Die “Ad limina Petri”- Wallfahrt zum Heiligen Jahr einer kleinen missionarischen Kirche

Donnerstag, 19 Juni 2025

Von Gianni Valente

Vor weniger als drei Jahren besuchte der Petrusnachfolger die kleine katholische Glaubensgemeinschaft in Ulaanbaatar und bewegte sich dabei sogar im Rollstuhl fort. Jetzt sind Vertreter dieser Gemeinschaft von dort gekommen, um den heiligen Petrus zu besuchen, sein Andenken zu verehren und auch seinen neuen Nachfolger zu begrüßen.
Insgesamt sind es 26 Delegierte, darunter ihr Bischof und Missionar, Kardinal Giorgio Marengo. Unter ihnen sind Cecilia von der Medienabteilung der Apostolischen Präfektur und Amanda, die Leiterin des Hauses der Spiritualität. Dabei sind auch Amaraa, der Fahrer und Mann für alles, und die Köchin Zulaa, der Geschäftsführer Andrew, ein Mitglied der Salesianer von Don Bosco aus Vietnam, und der koreanische Priester Peter Hong mit den 10 Gemeindemitgliedern der Marienkirche. Ein kleiner Rest der kleinen katholischen Gemeinde in der Mongolei mit fast 1.500 Mitgliedern, verstreut unter den 3,5 Millionen buddhistischen, muslimischen oder nicht gläubigen Landsleuten. Vom 15. bis 18. Juni unternahmen sie ihre Wallfahrt zum Heiligen in die Ewige Stadt und machten dabei zunächst in Turin und in Assisi Halt. Eine Pilgerreise zu den apostolischen Quellen der Kirche von Rom, an der die Söhne und Töchter einer kleinen, jungen missionarischen Kirche teilnahmen. Sie erlebten Tage voller Dankbarkeit, geprägt von vielen überraschenden Erfahrungen mit einer anderen Realität, in der sie aber auch etwas Vertrautes erkennen konnten.

Wir hätten nicht aus eigener Kraft Christen werden können

Vor der Abreise aus Ulan-Baatar, hatten sich die Wallfahrtsteilnehmer mit der Geschichte und den Schätze der vier päpstlichen Basiliken in Rom befasst, um sich auf all das vorzubereiten, was sie sehen und hören würden, um es besser zu begreifen. In Rom begegneten sie den Gläubigen der Pfarrgemeinde San Giuda Taddeo im Stadtteil Appio Latino, der Titelkirche von Kardinal Marengo, die einem der Apostel geweiht ist. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst, in der Geselligkeit eines gemeinsamen Mittagessens, kam berichten die mongolischen Katholiken von den Merkmalen, die jeder authentischen apostolischen Geschichte innewohnen. „Um die Verkündigung Jesu in der Mongolei zu verbreiten“, so Rufina Chamingerel, “schickte die Kirche keine Pakete mit Büchern, sondern Menschen, die wie lebendige Bücher waren“.

Der heilige Petrus kam von Jerusalem nach Rom, wo er den Märtyrertod erlitt. „Das Evangelium wurde außen gebracht“, hatte Papst Leo XIV. bei der Sonderaudienz für Pilger im Heiligen Jahr am Samstag, den 14. Juni, gesagt als er über den heiligen Irenäus sprach, den großen Theologen, der aus Kleinasien kam und als Bischof von Lyon den Märtyrertod starb. Rufina wiederholt dasselbe: „Wir hätten nicht aus eigener Kraft Christen werden können, wenn die Missionare nicht zu uns gekommen wären. Der Glaube ist zu uns gekommen, weil die Missionare und die Missionare zu uns gekommen sind.

Am Sonntagnachmittag besuchten die Pilger aus der Mongolei unter der Leitung von Kardinal Marengo die Lateranbasilika und die Basilika Santa Maria Maggiore, das Bethlehem von Rom, in dem die Reliquien der Geburt Jesu, die Marienikone „Salus Populi Romani“ und nun auch die sterblichen Überreste von Papst Franziskus beherbergt werden. „Einmal“, erinnert sich Rufina, “kam Papst Franziskus persönlich in die Mongolei. Er, der Papst, wollte zu uns kommen, wie ein Missionar. Seine Anwesenheit unter uns hat uns bewegt und uns in unserem Glauben sehr bestärkt“.

Das Petrusgrab und Papst Leo

Bei dem Besuch im Petersdom führt Kardinal Marengo seine mongolischen Gläubigen zum Petrusgrab, um dort gemeinsam zu beten. Dort, in der Nähe der seit fast zweitausend Jahren bewahrten Reliquien, wurde die die innige Wahlverwandtschaft erkennbar, die die kleine mongolische Glaubensgemeinschaft mit dem Herzen der Kirche von Rom und mit all den Ereignissen verbindet, die in der Apostelgeschichte erzählt werden: Worte, Werke, Freuden und Leiden derer, die Jesus gesehen und mit ihm gelebt haben.

