ASIEN/PHILIPPINEN - Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke: "Glaube muss in politisches Handeln einfließen”

Freitag, 23 Mai 2025 glaube   evangelisierung   politik   wahlen  

PPCRV

Rom (Fides) - „Nach den Zwischenwahlen 2025 können wir sagen, dass es noch viel zu tun gibt, um ein authentisches politisches Bewusstsein in der Nation zu schaffen. Wir verwenden das Wort 'Politik' im edelsten und höchsten Sinne des Wortes, nämlich als Verwaltung und Pflege des Gemeinwohls“, so Pfarrer Esteban Lo, Priester aus Manila und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (POM) auf den Philippinen, einer der Teilnehmer an der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke, die derzeit in Rom stattfindet, gegenüber Fides.
„Wenn es um politische Wahlen geht, betreffen die Phänomene des Stimmenkaufs, der Korruption, der politischen Dynastien und des Fraktionszwangs das gesamte Volk, das natürlich mehrheitlich katholisch ist. Daraus lässt sich ableiten, dass in diesen Momenten das vom Glauben erleuchtete katholische Gewissen sich schwer tut, zum Vorschein zu kommen“, so der Nationaldirektor.
„Heute zeigt das philippinische Volk eine große Volksfrömmigkeit, aber wenn es um Themen und Praktiken wie die Politik geht, entsteht ein Zwiespalt. Deshalb müssen wir die Vision der Soziallehre der Kirche vertiefen und uns aneignen, von der wir wissen, dass sie ein Schwerpunkt des apostolischen Dienstes von Papst Leo XIV. ist. Wir müssen den Glauben im politischen Handeln verkörpern“, stellt er fest.
Bei den Wahlen am 12. Mai mit einer Rekordbeteiligung von fast 69 Millionen Wählern wurden mehr als 18.000 öffentliche Ämter auf allen Regierungsebenen neu besetzt: Von den 354 Sitzen im Unterhaus des Parlaments ging die Mehrheit an das von der Lakas-Partei und anderen Parteien, die den amtierenden Präsidenten Ferdinand Marcos unterstützen, gebildete Bündnis. Insbesondere die 12 zu vergebenden Sitze im Senat (die Hälfte der 24 Sitze, aus denen sich die Versammlung zusammensetzt) zogen die Aufmerksamkeit von Politik und Medien auf sich, und mindestens fünf gingen an Kandidaten, die die Familie Duterte unterstützen. Das politische System der Philippinen wird von zwei Politiker-Dynastien beherrscht, die sich auch bei dieser Wahl gegenüberstanden. Es handelt sich um die Familien von Präsident Ferdinand Marcos Jr. (Sohn des gleichnamigen ehemaligen Diktators) und seiner Vizepräsidentin Sara Duterte (Tochter des ehemaligen Präsidenten Rodrigo Duterte).
Die beiden Clans, die im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2022 noch eine Allianz gebildet hatten, befinden sich heute in einem offenen Konflikt, und in diesem Zusammenhang sind die Zwischenwahlen zu einer Art „Referendum“ über die Vorherrschaft der einen oder anderen Seite geworden.
Unterdessen wurde Rodrigo Duterte verhaftet und steht vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor Gericht, die während des während seiner Präsidentschaft begonnenen „Krieges gegen Drogen“ begangen wurden. Und gegen seine Tochter Sara, die derzeitige Vizepräsidentin, wurde am 7. Februar vom Repräsentantenhaus ein Amtsenthebungsverfahren beantragt, das vom Senat bestätigt oder aufgehoben werden muss. Fünf Kandidaten, die der Marcos-Allianz nahestehen, haben Sitze im Senat gewonnen, fünf weitere Kandidaten, die gewählt wurden, stehen Duterte nahe, während zwei „Unabhängige“ in der letzten Phase des Wahlkampfs die Unterstützung des Duterte-Clans erhalten haben, so dass sie dem Oppositionsbereich zuzurechnen sind.
Nach der Wahl räumte Präsident Marcos jr. - auch auf der Grundlage von Umfragen, die seine Popularität und die Zustimmung der Bürger deutlich sinken sahen - ein, dass die Menschen mit der Leistung der Regierung nicht zufrieden sind.
„Die Szenarien sind offen und wir werden sehen, wie sich die politische Situation entwickelt“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke gegenüber Fides. „Sicherlich befinden wir uns in einer Zeit, in der selbst die katholische Kirche als historische Institution nicht mehr den Einfluss auf das Gewissen der Bürger hat, den sie in der Vergangenheit hatte: man denke an die gewaltlose Revolution von 1986. Der Kontext und die Kultur haben sich rapide verändert“. „Unsere Hoffnung“, so Pater Lo abschließend, “bleibt fest, weil sie in Christus verankert ist. Unser Engagement und unser Auftrag in der Gesellschaft werden weitergehen. Letztendlich können wir sagen, dass alles vom christlichen Zeugnis unseres Lebens abhängt“.
(PA) (Fides 23/05/2025)


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