ASIEN/BANGLADESCH - Nach besonderer geistlicher Begleitung: Zehn Eheaare entscheiden sich für eine kirchliche Trauung

Montag, 14 November 2022 ehe  

Dinajpur Diocese

Thakurgaon (Fides) – Nachdem sie bereits mehrere Jahre als Ehepaar zusammengelebt hatten entschieden sich zehn Paar jetzt für eine kirchliche Trauung. Begleitet wurden die zehn Ehepaare auf diesem Weg von Pfarrer Anthony Sen aus Dinajpur im Norden Bangladeschs. "Sie lebten zusammen und bekamen Kinder, sie begannen ein Familienleben ohne das Sakrament“ berichtet Pfarrer Sen gegenüber Fides. Dies habe verschiedene Gründe und hänge auch mit der Säkularisierung zusammenhängen, die sich auch in Bangladesch allmählich weit verbreitet. „Wir haben ihnen vorgeschlagen, den christlichen Lebensstil in der Ehe zu entdecken, der ein ‚Leben zu dritt‘ ist: die Eheleute in Gegenwart Gottes. Sie hörten uns zu und wir begannen einen Weg der Vorbereitung und der geistigen Vertiefung und schließlich baten sie um das Geschenk des Sakraments, worüber wir glücklich sind", betont Pfarrer Sen.
Als Gemeindepfarrer lernte der Geistliche im Laufe der Jahre ihre jeweilige Situation kennen. „Doch in der Zeit des synodalen Weges, als die Gemeinschaft versuchte, alle Gläubigen einzubeziehen, lernte ich sie richtig kennen, und wir begannen ein pastorales Treffen, ganz im Sinne der synodalen Kirche. Wir interessierten uns im Detail für ihre Situation, und der Wunsch, gemeinsam mit allen Mitgliedern der Kirche zu gehen, inspirierte unsere Schritte. Es war eine synodale Erfahrung", so Pfarrer Sen der die katholische Gemeinde im Stadtteil Ruhea in Thakurgaon leitet.
Der Weg dieser zehn Ehepaare war auch eine Quelle der Inspiration. Fünfzehn weitere Paare, die sich nun auf denselben Weg begeben haben, werden im Januar nächsten Jahres das Sakrament der Ehe empfangen.
"Die Getauften sind wirksame Mitglieder unserer Gemeinschaft. Wir alle können Entscheidungen treffen, die uns von Gott wegführen, aber es liegt in der Verantwortung eines jeden, weiterhin die Schönheit der Liebe Gottes und die besondere Gnade zu verkünden, die uns im Sakrament geschenkt wird und die das gesamte Leben der Familie durchdringt“, sagt Pater Sen, der auch Sekretär der diözesanen „Justitia et Pax“-Kommission in Dinajpur ist.
Der Pfarrer freut sich, dass die mit dem Synodenprozess eingeleitete umfassende pastorale Arbeit, zu der auch die Begegnung mit allen Gemeindemitgliedern gehört, unerwartete Früchte trägt. Die beteiligten Paare sagen, sie seien "glücklich und zufrieden, die Gnade des Sakraments und den Segen Gottes empfangen zu haben, der ihrer ehelichen Beziehung und der Familie neues Leben und neuen Schwung verleiht".
"In der Vergangenheit hatten wir immer wieder darüber nachgedacht, die Gottesdienste zu besuchen, aber wir waren unsicher, weil wir nicht wussten, ob man uns akzeptieren würden oder nicht; eines Tages kam der Pfarrer zu uns, wir unterhielten uns und brachen das Eis. Unser Herzenswunsch wurde angenommen", so eines der Paare gegenüber Fides. "Wir wissen, dass wir jeden Tag unermessliche Segnungen von Gott erhalten werden. Wir werden nun gemeinsam mit unseren Kindern ein Leben nach Gottes Willen führen", versprechen sie.
"Meine Frau und unsere drei Kinder sind glücklich, und ich auch“ so John Das. „Wir haben gemerkt, dass wir etwas verpasst hatten. Uns wurde klar, dass wir etwas Schönes und Großes verloren hatten, als wir uns entschieden, nicht kirchlich zu heiraten. Ich war distanziert und desinteressiert am Leben in der Gemeinde. Jetzt bin ich Jesus Christus begegnet, der mich annimmt, mich liebt und mir vergibt. Wir werden uns am Leben und an den Aktivitäten der Gemeinschaft beteiligen und einen Beitrag leisten. Wir haben anderen Paaren von unserer Entscheidung erzählt und auch sie sind nun an diesem gemeinsamen Weg mit dem Herrn interessiert“.
Traditionell leben Katholiken aus indigenen Völkern entsprechend ihrer Kultur und ihren Bräuchen zusammen, ohne dass eine formelle kirchliche Trauung erforderlich ist.
Wie der Professor für Soziologie an der Universität Dhaka, Shah Ehsan Habib, betont tragen zudem gesellschaftliche Veränderungen aufgrund der Auswirkungen von Globalisierung und Industrialisierung auch in Bangladesch dazu bei, dass Ehe und Familienleben immer problematischer werden. Zerrüttete Ehen und Scheidungen sind auch in Bangladesch ein weit verbreitetes Phänomen, berichtet auch Pfarrer Mintu L. Palma, Experte für Eherecht und Mitglied der Kommission für Familienpastoral der Erzdiözese Dhaka, die einen katechetischen Text für das Eheleben katholischer Paare veröffentlicht hat.
In dem Land mit islamischer Mehrheit gibt es auch "Mischehen" zwischen Christen und Muslimen: "Etwa 10-12 % der Katholiken heiraten Andersgläubige und wir als katholische Kirche akzeptieren das. Doch die Probleme beginnen, wenn einer der Ehepartner versucht, den Partner im Hinblick auf den Glauben zu dominieren", bemerkt Pfarrer Palmadazu .
Die katholische Kirche in Bangladesch plant deshalb eventuell bereits verheiratete oder zusammenlebende Paare seelsorgerlich besser zu begleiten. Bisher gibt es ein einziges Familienberatungsstelle für Ehepaare in Dhaka. Solche Zentren sollte es künftig in jeder Diözese geben, wünscht Pfarrer Palma.
In Bangladesch hat die katholische Kirche etwa 400.000 Mitglieder bei einer Bevölkerung von 165 Millionen, von denen 90 Prozent Muslime sind.
(PA-FC) (Fides 14/11/2022)


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