AFRIKA/D.R. KONGO - WIEDERAUFNAHME DES KRIEGES IM SÜDOSTEN DER DEMOKRATISCHEN REPUBLIK KONGO: EINE ANALYSE ZUR GEGENWÄRTIGEN LAGE. WESHALB KONZENTRIEREN SICH RUANDISCHE TRUPPEN? WESHALB WERDEN NEUE MILIZEN REKRUTIERT? IM MITTELPUNKT STEHT EINE DER REICHSTEN UND GLEICHZEITIG ÄRMSTEN REGIONEN AFRIKAS

Dienstag, 7 Oktober 2003

Kinshasa (Fidesdienst) – Dem Fidesdienst liegen weitere Berichte zur möglichen Wiederaufnahme der Kriegshandlungen in der Region Südkivu (im Südosten der Demokratischen Republik Kongo) vor. (vgl. Fidesdienst vom 26. September 2003). In einer dem Fidesdienst vorliegenden Analyse zur gegenwärtigen Lage bestätigen einheimische Beobachter: „alle sprechen vom Ausbruch eines neuen Konflikts ohne dass die internationale Staatengemeinschaft und die UN-Mission im Kongo (MONUC) etwas dagegen unternehmen“.
Nach Aussage der einheimischen Beobachter gibt es verschieden Interpretationen für einen neuen Krieg:
1) Die Wiederaufnahme der Kriegshandlungen ist das Werk von Offizieren der Guerillabewegung RCD (Rassemblement Congolais pour la Democratie), die versuchen den Frieden in den Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo von einer Amnestie für die des Mordes an Staatspräsident Laurent Désire Kabila und der Bombenangriffe auf Zivilisten beschuldigten Rebellen abhängig zu machen.
2) So genannte „Falken“ aus den Reihen der RCD wollen durch einen totalen Krieg die Macht im ganzen Land übernehmen
3) Da ein Großteil der Probleme bezüglich des Zusammenlebens zwischen den verschiedenen Ethnien und der Machtverteilung in der Demokratischen Republik Kongo gelöst wurden vermutet man auch Druckausübung aus dem Ausland
4) Grund für die Wiederaufnahme der Kriegshandlungen könnte die Unzufriedenheit der Anführer bestimmter Ethnien im Südkivu hinsichtlich der Machtverteilung zwischen den verschiedenen kriegführenden Parteien und der Regierung in Kinshasa sein.
Diesen unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen Vermutungen stellen die Beobachter jedoch die Tatsache gegenüber, dass Vorbereitungen für einen neuen Krieg stattfinden. Insbesondere werden neue Milizen rekrutiert und ruandische Truppen im Inneren des Landes stationiert. Gleichzeitig fanden in Goma und Bukavu bereits mehrere Treffen ruandischer und kongolesischer Offiziere statt.
„Mit Sicherheit finden zur Zeit Manöver zur Destabilisierung des Landes statt, die über die einzelnen Stammeskonflikte hinaus, auf die Reichtümer des Landes abzielen“, so Schwester Teresina Caffi, eine italienische Xaverianer Missionsschwester, die die Gruppe „Frieden im Kongo“ leitet, gegenüber dem Fidesdienst. „Bereits Ende August wahr ein Staatsstreich gegen Präsident Joseph Kabila geplant, doch nach dem sich Bürgerrechtler, die sich über Internet für den Frieden mobilisiert und auf dese Pläne hingewiesen hatten, konnte die Umsetzung des Vorhabens verhindert werden“. „Die ganze Welt konzentriert ihr Interesse auf die militärischen Aspekte des Krieges und man vergisst dabei die wirtschaftlichen Aspekte. Ist es ein Zufall, dass die Kriegsgebiete, in denen sich die verschiedenen Volksgruppen im Kongo bekämpfen, jene Gebiete sind, in denen sich auch die größten Vorkommen an Bodenschätzen befinden?“, so Schwester Teresina. (LM) (Fidesdienst, 7/10/2003 – 45 Zeilen, 427 Worte)


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