AFRIKA/NIGERIA - Konflikt zwischen Tiv und Jukun in Wukari: Bemühungen der Kirche um Befriedung

Dienstag, 7 November 2023 gewalt  

Abuja (Fides) - Ein Kreuz soll den von jahrhundertelangen Konflikten gezeichneten Völkern Hoffnung geben und wurde zu diesem Zweck von Pfarrer Anthony Odey seiner Pfarrei "St. James" im Taraba State (im Osten Nigerias), die zur neu gegründeten Diözese Wukari (vgl. Fides 14/12/2022) gehört, aufgestellt.
"Die Menschen in der Gemeinde haben immer Angst, nach Hause zu gehen, weil es keinen Frieden gibt. Und wenn das Evangelium Jesu gepredigt werden soll, brauchen wir Menschen, die zu uns kommen können, um zu beten und darauf zu vertrauen, dass Gott sie heilt und wiederherstellt", so der katholische Priester gegenüber „La Croix International“.
Um die Bedeutung der Initiative von Pfarrer Anthony zu verstehen, muss man die Geschichte des anhaltenden Konflikts in der Region Wukari im Bundesstaat Taraba in Betracht ziehen, der sich auch auf den benachbarten Bundesstaat Benue erstreckt.
Der Konflikt zwischen den Völkern der Tiv und der Jukun ist nur einer von vielen anhaltenden Landkonflikten in verschiedenen Teilen Nigerias, von denen einige auf die britische Kolonialisierung zurückgehen. Es handelt sich wahrscheinlich um den ältesten Konflikt in Nigeria, da er einigen Studien zufolge bis in die 1860er Jahre zurückreicht. Historisch gesehen waren die Jukun die ersten Siedler in Wukari, während die Tiv von ihnen als Einwanderer betrachtet werden, die kein Recht haben, in Wukari zu leben. Früher pflegten die beiden Völker jedoch eine jahrhundertelange freundschaftliche Beziehung.
Während der Kolonialzeit wiesen die Briten Wukari den Jukuns auf Kosten der Tivs zu. Infolge dieser Entscheidung verleugneten die Tivs die Ansprüche ihrer Rivalen auf den alleinigen Besitz des Landes und lehnten unter anderem die bei den Jukuns üblichen Verfahren für die Verteilung von Landrechten durch ihre traditionellen Häuptlinge ab.
Am Vorabend der Unabhängigkeit Nigerias vom Vereinigten Königreich brach der Konflikt 1959 nach dem Sieg eines Tiv gegen einen Jukun als Vertreter der Wukari-Föderation auch im Repräsentantenhaus in Lagos aus. Seitdem sind die Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen nicht zuletzt auch mit politischen Manövern um die Kontrolle der Regierung des Bundesstaates Taraba und mit Wahlen auf Bundesebene verknüpft.
Die gewalttätigsten Episoden wurden in den Jahren 1959, 1964, 1976, 1990-1992 verzeichnet, aber der Konflikt erreichte seinen Höhepunkt zwischen 2000 und 2001, was zu Verlusten an Menschenleben und Eigentum führte, einschließlich der Vertreibung von mehreren tausend Menschen aus Wukari. Weitere Gewaltausbrüche gab es in jüngerer Zeit seit 2019. In diesem Jahr (vgl. Fides 30.8.2019) wurde Pfarrer David Tanko, ein katholischer Priester, der an der Vermittlung in dem seit langem andauernden Konflikt mitgewirkt hatte, getötet.
(L.M.) (Fides 7/11/2023)


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