Minna (Fides) - "Unser Land erlebt weiterhin konfliktreiche Situationen. Sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft im Allgemeinen", schreibt der Weihbischof von Minna, Luka Sylvester Gopep, an Fides über die Eskalation von Gewalt, Kriminalität und Korruption in Nigeria. "Wir befinden uns alle in einem wirklich schwierigen Kontext. Das politische Ökosystem ist von Streitigkeiten durchdrungen, und wie immer haben es die Ärmsten am schwersten. Die Abschaffung der Treibstoffsubventionen und der Verfall der Landeswährung Naira gegenüber dem Dollar haben den kleinen und mittleren Unternehmen unsägliches Leid beschert. Unsere Gemeindemitglieder machen sehr harte Zeiten durch, und die Regierung scheint sich nicht darum zu kümmern. Die Situation wird durch die Aktivitäten von bewaffneten Banden, Räubern und Kriminellen verschlimmert, die das Gefühl von Angst und Misstrauen verstärken".
Der Weihbischof beschreibt die schwere Krise, die das Land in allen Regionen erlebt. "Während der Nordosten von der Gruppe Boko Haram eingedämmt wird, sieht sich das nördliche Zentrum unsäglichen Angriffen auf Bauern durch angebliche Fulani-Nomaden gegenüber", erklärt er. Der Nordwesten wird von bewaffneten Banditen belagert, und der äußerste Süden ist mit Konflikten mit dem der separatistischen Bewegung „Indigenous People of Biafra“ (IPOB), die die alte Republik Biafra wiederherstellen will, und der paramilitärischen Organisation des IPOB, dem „Eastern Security Network“ (ESN), konfrontiert. „Wir können zweifellos sagen, dass das, was wir durchmachen, eine Kombination aus wirtschaftlicher Not und Unsicherheit ist, die ein Klima geschaffen hat, in dem das Überleben der "Stärksten" und die konsequente Eliminierung der "Untauglichen" an erster Stelle steht. Wir leben in schweren Zeiten, aber wir bleiben stark im Gebet", betonte Bischof Gopep.
„Die Veränderung, die man erwarten würde, sollte durch die Wahlen kommen", erklärt er mit Blick auf das hohe Maß an Bestechung und Korruption, das die politische Klasse Nigerias verursacht. „Leider haben die letzten allgemeinen Wahlen, die durch Stimmenkauf, Einschüchterung der Wähler und ein kompromittiertes Wahlgremium gekennzeichnet waren, wie die Europäische Union (EU) in ihrem Bericht feststellte, die Menschen nicht in die Lage versetzt, die von ihnen gewünschten Führer zu wählen (vgl. Fides 24/2/2023). All dies hat bei den Menschen Reaktionsmechanismen ausgelöst, die die Situation weiter verschlimmern. Meiner Meinung nach sind die ständigen Konflikte ein Symptom für eine größere Krankheit, die zu Apathie führt. Die Menschen haben keine Armee, um Rebellen, Banditen oder Entführer abzuwehren. Der Sicherheitsapparat befindet sich in den Händen von Politikern, die sich unrechtmäßig durchsetzen, wie sollen die Menschen also sonst reagieren?"
"Wir, die Kirche vor Ort werden als Träger der Hoffnung weiterhin unser Bestes tun, um die Menschen, die bereits so geprüft sind, zu beruhigen und ihnen nicht von vorneherein zu misstrauen,“, betont der Weihbischof, „Ich wage zu behaupten, dass unser Volk, die Wählermassen, ohne unser Eingreifen vielleicht Maßnahmen ergriffen hätten, die sich negativ auf die Leiter der korrupten öffentlichen Ämter ausgewirkt hätten. Niemand will eine blutige Revolution. Das bedeutet, dass die Politiker den Erwartungen gerecht werden müssen. So sind die Putsche in Niger, Mali, Tschad, Burkina Faso und Guinea ein Beweis für schlechte Führung in Afrika. Wo Autoritarismus und Straflosigkeit zur Priorität werden, greifen die Menschen zur ‚Selbsthilfe‘. In Simbabwe zum Beispiel wusste niemand, dass Robert Mugabe eines Tages friedlich abgesetzt werden würde, ohne dass jemand erschossen wird oder sein Leben verliert. Der Punkt ist, dass die herrschende Klasse die Menschen nicht als selbstverständlich ansehen darf“.
In Bezug auf die Diözese Minna bestätigte der nigerianische Prälat, dass die Diözesankommission für Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden zusammen mit Bischof Martin Uzoukwu einen Pastoralplan entwickelt, um den Bedürftigen zu helfen, insbesondere den Menschen, die von bewaffneten Banditen aus ihren Häusern vertrieben wurden. "Unser vorrangiges Ziel ist es, den Familien eine Existenzgrundlage zu verschaffen und ihren Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Außerdem bauen wir ein pastorales Zentrum, um es zu einem Treffpunkt für das Volk Gottes in der Diözese zu machen und Schutz für gefährdete Menschen zu bieten, deren Leben in Gefahr ist", betont er.
"Positiv zu vermerken ist", so Bischof Gopep abschließend, "dass die Ortskirche Zeuge bedeutender Ereignisse war, wie zum Beispiel die gerade beendete Vollversammlung der Katholischen Bischofskonferenz von Nigeria in Abuja, bei der wir den scheidenden Nuntius, Erzbischof Antonio Guido Filipazzi, für seinen sechsjährigen verdienstvollen Dienst für Gott und die Menschheit würdigten. Außerdem durften wir uns kürzlich über neue Bischofsernennungen freuen: Mark Nzukwein in der Diözese Wukari, Habila Daboh aus der Diözese Zaria und Simon Okezuo in der Diözese Ahiara. Mit der Gründung der neuen Diözeses Katsina, wurde Geral Musa zum ersten Bischof der neuen Diözese erinannt. Wir sind Papst Franziskus sehr dankbar für seine Großherzigkeit und seinen großzügigen Geist“.
Trotzdem ist die anhaltende allgemeine Unsicherheit mit Angriffen, Morden oder Entführungen von Priestern und Ordensleuten alarmierend. Zu den jüngsten Fällen gehören die Ermordung und Verbrennung eines jungen Seminaristen in der Diözese Kafanchan (vgl. Fides 8/9/2023), die Entführung von Priestern und Seminaristen in den Diözesen Minna und Enugu (vgl. Agenzia Fides 22/9/2023) sowie von drei Mönchen in Eruku (vgl. Fides 20/10/2023).
(AP/LG) (Fides 31/10/2023)