ASIEN/JAPAN - Die katholische Kirche in Japan: Statistiken und Hintergründe

Mittwoch, 10 April 2024 ortskirchen  

Vatikanstadt (Fides) - Anlässlich des Ad-Limina-Besuchs der Bischöfe von Japan veröffentlicht die Fides Statistiken und Hintergrundinformationen über die katholische Kirche in Japan.
Die katholische Kirche in Japan zählt heute 419.414 Katholiken, bei einer Bevölkerung von insgesamt rund 125 Millionen Einwohner (etwa 0,34%). Es gibt 459 Diözesanpriester, 761 Ordenspriestern, 135 Ordensbrüdern, 4.282 Ordensschwestern und 35 Priesteramtskandidaten. Die japanische Kirche, die auf dem Territorium mit drei Kirchenprovinzen vertreten ist, in denen die 15 Diözesen zusammengefasst sind, unterhält, obwohl sie zahlenmäßig klein ist, zahlreiche Bildungs- (828 nach Angaben des Päpstlichen Jahrbuchs 2023) und karitative Einrichtungen (653).
Die Verfassung garantiert den japanischen Bürgern die Freiheit, sich zu jeder Religion zu bekennen (Art. 20). Die wichtigsten Religionen sind der Shintoismus (51,8 %) und der Buddhismus (34,9 %). Die Christen der verschiedenen Konfessionen machen insgesamt 1,2 % aus, während es kleine Gemeinschaften von Muslimen gibt (hauptsächlich Einwanderer) und ein großer Prozentsatz der Japaner sich als "nicht religiös" bezeichnet.
Die katholische Bevölkerung ist im Allgemeinen rückläufig (vor zehn Jahren gab es noch 439.725 Katholiken im Jahr 2014), wobei in den Diözesen Saitama, Naha und Nagoya ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist.
Zur katholischen Glaubensgemeinschaft in Japan zählt außerdem rund 500.000 ausländische Gläubige, darunter Migranten aus Asien, Südamerika und Europa. Die Kirche hat es sich zur Aufgabe gemacht, "Migranten willkommen zu heißen, die japanische Gesellschaft gemeinsam zu erneuern und sich auf eine multikulturelle Gesellschaft und kirchliche Gemeinschaft zuzubewegen". Die Anwesenheit der großen Gemeinschaft ausländischer Katholiken stellt jedoch auch eine zusätzliche Herausforderung für die Ortskirche dar, die auch das Bedürfnis verspürt, eine japanische katholische Identität zu bewahren. Der pastorale Dienst an Japanern und Ausländern erfordert Unterscheidungsvermögen und Weisheit, und das "multikulturelle Zusammenleben", das auf der Einheit in Jesus Christus gründet, ist eine gemeinschaftliche Verpflichtung.


