AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Nach Unterzeichnung des Friedensabkommens: "Es gibt einen großen Bedarf, aber auch viele Möglichkeiten, die Dinge zu ändern"

Donnerstag, 5 Januar 2023

Cuamm

Adigrat (Fides) – Die Umsetzung des Friedensabkommens, das von der Regierung in Addis Abeba und den Separatisten der äthiopischen Region Tigray unterzeichnet wurde kommt nur mühsam voran (vgl. Fides 03/11/2022). Die Zusammenstöße haben die Bevölkerung erschöpft, Tausende von Opfern gefordert, etwa 2 Millionen Binnenvertriebene hervorgebracht. Der Zugang zu Hilfsgütern, um den Mangel an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten, lebensnotwendigen Gütern und Benzin zu beheben, war massiv beeinträchtigt. Die einzige Bedingung, die bisher erfüllt wurde, ist die Wiederaufnahme der humanitären Hilfe für die Region im Norden Äthiopiens, wo die Nahrungsmittelkrise und der Mangel an Medikamenten infolge der Konflikte zu einem Beinahe-Zusammenbruch der humanitären Versorgung geführt haben.
"Tigray hat einen enormen Bedarf an humanitärer Hilfe. Viele Vertriebene benötigen dringend medizinische Versorgung und Nahrungsmittelhilfe, und die Unterbrechung lebenswichtiger Dienste hat zu einer steigenden Nachfrage geführt, insbesondere in den Bereichen Ernährung und Gesundheit", so Yonas Tadesse, Projektleiter des italienischen medizinischen Hilfswerks „Medici con l’Africa Cuamm“ in Tigray. „Aufgrund des lang anhaltenden Stromausfalls war es für die Mitarbeiter vor Ort schwierig, mit der Zentrale zu kommunizieren, wodurch sich der rechtzeitige Informationsfluss verzögerte. Der Zugang der humanitären Hilfe für Tigray auf dem Land- und Luftweg war ebenfalls unterbrochen, was die Durchführung der Hilfsmaßnahmen behinderte. Vor allem Mütter und Kinder haben unter dem Mangel an Gesundheitsdiensten gelitten: Das Gesundheitspersonal hat in den letzten zwei Jahren kein Gehalt erhalten und die Verlegung von Patienten in geeignetere Gesundheitseinrichtungen wurde ausgesetzt", berichtet der Projektleiter.
Die Maßnahmen des italienischen Hilfswerks konzentrieren sich auf die Regionen Mekelle, Adwa und Adigrat, wo drei Gesundheitseinrichtungen unterstützt, Medikamente bereitgestellt, die Behandlung und Verlegung von Kranken organisiert werden. Unterdessen soll auch das Personal vor Ort soll geschult und das Bewusstsein in den Gemeinden geschärft werden. Zudem werden Hygienekits zu verteilt. Von Mai bis Dezember 2022 schulte Cuamm mit Unterstützung der Europäischen Union bereits insgesamt 173 Gesundheitsfachkräfte (96 Männer und 77 Frauen) in Mekelle, Adigrat und Adwa. Dort wurde auch eine Klinik für Mütter- und Kindergesundheit im Gesundheitszentrum St. Merry in Edaga Hamus wieder aufgebaut, während im Krankenhaus Kidane Mihirt 70 Entbindungen sowie drei Kaiserschnitte durchgeführt werden konnten. Insgesamt 57 Frauen und Kinder wurden an andere Einrichtungen mit spezialisierten Abteilungen überwiesen. Außerdem wurden in diesen Monaten 17.809 ambulante Untersuchungen durchgeführt.
"Es gibt einen großen Bedarf, aber auch viele Möglichkeiten, die Dinge zu ändern", so Tadesse zuversichtlich.
(AP) (Fides 5/1/2023)


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