AFRIKA/NIGERIA - Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke: „Trotz großer Unsicherheit setzen wir unsere Mission fort“

Samstag, 7 Juni 2025 gewalt   ortskirchen   päpstliche missionswerke  

Abuja (Fides) - „Die Unsicherheit in Nigeria wird immer ernster und breitet sich zunehmend aus, aber die Kirche setzt ihre Aktivitäten trotz der Schwierigkeiten fort“, bekräftigt der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (PMW) in Nigeria, Pfarrer Solomon Patrick Zaku, gegenüber Fides.
Im Interview mit Fides geht Pfarrer Zaku auf die schwierige Situation ein, in der sich nicht nur die Kirche, sondern die gesamte nigerianische Bevölkerung aufgrund der Unsicherheit befindet, die durch die Aktionen zahlreicher bewaffneter Gruppen in verschiedenen Gebieten der Föderation verursacht wird: islamistische Gruppierungen, die aus der Abspaltung von Boko Haram hervorgegangen sind, bewaffnete Fulani-Nomaden, Räuberbanden und Entführer.

Können Sie die Unsicherheitslage in Nigeria beschreiben?
Die Lage ist angespannt und die Unsicherheit betrifft fast alle Gebiete Nigerias. Die Regierung tut ihr Möglichstes, um die Sicherheit aller zu gewährleisten, aber das reicht nicht aus, da immer noch zu viele Menschen von Gewalt verschiedener Art betroffen sind: Morde, Massaker, gewaltsame Raubüberfälle, gewaltsame Beschlagnahme von Land, Entführungen.
Die Kirche, vor allem in Gebieten wie dem Middle Belt, leidet unter zahlreichen Angriffen auf ihre Strukturen (Pfarreien, Gesundheitszentren, Schulen). Hinzu kommen die Entführungen von Priestern, Ordensleuten und Frauen, zum Zweck der Lösegelderpressung. Entführungen sind ein Phänomen, das alle Nigerianer betrifft; religiöses Personal ist daher nicht das eigentliche Ziel.
Was die gewaltsamen Übergriffe auf kirchliche Einrichtungen betrifft, so ist eine der am stärksten betroffenen Regionen der Bundesstaat Benue im Südosten Nigerias, wo die drei Diözesen Makurdi, Gboko und Katsina-Ala immer wieder Opfer von Angriffen werden, die auf bewaffnete Fulani-Nomaden zurückgehen. Die Angriffe sind so schwerwiegend, dass der Vorsitzende der Vereinigung nigerianischer katholischer Diözesanpriester in der Diözese Makurdi, Pfarrer Joseph Beba, in der vergangenen Woche eine Erklärung abgab, in der er vor der anhaltenden Gewalt gegen die lokale Bevölkerung warnte. Mindestens 50 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, haben ihr Leben verloren, und mehrere Häuser wurden zerstört. Die Sicherheitslage ist so prekär, dass 15 Pfarreien in der Diözese Makurdi geschlossen werden mussten.

Wie erlebt die Kirche diese Schwierigkeiten?
Abgesehen von den schwerwiegendsten Fällen wie im Bundesstaat Benue setzt die Kirche ihre Aktivitäten fort. Die Menschen in Nigeria sind sehr religiös. Trotz Anschlägen und Gewalt gehen die Gläubigen weiterhin in die Gemeinde. Wenn man in den sozialen Medien die von den Anschlägen betroffenen Gebiete sieht, könnte man meinen, dass die Gläubigen die Gottesdienste nicht mehr besuchen, doch sie gehen trotz der prekären Sicherheitslage weiterhin zur Messe. Die Kirche tut ihr Bestes, um den Menschen, die in einer unsicheren Situation leben, beizustehen und sie zu stärken.

Sind die Päpstlichen Missionswerke in der Lage, effektiv zu arbeiten?
Die Aufgabe der Päpstlichen Missionswerke ist es, das missionarische Bewusstsein bei den Gläubigen zu wecken. In Nigeria haben wir etwa fünfzig Diözesen, und in jeder von ihnen gibt es einen Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke. Und trotz der bereits erwähnten Schwierigkeiten geht die Arbeit der Päpstlichen Missionswerke weiter, ich denke dabei insbesondere an das Kindermissionswerk. Dabei kommen mir die Worte des heiligen Paulus in den Sinn: „Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes“. Und in diesem Bewusstsein arbeiten wir weiter. Natürlich ergreifen wir Vorsichtsmaßnahmen, um die Risiken zu verringern; zum Beispiel führen wir unsere Aktivitäten bei Tageslicht durch oder vermeiden Fahrten auf gefährlichen Straßen oder an unsicheren Orten.
(L.M.) (Fides 7/6/2025)


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