ASIEN/HEILIGES LAND - Katholischer Pfarrer von Gaza: “Niemand weiß, was uns erwartet”

Sonntag, 8 Oktober 2023 mittlerer osten   krisengebiete   kriege   geopolitik  

Gaza (Fides) - "Niemand weiß, wo das alles enden wird, und leider gibt es keine Anzeichen dafür, dass das, was gestern begann, bald enden wird", so beschreibt Pfarrer Gabriel Romanelli, der die katholische Pfarrei der Heiligen Familie in Gaza leitet, das Gefühl der Ungewissheit, das in der lokalen Bevölkerung nach dem massiven Angriff der Hamas auf Israel vorherrscht. Vor allem die Erinnerung an das, was in der Vergangenheit in anderen Phasen des Konflikts geschehen ist, wiegt schwer. "Für viel weniger ernste Situationen als die gegenwärtige", erinnert sich der argentinische Priester vom Institut des fleischgewordenen Wortes, "begannen hier in der Vergangenheit sehr lange Kriege. Und angesichts all dessen werde ich immer wieder an den Appell von Papst Pius XII. vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erinnert: Nichts ist mit dem Frieden verloren, aber alles kann mit dem Krieg verloren sein. Diese Worte wurden auch vom Heiligen Johannes Paul II. wiederholt“. Für Pfarrer Gabriel kann man jetzt nur noch "beten und hoffen, dass der Krieg so bald wie möglich endet, damit die Wunden nicht so schwer heilen, und sich dann für die Gerechtigkeit und den Frieden einsetzen, den so viele Israelis und Palästinenser in ihren Herzen ersehnen".
Der Angriff auf israelisches Gebiet begann im Morgengrauen am Samstag, den 7. Oktober. Tausende von Raketen, die aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden, schlugen in den Gürtelgebieten des Gazastreifens sowie in Tel Aviv und Aschkelon ein. Bei Razzien der Hamas erreichten in den dem Gazastreifen am nächsten gelegenen israelischen Siedlungen wurden Geiseln genommen. Bei den Angriffen wurden unter anderem Marineinfanteristen und Gleitschirmflieger eingesetzt. Die palästinensische Aktion wurde als "Operation 'Al Aksa-Flut" angekündigt, während Israel die Operation "Eisenschwerter" startete.
Die israelische Reaktion bestand in Luftangriffen und Bombardierungen des Gazastreifens. Die Zahl der Todesopfer steigt weiter an. Einen Tag nach Beginn des Angriffs beläuft sich die Zahl der Toten nach ersten offiziellen Angaben auf beiden Seiten auf mindestens 800. Unterdessen erklärten Sprecher der israelischen Armee, sie hätten israelische Zivilisten aus den Siedlungen im Gürtel um den Gazastreifen evakuiert, um Militäroperationen gegen die dort verbarrikadierten militanten Hamaskämpfer vorzubereiten.
Beim sonntäglichen Angelusgebet mit den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen äußerte sich auch Papst Franziskus am gestrigen 8. Oktober "Sorge und Trauer" über die Geschehnisse im Heiligen Land, "wo die Gewalt stärker eskaliert ist und Hunderte von Toten und Verletzten gefordert hat". Im Anschluss an das Angelusgebet drückte er seine Verbundenheit mit den Familien der Opfer aus und betete für sie "und für alle, die Stunden des Terrors und der Angst erleben". „Krieg", so der Papst weiter, "ist eine Niederlage: Jeder Krieg ist eine Niederlage! Lasst uns für den Frieden in Israel und Palästina beten".
(GV) (Fides 8/10/2023).


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