

Bangalore (Fides) - „Ratan Tata war eine Ikone unter den Unternehmern, eine visionäre Führungspersönlichkeit und ein Philanthrop, dessen unauslöschlicher Beitrag zur Gesellschaft für Generationen in Erinnerung bleiben wird“, so die indische Bischofskonferenz zum Tod des bekannten indischen Unternehmers Ratan Tata, der am 9. Oktober im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Der ehemalige Vorsitzende der „Tata Group“, die vor allem in der Automobilbranche tätig ist, sei ein „Leuchtturm der Barmherzigkeit und Großzügigkeit“. „Durch die Tata Trusts und seine zahlreichen philanthropischen Initiativen“, so die Bischöfe, “hat er das Leben von Millionen von Menschen verändert, indem er sich für die Sache der Ausgegrenzten einsetzte und eine grundlegende Rolle bei der Entwicklung Indiens spielte. Sein unerschütterliches Engagement für soziale Gerechtigkeit, Bildung, Gesundheitsfürsorge und ländliche Entwicklung stand in engem Zusammenhang mit den Grundwerten der katholischen Kirche, insbesondere mit ihrem Auftrag, den Armen und Schwachen zu dienen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Das moralische und spirituelle Vermächtnis von Tata, der in eine Familie parsischer Herkunft hineingeboren wurde, wird besonders für seine „ethische Führung, seine Integrität und sein Engagement für soziale Belange“ gewürdigt, die „einen neuen Standard für die soziale Verantwortung von Unternehmen in Indien gesetzt haben“. Neben seinem bemerkenswerten Beitrag zur indischen Wirtschaft „verlor er nicht die Notwendigkeit aus den Augen, Unterprivilegierten zu helfen“, heißt es in dem Schreiben.
Die katholische Kirche in Indien würdigt ihn als „außergewöhnlichen Menschen“ und hofft, dass „seine inspirierende Führung und grenzenlose Großzügigkeit“ viele Menschen und Unternehmer in Indien, insbesondere die Jugend, dazu inspirieren möge, „sich für die Verbesserung der Gesellschaft einzusetzen und anderen mit Selbstlosigkeit und Mitgefühl zu dienen“. Die Katholiken werden sich gemeinsam mit allen indischen Bürgern aus allen kulturellen und religiösen Gruppen „für eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft einsetzen und dabei die von Tata zeitlebens hochgehaltenen und gelebten Werte verwirklichen“, versicherten die Bischöfe.
Der Claretiner-Missionar George Kannanthanam, der mit Leprakranken in Sumanahalli bei Bangalore lebt, kommentiert: „Tata war ein großes Vorbild, indem er die christlichen Grundsätze der Wahrheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Demut und Barmherzigkeit in die Praxis umsetzte“. „Er gab den größten Teil seines Reichtums für das Wohl der schwachen Bevölkerungsgruppen aus. Er schuf großartige Einrichtungen für soziale Wohlfahrt und Entwicklung, die Indiens soziale Landschaft veränderten. Er unterstützte Bildungszentren, um die Jugend zu fördern“, erinnert sich der Geistliche.
„Als Unternehmer stand er den Arbeitern zur Seite und gab ihnen Würde und Hoffnung. Er sorgte für ein besseres Leben für Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen“, fährt der Geistliche fort und beschreibt Tata als „eine andere Art von Geschäftsmann, mitfühlend, geleitet von dem gandhianischen Motto: Wenn du eine Entscheidung triffst, denke daran, ob sie dem ärmsten Menschen im Lande gut tut‘.
Für all das war er bei den 700.000 Beschäftigten seiner 19 Unternehmen in mehr als 100 Ländern mit einem Nettovermögen von 400 Mrd. USD beliebt. Zum Beispiel hatte der Unternehmer im Jahr 2012, als die „Tata Steel Company“ in Jamshedpur von 78.000 auf 40.000 Beschäftigte verkleinert wurde, dafür gesorgt, dass alle entlassenen Arbeitnehmer ihren Lohn bis zum Rentenalter weiter bekamen. „Eine Entscheidung, die es in der Geschichte nirgendwo sonst auf der Welt gibt“, bemerkt Pater Kannanthanam und erinnert daran, dass sich Tatas Gesamtbeitrag zu verschiedenen wohltätigen Initiativen grob geschätzt auf rund 100 Milliarden Dollar beläuft. Wenn „Gott einen fröhlichen Geber liebt, liebt Gott Ratan Tata sehr“, schließt er.
(PA) (Fides 17/10/2024)


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