VATIKAN - Brief an die Bischoefe und Priester in Kontinental-China

Donnerstag, 29 Juli 2010

Vatikanstadt ( Fidesdienst) – Der "Brief an die Katholiken und Priester in Kontinentalchina", den wir hier im Gesamttext wiedergeben, traet die Unterschrift von Kard. Ivan Dias, dem Praefekten der Kongregation fuer die Evangelisierung der Voelker, und des Sekretaers des Missionsamtes, S.E. Mons. Robert Sarah.

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Liebe Mitbrueder im Episkopat und im Priesteramt Jesu Christi, unserem Obersten und Ewigen Priester,
Friede sei mit euch!
Die Feierlichkeiten des Priesterjahres, das vor kurzem zu Ende gegangen ist, bewegen mich euch einen herzlichen Brudergruss zu schicken und an euch ein Wort der Ermutigung fuer die schwere Pastoralarbeit zu richten, die ihr als Hirten der Herde vollbringt, die euch der Herr in dieser edlen Nation anvertraut hat. Gern haette ich euch diese Worte persoenlich gesagt und mir eure Freuden und Leiden angehoert und eure Hoffnungen und die Herausforderungen, mit denen ihr euch jeden Tag auseinandersetzen muesst. Euer Zeugnis und euere Botschaften, die uns in der Kongregation erreichen, sind uns und spornen uns zu gluehenden Gebeten an, auf dass der Herr euch immer mehr in eurem Glauben staerkt und euch in euren Bemuehungen um die Verbreitung des Evangeliums Christi in dieser geliebten Nation unterstuetzt.
Indem wir an die herausragende Figur von St. Giovanni Maria Vianney denken, den Kuraten von Ars, an den haeufig wahrend des Priesterjahrs erinnert wurde, anerkennen wir vor alllem - in aller Demut - dass wir von Jesus aufgerufen sind "nicht Diener sondern Freunde" zu sein (s. Jh 15,15), und dies nicht fuer unsere Verdienste, sondern fuer Seine unendliche Barmherzigkeit. Er hat uns die Wuerde verliehen Alter Christus zu sein und Ueberbringer Seines Wortes, seines Leibes und Blutes, seiner Vergebung. Stets erinnern wir uns an Seine Worte: "Nicht ihr habt mich erwaehlt sondern ich habe euch und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt." (Jh 15,16).
Gerade weil ein Priester ein Alter Christus ist - ja sogar Ipse Christus - muss er ein Mann Gottes sein und ein Mann fuer die Anderen.
Zu allerrst Mann Gottes: d.h. einer, der die Menschen zu Got bringt und Gott zu den Menschen. Er muss sich daher als ein Mann des Gebets und des enthaltsamen Lebens auszeichnen, der Jesus Christus aufrichtig liebt und wie Johannes der Taeufer stolz ist seine Praesenz unter uns und insbesondere in der Eucharistie zu proklamieren.
Ein Priester muss ausserdem auch ein Mann fuer die Anderen sein: d.h. Einer, der ganz und gar den jungen und erwachsenen Glaeubigen gewidmet ist, die ihm anvertraut sind, sowie all denen, mit denen sich der Herr Jesus identifiziert hat und denen gegenueber er sich wohltaetig erwiesen hat: den Suendern vor allem, den Armen, den Kranken und Ausgestossenen, den Witwen, den Kindern, und den Schafen, die noch nicht zu seiner Herde gefunden haben (s. Jh 10,16). Ein Kirchenmann wird sich also bemuehen jedem Wunsch nach maetriellem Reichtum und nach Gunst fuer seine eigene Familie oder seinen Volksstamm zu widerstehen oder ungesunde Karrieresucht in Gesellschaft oder Politik von sich fernzuhalten. All dies ist fern von seiner priesterlichen Berufung und schadet ernsthaft seinem Auftrag seine Glaeubigen als guter Hirte auf den Weg der Heiligkeit, der Gerechigkeit und des Friedens zu fuehren.
Gestatte mir, liebe brueder, dass ich einen Augenblick bei der wichtigen Rolle des Bischofs verweile oder der eines Priesters als Vermittel der Einigkeit innerhalb der Kirche. Diese Aufgabe hat eine doppelte Dimension und bringt die Kommunion mit dem Papst mit sich, den "Stein", auf den Jesus seine Kirche bauen wollte, u nd die Einheit ihrer Mitglider.
Zunaechst: die Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater. Wir wissen wohl, wie sehr einige von euch in juengster Vergangenheit wegen ihrer Treue zum Heiligen Stuhl leiden mussten. Wir verneigen uns vor jedem einzelnen von ihnen in der Gewissheit, dass - wie Papst Bendikt XVI. erklaert " die Gemeinschaft mit Petrus und seinen Nachfolgern die Freiheit fuer die Hirten der Kirche und fuer die hnen anvertrauten Gemeinden ist". In der Tat, das "Amt des Petrus ist Garantie fuer Freiheit im Sinne der vollen Uebereinstimmung mit der Wahrheit, mit der wahren Tradition, so dass das Volk Gottes von Fehlern bzgl. Glauben und Moral bewahrt bleiben" (Homelie anlaesslich des Festes der Heiligen Petrus und Paulus am 29. Juni 2010). Die beispielhafte Treue und der bewundernswerte Mut, den die Katholiken Chinas gegenueber dem Stuhl Petri an den Tag legen, sind einen wertvolle Gabe des Herrn.
