AFRIKA/MOSAMBIK - Bodenschätze in der Provinz Cabo Delgado: Unruhen als Folge von Interesse an Reserven?

Mittwoch, 19 Oktober 2022 dschihadisten   vertriebene  

Maputo (Fides) – Die Region verfügt nicht nur über Gas und Öl, sondern auch über Graphit, ein wesentlicher Bestandteil von Batterien für Elektroautos. Die Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks ist sozusagen ein „Energie-Eldorado“ für eine Welt, die zunehmend auf traditionelle oder erneuerbare Energiequellen angewiesen ist. Gleichzeitig leidet die lokale Bevölkerung in der Provinz seit Jahren unter anhaltender Gewalt.
Unterdessen streiken inzwischen die Bergarbeiter in der Mine in Twiggin der Nähe der Stadt Balama. Die Arbeiter fordern, dass ihre Löhne und Krankenversicherungen an die der Bergleute in anderen Minen in Mosambik angepasst werden. Die Mine bei Balama, die von einem australischen Unternehmen betrieben wird, wurde vom US-Energieministerium im Rahmen der Politik der US-Industrie, sich von chinesischem Graphit abzukoppeln, als strategisch wichtig eingestuft und das in Balama abgebaute Graphit wird in einer Anlage in Louisiana zu Batterieanoden für Elektroautos verarbeitet.
Auf dem Gebiet des Erdgases plant Mosambik in den nächsten zwei Wochen die Befüllung seines ersten Flüssigerdgas-Tankers für den Export aus dem Rovuma-Becken vor der Küste der Provinz Cabo Delgado. Von den drei bisher genehmigten Flüssiggasprojekten wird die Offshore-Plattform Coral Sul, weit entfernt von der bewaffneten Gewalt in Cabo Delgado, damit das erste sein, das Gas aus den größten Reserven der Welt exportiert.
Doch das Zusammentreffen des Beginns der Ausbeutung des enormen Bergbau- und Energiepotenzials der Provinz und islamistischer Unruhen im Jahr 2017 scheint kein Zufall zu sein. Während die einfachste Erklärung darin besteht, dass die lokale Bevölkerung (die nur zu einem geringen Teil muslimisch ist, während der Rest des Landes zu 75 % christlich ist) von den Einnahmen aus dem Bergbau zu profitieren will, gibt es auch andere, weit komplexere Hintergründe.
„Unter den Einwohnern Mosambiks und insbesondere in den Gebieten, die von den Aktionen der Dschihadisten betroffen sind, herrscht die Meinung vor, dass es sich um eine bewusste und gut organisierte Strategie handelt, um sie aus ihrem Land zu vertreiben", sagt Johan Viljoen, Direktor des Denis Hurley Peace Institute (DHPI) der Katholischen Bischofskonferenz des Südlichen Afrika (SACBC), in einem Interview mit Crux. "Es gab nie einen religiösen Konflikt.... Das hat nichts mit Religion zu tun", sagt Viljoen, der meint, dass es am einfachsten sei, „die Menschen vom Land zu vertreiben, indem man diesen so genannten Aufstand anheizt". "Die Menschen müssen fliehen, und die Genehmigung (die die Regierung ihnen für die Besiedelung des Landes erteilt) wird annulliert, so dass das Land an die multinationalen Konzerne vergeben werden kann", argumentiert Viljoen, der befürchtet, dass sich die Gewalt mit der Suche nach neuen Gasfeldern weiter im Süden in diese Richtung ausbreiten wird. "Wir sehen bereits, dass sich der Aufstand in diesen Gebieten nach Süden ausbreitet. Ist das ein Zufall?", fragt er sich abschließend.
Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) waren in den letzten fünf Jahren etwa eine Million Menschen gezwungen, vor der Gewalt in der Region zu fliehen.
(L.M.) (Fides 19/10/2022)


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