Historischer Hintergrund zur Evangelisierung

Die Evangelisierung Japans hat ein genaues Anfangsdatum: den 15. August 1549, den Tag, an dem der heilige Franz Xaver von der Halbinsel Malakka aus auf dem Archipel landete. Die erste christliche Gemeinde wurde auf der Insel Kyushu gegründet, der südlichsten der vier großen Inseln, aus denen der Archipel besteht. Nachdem der heilige Franz Xaver Japan verlassen hatte, kam der italienische Jesuit Alessandro Valignano (1539-1606) auf dem Archipel an.
Auf die Jesuiten folgten Franziskanermönche, hauptsächlich Italiener. Die Ausländer, die damals mit ihren dunkel gefärbten Schiffen aus dem Süden nach Japan kamen (um sie von den japanischen Schiffen zu unterscheiden, die aus Bambus gefertigt waren und im Allgemeinen eine hellere Farbe hatten), wurden Nan Ban ("Barbaren aus dem Süden") genannt, da sie als ungehobelte und ungebildete Menschen galten, weil sie die Sitten und Gebräuche des Landes nicht pflegten.
Im 16. Jahrhundert wuchs die katholische Gemeinde auf mehr als 300.000 Menschen an, und 1588 wurde die Diözese Funay gegründet. Die Küstenstadt Nagasaki war ihr Mittelpunkt. Die italienischen Missionare befolgten bei ihrer Evangelisierungsarbeit die von Pater Valignano, dem Verfasser des grundlegenden Zeremoniells für Missionare in Japan, aufgestellten Regeln.
Im Jahr 1582 organisierten die japanischen Jesuiten eine Reise nach Europa, um die Öffnung des Volkes der aufgehenden Sonne für den christlichen Glauben zu bezeugen. Die Reise dauerte acht Jahre. Die Delegation, bestehend aus vier Prälaten, besuchte zunächst Venedig, ging dann nach Lissabon und kehrte schließlich nach Italien zurück, wo sie ihre Reise in Rom beendete. Die Jesuiten aus Japan wurden von Papst Gregor XIII. empfangen und trafen auch seinen Nachfolger Sixtus V. Im Jahr 1590 kehrten sie in ihr Heimatland zurück.
Das Tokugawa-Shogunat erkannte bald, dass die Jesuiten durch ihre Evangelisierungsarbeit einen Einfluss auf das Kaiserhaus ausübten, der faktisch auf eine rein symbolische Funktion zurückgeführt wurde, und interpretierte daher die Anwesenheit der Christen insgesamt und der Nan Ban im Allgemeinen als eine Bedrohung für die Stabilität seiner Macht.
Im Jahr 1587 erließ der Kampaku (politischer und militärischer Führer) Hideyoshi, "Marschall der Krone" in Nagasaki, ein Edikt, das ausländischen Missionaren befahl, das Land zu verlassen. Sie arbeiteten jedoch weiterhin im Untergrund. Zehn Jahre später begannen die ersten Verfolgungen. Am 5. Februar 1597 wurden sechsundzwanzig Christen (sechs Franziskaner, drei Jesuiten und siebzehn Japaner) gekreuzigt.
Im Jahr 1614 verbot der Shogun Tokugawa Ieyasu, Herrscher Japans, in einem weiteren Edikt das Christentum und untersagte den japanischen Christen die Ausübung ihrer Religion. Am 14. Mai desselben Jahres fand die letzte Prozession durch die Straßen von Nagasaki statt, die sieben der elf bestehenden Kirchen der Stadt berührte; alle wurden später abgerissen.
Die Politik des Regimes wurde zunehmend repressiver. Zwischen 1637 und 1638 brach in Shimabara, in der Nähe von Nagasaki, ein Volksaufstand aus. Der Aufstand, der hauptsächlich von Bauern angeführt wurde, wurde von dem christlichen Samurai Amakusa Shiro blutig niedergeschlagen, und es folgten mehrere Hinrichtungen von Anhängern. Schätzungsweise 40.000 Konvertiten wurden ermordet. Im Jahr 1641 erließ der Shogun Tokugawa Iemitsu ein Dekret, das später als Sakoku ("Gepanzertes Land") bekannt wurde und mit dem er jede Form von Kontakt zwischen der japanischen Bevölkerung und Ausländern verbot. Von da an schufen die Christen eine Symbolik, ein Ritual und sogar eine eigene Sprache, die außerhalb ihrer eigenen Gemeinschaften unverständlich waren. Im Jahr 1644 wurde der letzte verbliebene christliche Priester zum Tode verurteilt.


“Verborgenes Christentum” und Märtyrer

Zweieinhalb Jahrhunderte lang blieb Nagasaki das einzige Tor zum Handel mit Europa und dem asiatischen Kontinent. Der Hafen, seine Umgebung und die der Küste vorgelagerten Inseln (Hirado, Narushima, Iki) boten den wenigen Christen, die sich versteckt hielten, Zuflucht. Ohne Priester und Kirchen organisierten sich die Katholiken selbst: Der Dorfvorsteher leitete die Gemeinschaft, legte die religiösen Feiertage nach dem christlichen Kalender fest und bewahrte die heiligen Bücher auf; der Katechet unterrichtete die Kinder; der Täufer spendete das erste Sakrament; der Verkünder besuchte die Familien, um die Sonntage, die christlichen Feste, die Tage des Fastens und der Enthaltsamkeit anzukündigen.
Der Franzose Théodore-Augustin Forcade war der erste Apostolische Vikar Japans von 1846 bis 1852, dem Jahr, in dem er das Land aufgrund von Verfolgungsdekreten verlassen musste. Er konnte sein Amt jedoch nie aktiv ausüben, da es ihm unmöglich war, den Archipel zu erreichen. Bischof Forcade wurde später Bischof von Nevers. Nach den Erscheinungen von Lourdes im Jahr 1858 verbreitete sich die Verehrung der Muttergottes in Japan.
Im Jahr 1853 wurde das Land auf Druck der Vereinigten Staaten wieder für ausländische Beziehungen geöffnet. Obwohl der Proselytismus weiterhin verboten war, kamen zahlreiche Missionare des katholischen, protestantischen und orthodoxen Glaubens ins Land. Das Christentum gelangte erneut über Handels- und Botschaftswege ins Land und landete in den Häfen von Kobe und Yokohama.
Im Jahr 1862 sprach Papst Pius IX. die sechsundzwanzig Christen, die im Jahr 1597 den Märtyrertod erlitten hatten, heilig. Im folgenden Jahr errichteten französische Missionare in Nagasaki eine Kirche zu ihrem Gedenken: die Oura-Kirche, die den Märtyrern gewidmet ist.
Mit der Meiji-Restauration von 1871 wurde die Religionsfreiheit eingeführt und damit das Existenzrecht der christlichen Gemeinschaften anerkannt. Es wurden neue Kirchen gebaut, die größtenteils von französischen Vorbildern inspiriert waren. Die christliche Botschaft konnte sich in Handelsstädten wie Osaka und Sendai und sogar in der damaligen Hauptstadt Kyoto verbreiten. Die Zisterziensergemeinschaften drangen bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die nördlichen Gebiete der Insel Honshu und sogar bis nach Hokkaido vor. Am 24. Februar 1873 hob die japanische Regierung das aus dem Jahr 1614 stammende Verfolgungsedikt auf. Im Jahr 1888 wurde das Recht auf Religionsfreiheit anerkannt, das 1899 um das Recht erweitert wurde, den eigenen Glauben zu verkünden und Sakralbauten zu errichten.


