AFRIKA/SOMALIA - Kriegsszenarien und Konfliktkontexte: Kritische Beziehungen zwischen Somalia, Äthiopien und Ägypten

Dienstag, 17 September 2024

Mogadischu (Fides) - Am Horn von Afrika ist die Lage äußerst komplex. Somalia rüstet auf, um die Al-Shabaab-Terroristen wirksamer bekämpfen zu können, während in Äthiopien die Lage aufgrund der Amara-Fano-Rebellenmilizen, der Krise mit Mogadischu um den Hafen in Somaliland und der dramatischen humanitären Lage in der Region Tigray, die durch eine tiefe Wirtschaftskrise im Land noch verschärft wird, kritisch ist.
„Es ist unsere religiöse Pflicht, die Unabhängigkeit und Einheit Somalias zu verteidigen“, erklärte eine Gruppe führender Religionsvertreter kürzlich auf einer Tagung in Mogadischu, auf der sie die als „Aggression“ bezeichnete Vorgehensweise Äthiopiens in Somalia verurteilten. Die Religionsführer brachten insbesondere zum Ausdruck, dass sie die kürzlich von Äthiopien mit der separatistischen Region Somaliland unterzeichnete Vereinbarung (Memorandum of Understanding) entschieden ablehnen und stattdessen die wachsenden Beziehungen zwischen Somalia und Ägypten unterstützen.
„Wir können diese Verletzung der Souveränität unseres Landes durch Äthiopien nicht hinnehmen“, sagte einer der Vertreter. Örtlichen Quellen zufolge forderten die Religionsvertreter die somalische Bevölkerung auf, bei der Verteidigung ihrer Nation geeint zu bleiben. Sie baten darum, Ruhe zu bewahren und keine sozialen Spaltungen zu schüren. Sie riefen dazu auf, das Abkommen geschlossen abzulehnen, und betonten, dass es eine moralische Verpflichtung sei, sich solchen Aktionen entgegenzustellen und weitere Einmischungen zu verhindern. Außerdem wurde an die somalische Regierung appelliert, ein Klima des Dialogs zwischen Bürgern mit unterschiedlichen Meinungen zu fördern, um die nationale Einheit zu stärken. Die Religionsvertreter lobten in diesem Zusammenhang die Beziehungen zwischen Ägypten und Somalia und betonten, dass die beiden Länder seit langem eine positive Zusammenarbeit pflegen. Sie begrüßten das zunehmende Engagement Ägyptens, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen zwischen Äthiopien und Somalia.
Besorgniserregend sind unterdessen die jüngsten Äußerungen des somalischen Außenministers Ahmed Moalim Fiqi, der damit gedroht hat, die Milizen, die sich der Regierung von Abiy Ahmed in Äthiopien widersetzen, militärisch zu unterstützen, falls diese versuchen sollte, das mit Somaliland unterzeichnete Abkommen umzusetzen. Die Unterstützung solcher Milizen würde eine schmerzliche Seite in der Geschichte des Horns von Afrika wieder aufschlagen, als sich Somalia und Äthiopien in den 1970er und 1980er Jahren gegenseitig bekämpften und gegnerische Rebellengruppen unterstützten. Erst im Februar 1988 unterzeichneten der äthiopische Präsident Mengistu Haile Mariam und der somalische Präsident Mohamed Siad Barre in Dschibuti ein Abkommen, in dem sie sich verpflichteten, die Unterstützung der Rebellen einzustellen.
Ahmed Moalim Fiqi erklärte, dass ein Zusammenbruch Äthiopiens derzeit nicht im Interesse Somalias liege, deutete aber an, dass die Unterstützung der Milizen, die sich gegen den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy stellen, zu einer realistischen Option werden könnte, wenn die äthiopische Regierung das Abkommen mit Somaliland weiterverfolgt, das Somalia als Verletzung seiner Souveränität betrachtet.
Die diplomatischen Spannungen zwischen Somalia und Äthiopien rühren von der Vereinbarung her, wonach Äthiopien dem abtrünnigen Somaliland als Gegenleistung für die Unterstützung seiner Unabhängigkeit 20 Kilometer Küstenlinie abtreten würde. Ein Schritt, den Mogadischu als illegal verurteilt hat. Für Somaliland könnte die Verpachtung des Küstenstreifens für einen äthiopischen Marinestützpunkt für 50 Jahre eine neue politische Phase einleiten, da Äthiopien das erste Land wäre, das Somaliland als unabhängige Nation anerkennen würde. Somalische Religionsvertreter haben Äthiopien dazu aufgerufen, die friedliche Koexistenz zwischen den Nachbarländern zu respektieren und die regionale Stabilität zu wahren. Der Streit ist Teil der immer enger werdenden Beziehungen zwischen Ägypten und Somalia, einer Allianz, die einige Analysten als Gegengewicht zur umstrittenen Politik Äthiopiens am Horn von Afrika betrachten.
(GF/AP) (Agenzia Fides 17/9/204)


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