Die andere Dimension der Einheit der Christen ist die EInheit der Mitglieder der kirchlichen Gemeinschaft. Ihr habt diese wichtige Herausforderung breits in Angriff genommen und versucht die Einheit im Herzen der Kirche selbst zu staerken. Es waere von Nutzen oft in den Geist des Abendmahls zu treten, wo der Herr Jesus nach dem letzten Abendmahl mit seinen Juengern und nachdem er sie zu Priestern des Neuen und Ewigen Buendnisses gemacht hatte, zum Vater betete "Alle sollen eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast" (jh 17,21).Dreimal bestand Jesus auf der Einheit seiner Juenger als Zeichen dafuer, dass der Veter ihn wirklich in die Welt gesandt hat. Liebe Mitbrueder, nehmen wir uns diesen muigen Appell zur Einheit der Hirten zu Herzen, der aus dem Herzen Dessen kommt, der sie so sehr geliebt hat, der sie gerufen hat in seinemWeinberg zu arbeiten.
In der genannten Homelie bekraeftigte der Heilige Vater:" Wenn wir an die zweitausendjaehrige geschichte der Kirche denken, koennen wir beobachten, dass - wie Christus es angekuendigt hatte (vgl. Mt 10,16.33) - es fuer die Christen nie an Pruefungen gemangelt hat, die zu Zeiten und an bestimmten Orten in Form von Verfolgungen ausgesetzt waren. Diese stellen jedoch trotz aller Schmerzenn die sie hervorrufen, nicht die schlimmste Gefahr fuer die Kirche dar. Der groesste Schaden wird ihr durch das zugefuegt, was den christlichen Glauben ihrer Mitglieder und ihrer Gemeinden verunreinigt, indem die Integritaet des mystischen Leibes angegriffen und damit seine prophetische Faehigkeit und sein Zeugnis geschwaecht und die Schoenheit seines Antlitzes gemindert wird." Und der Papst nennt den Anstifter solche einer schadvollen Situation, wenn er sagt."Einer der typischen Effekte der Handlung des Boesen ist eben gerade die Spaltung im Innern der kirchlichen Gemeinschaft. Die Teilungen sind in der Tat Suymptome fuer die Kraft der Suende, die wieterhin in den Mitgllidern der Kirche auch nach der Erloesung wirkt. Aber das Wort Christi ist klar:" Nonn praevalebunt - sie werden nicht fortbestehen" (Mt 16,18). Die Einheit der Kirche ist in ihrer Gemeinschaft mit Christus verwurzelt, und die Sache der vollstaendigen Einheit der Christen - die von Generation zu Generation stets erneuert und gesucht werden muss - wird auch durch dihr Gebet und ihr Versprechen gestuetzt".
Wir loben den Herrn fuer die bereits fuer die Einheit der Kirche gemachten Anstrengungen oder solche die sich noch in Bewegung befinden, auch in treuem Gehorsam gegenueber den vom Heiligen Vater in seinem am 27.Mai 2007 an euch gerichteten Brief enthaltenen Anregungen. Moege Gott eure Initiativen segnen, auf dass die Einheit der Hirten untereinander und unter ihren Herden immer fest in Christus und in der Kirche verankert sei, "ad maiorem Dei gloriam".
In diesem ausserordentlich gluecklichen Moment ist es mir eine Ehre euch der spirituellen Naehe Seiner Heiligkeit Papst Bendikt XVI. zu versichern, der euch mit vaeterlicher Zuneigung zusammen mit denen segnet, die eurem Hirtenamt anvertraut sind und der euch auffordert unverzagt auf dem Weg der Heiligkeit, der EInheit und der Gemeinschaft fortzufahren, so wie es die vorhergehenden Generationen getan haben.
Die Allerheiligste Maria, Wohltaeterin der Christen, die die Kirche in China in Sheshan verehrt, moege euch beschuetzen und alle eure Vorhaben zur Verbreitung des wunderbaren Dufts des Evangelium ihres Sohnes Jesus in alle Winkel eures geliebten Heimatlandes Fruechte tragen lassen. Bei dieser wichtigen und anspruchsvollen Aufgabe moege euch das leuchtende Beispiel des in China unvergesslichen Missionars, P. Matteo Ricco S.J. beistehen, dessen 400. Jahrestag seines Heimgangs ins "Reich des Himmlischen Herrn" in dankbarer Zuneigung gedenken.

Ich versichere euch erneut unserer Gebete und gruesse euch bruederlich in Corde Mariae.

Von der Kongregation fuer die Evangelisierung der Voelker, 5. Juli 2010
Kard. Invan Dias, Praefekt
+ Robert Sarah, Sekretaer

( Fidesdienst 29/07/2010)


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