EUROPA/NORWEGEN - FRIEDENSNOBELPREIS: ES KOMMENTIREN – PROFESSOR JUSTO LACUNZA VOM PISAI; FRAU PROFESSOR FARIAN SABAHI, DOZENTIN FÜR GESCHICHTE DES IRAN; DER JOURNALIST MOAZEMI GOUDARZI

Freitag, 10 Oktober 2003

Rom (Fidesdienst) – „Diese Preisverleihung macht das Engagement für die Menschenrechte wieder zu einer Gemeinsamkeit zwischen Religionen und Kulturen und zum Maß für Politik und Wirtschaft“, kommentiert der Rektor des Päpstlichen Institutes für Arabistik und Islamkunde, Prof. Justo Lacunza die Verleihung des Friedensnobelpreises an die iranische Anwältin Shirin Ebadi. „Die Preisverleihung“, so Professor Lacunza weiter, „muss auch vor dem Hintergrund der Rolle der Frau in den islamischen Ländern und der Menschenrechtslage auf der ganzen Welt betrachtet werden. Die Menschenrechtslehre ist ein ausschlaggebendes Element unserer Kultur und Teil der Debatte, über Reformen, Freiheit und Demokratie im Iran.“
Wissenschaftler und Intellektuelle im Iran reagieren überrascht und stolz auf die Nachricht von der Preisverleihung. „Ich bin überrascht, freue mich jedoch sehr. Dies gilt auch für die Menschen in meiner Umgebung. Ich hoffe, dass der Preis den baldigen Reformen im Iran den Weg ebnen wird“, so der aus Teheran stammende Journalist und Schriftsteller und ehemalige Korrespondent der Agentur Irna in Rom, Habib Mazemi Goudarzi.
„Die Ajatollah werden lächeln, denn dem Papst wurde eine Frau und dazu noch eine Schiitin vorgezogen“, so die aus dem Iran stammende Frau Professor Farian Sabahi, Dozentin für Geschichte des Iran an der Universität Genf im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Die Preisverleihung macht der Welt verständlich, welche Rolle die Frauen im Iran spielen. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass Frauen bereits 1963 das Wahlrecht erhielten und dass heute 57,2% der Universitätsstudenten Frauen sind. Eine Reform im Jahr 2000 hat den Frauen auch die Möglichkeit eingeräumt das Gebet zu leiten und damit Imam zu werden. Die Frau im Iran arbeitet und kümmert sich um die Familie, doch sie engagiert sich auch in der Politik: die stellvertretende Staatspräsidentin ist eine Frau. Die Verleihung des Friedenspreises an Frau Ebadi zeigt der Welt eine Frau die nicht nur den Schleier trägt, sondern auch Anwältin ist. (PA) (Fidesdienst, 10/10/2003 – 30 Zeilen, 328 Worte)


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