Die Kirche mit japanischem Antlitz

Der erste Bischof japanischer Nationalität nach der Rückkehr der Religionsfreiheit war Januarius Kyunosuke Hayasaka, der am 16. Juli 1927 zum Bischof der Diözese Nagasaki (heute Erzdiözese) ernannt wurde.
Im Jahr 1930 wurde eine Mission zur Evangelisierung Japans von Maximilian Maria Kolbe und seinen Mitbrüdern durchgeführt. Zu den Errungenschaften dieser Mission gehörte in den 1950er Jahren die Entstehung des "Ameisendorfs", in dem die Armen und die infolge des Krieges Vertriebenen unterkamen. Der Betreuung armer Kinder widmete sich Elisabeth Maria Satoko Kitahara aus, die 2015 zur Ehrwürdigen erklärt wurde.
Nach den schwierigen Jahren des japanischen Militarismus und des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer gewissen Wiederbelebung der katholischen Gemeinde. Auch der berühmte Admiral Isoroku Yamamoto gehörte ihr an.
Johannes Paul II. war 1981 der erste Papst, der das Land besuchte. Im Anschluss an den Aufruf zur Versöhnung und zum Frieden am 25. Februar organisierte die japanische Bischofskonferenz die "Zehn Tage für den Frieden" (Ten Days for Pieace), eine Reihe von Veranstaltungen, die jedes Jahr zum Gedenken an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki stattfinden. Die Veranstaltung, an der alle japanischen Diözesen teilnehmen, steht auch anderen Religionsgemeinschaften offen.
Einige katholische Gebäude wurden zum "nationalen Kulturgut" erklärt. Japan hat auch eine Liste von Denkmälern erstellt, die der UNESCO vorgelegt werden soll. Sie umfasst 47 Gebäude, die zwischen 1864 (die Oura-Kathedrale, die von dem französischen Missionar Pierre-Théodore Fraineau entworfen wurde) und 1938 errichtet wurden, sowie die neue Kathedrale von Urakami, die 1959 gebaut wurde, und die Kirche der 26 Märtyrer, die 1962 errichtet wurde.
Am 24. November 2008 wurden in Nagasaki 188 katholische Märtyrer, die zwischen 1603 und 1639 gefoltert und getötet wurden (alle Laien außer dem Jesuitenpater Kibe), in einer Zeremonie in Anwesenheit von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.
Im Jahr 2019 besuchte Papst Franziskus vom 23. bis 26. November Japan. Im Rahmen seines Besuchs stattete er Kaiser Naruhito einen Höflichkeitsbesuch ab, hielt Reden über Atomwaffen und erinnerte an die Märtyrer. Die apostolische Reise hat wesentlich dazu beigetragen, die katholische Kirche in den politischen, intellektuellen und kulturellen Kreisen des Landes bekannt zu machen, so dass auch der Durchschnittsbürger die katholische Kirche von den vielen anderen christlichen Konfessionen unterscheiden kann. Allerdings fällt es der Bevölkerung normalerweise immer noch schwer, Katholiken von Christen anderer Konfessionen zu unterscheiden.
(Fides 10/4/2024)


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