Rufina trägt wie Cecilia und so viele andere, die in der Mongolei Christen geworden sind, die Namen der Märtyrer von Rom und der Heiligen der ersten Jahrhunderte. Eine Ordensschwester schlug ihr diesen Namen vor vor, nachdem sie ihr die Geschichte des jungen römischen Mädchens, Tochter des Senators Asterio, erzählt hatte, das zusammen mit ihrer Schwester Seconda während der Verfolgungen des Kaisers Valerian getötet wurde. Sie erzählt, dass es am Anfang die Predigten des Pfarrers waren, die sie beeindruckten und sie zur Taufe bewegten. „Er“, so erzählt Rufina heute, “beschrieb ein Leben und eine Wirklichkeit, nach der ich mich seit meiner Kindheit gesehnt hatte. Jetzt bin ich auf dem Weg. Bei den ersten Schritten war die Begeisterung der Anfänge da. Nach und nach, wird mir klar, dass man jeden Tag darum bitten muss, neu anzufangen. Man muss darum bitten, das tägliche Leben im Glauben zu leben, mit all seinen Problemen. Das Wichtigste ist, dass ich mehr und mehr einen Dialog zwischen meinem Alltag und dem Glauben sehe“.

So geschieht auch in der Mongolei das Geheimnis und das Wunder, dass die Herzen aus Gnade christlich werden. Und in der entstehenden Kirche der Apostolischen Präfektur Ulaan-Baatar wird eine kostbare Erfahrung für die gesamte Weltkirche gemacht: Wie immer muss die gesamte Weltkirche sich selbst als werdende Kirche erkennen und auf die Anfänge des Christentums zurückblicken.

Auch Papst Leo konnte sich von der Erfahrung der neuen Katholiken der Mongolei überzeugen, als er sie am Dienstag, den 17. Juni, im Apostolischen Palast in Audienz empfing.

„Wir waren sehr glücklich, Papst Leo zu treffen. Wir erinnerten uns an die Dimension der Kirche in der Mongolei als eine „aufkeimende Kirche“, wie sie auch Papst Franziskus beschrieben hatte“, so Kardinal Giorgio Marengo gegenüber Fides. „Es war schön“, fügt der aus dem italienischen Piemont stammende Kardinal, ein Consolata-Missionar, hinzu, “uns gemeinsam mit ihm an die Reise von Papst Franziskus in die Mongolei zu erinnern. Wir haben unseren mongolischen Gläubigen, die an dieser Pilgerreise teilgenommen haben, für ihr Glaubenszeugnis gedankt, weil wir wissen, dass die Entscheidung, Christ zu werden, für sie keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben Papst Leo gebeten, für uns zu beten, und wir haben ihn gebeten, persönlich in die Mongolei zu kommen“.


Die Sendung der Kirche und die Novene

Am Mittwoch, den 18. Juni, trafen sich Pilger aus der Mongolei mit Kardinal Luis Antonio Tagle, dem Präfekten des Dikasteriums für die Evangelisierung, im historischen Palast „de Propaganda Fide“.

Die Erfahrung der kleinen kirchlichen Gemeinschaft in der Mongolei scheint wertvolle Erkenntnisse für die gesamte Kirche liefern zu können, angefangen bei denjenigen, die aufgrund ihres Standes und ihrer Berufung direkter in die apostolische und missionarische Arbeit der Kirche eingebunden sind. Dies wird in der Antwort deutlich, die Rufina, die in Ulaan Baatar für das Pastoralbüro der Apostolischen Präfektur zuständig ist, auf die Frage nach dem Inhalt ihrer Arbeit gibt. „Wir unterstützen Kardinal Giorgio Marengo, die Missionare, die Pfarreien, wir unterstützen sie bei der Ausübung ihres Dienstes, indem wir berücksichtigen, was Tag für Tag, Moment für Moment nötig ist. Dabei geht es darum, ein kleines Gebet zu finden, eine kleine Katechese zu schreiben, eine Übersetzung zu redigieren, ein Treffen vorzubereiten“.

Es handelt sich nicht um Aktivismus, der sich hinter abstrakten Projekten verschanzt und abnutzt. Bei der täglichen Arbeit geht es darum, zu erkennen, was im aktuellen kirchlichen Leben gebraucht wird, die wirklichen Bedürfnisse zu erfassen und zu versuchen, darauf zu reagieren. „In den letzten Wochen“, erzählt Rufina und zeigt Bilder ihrer täglichen Arbeit, “haben wir dafür gesorgt, dass alle Pfarreien der Präfektur die gleichen Gebete für die Pfingstnovene sprechen. Es sind einfache Initiativen, die aus dem gemeinsamen Schatz an Andachten und pastoralen Praktiken der Weltkirche schöpfen und die im Laufe der Jahre helfen zu erfahren, wie „Gott selbst zu uns spricht durch das, was unsere Brüder und Schwestern von uns erbitten. Und sie, die erst kürzlich Christen geworden sind, bitten uns immer um einfache, wesentliche Dinge, um im Glauben voranzuschreiten“. „Vor 20 Jahren“, fügt sie hinzu, “als ich eine junger Katechetin war, erinnere ich mich, dass wir uns gefreut haben, wenn wir zum Beispiel ein Bild gefunden haben, das für unsere Katechese nützlich sein könnte. Heute gibt es das Internet, es gibt mehr Möglichkeiten, aber wir reagieren weiterhin auf die Bedürfnisse, die uns aus der konkreten Wirklichkeit erreichen“.

Kirchliche Werke und Initiativen entsprechen gedeihen nur als Antwort auf reale Bedürfnisse. Mit einer Beharrlichkeit, die nur auf Dankbarkeit beruhen kann.
(Fides 19/6/2025)


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