AFRIKA/NIGERIA - "Wie kann man Liebe in einem Land predigen, in dem Gewalt die Regel ist?”

Mittwoch, 18 Mai 2022 bischöfe   gewalt   verfolgung  

Abuja (Fides) - "Wie kann man Liebe in einem Land predigen, in dem Gewalt zur Regel geworden ist?", fragt sich Bischof Godfrey Igwebuike Onah von Nsukka im Bundesstaat Enugu (Südostnigeria). Er sei schockiert über die Ermordung der jungen Studentin Deborah Samuel am 12. Mai durch einen wütenden Mob, der sie der Beleidigung den Propheten Mohammed beschuldigte. Das Mädchen, das aus Tunga Magajiya im Bundesstaates Niger stammt, studierte am „Shehu Shagari College of Education“ im nördlichen Bundesstaat Sokoto.
"Heute hätte ich mich lieber in meiner Kapelle eingeschlossen, um zu beten und um mein Land zu weinen, in dem sich die Dunkelheit ausgebreitet hat", gestand der Bischof von Nsukka. "Weint und betet für Deborah Samuel, die getötet wurde, weil sie sich in einem Teil des Landes aufhielt, in dem sie glaubte, zu Hause zu sein, was sie aber nicht war".
Bischof Onah erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Anschläge auf Bischof Mathew Hassan Kuka von Sokoto, der für die Verhaftung der Verdächtigen im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod des jungen Mädchens verantwortlich gemacht wird. "Bischof Mathew Kuka, die Stimme der Stimmlosen, die in der ganzen Welt bejubelt wird, ist zur Zielscheibe derselben Stimmlosen geworden, die ihn nun als Teil ihres Problems und nicht als Teil der Lösung sehen", bedauert Bischof Onah.
"Ich hätte es vorgezogen, jetzt hier vor Ihnen zu stehen, um Ihnen von der Liebe zu erzählen, gemäß der heutigen Liturgie, um über das Wesen und die Bedeutung des Christentums nachzudenken, über die Liebe, die wir füreinander haben sollten", fuhr Bischof Onah fort. "Aber wie kann man in einem Land, in dem Gewalt zur Regel geworden ist, Liebe predigen? Ein Land, in dem Korruption zur Norm und Tradition geworden ist, in dem Straflosigkeit zum Gesetz geworden ist, in dem sich die Regierung so machtlos fühlt, dass sie nun an religiöse Führer appelliert“, so der stellvertretende Präsident der Vereinigung Bischöfe der katholischen Kirche in Westafrika anlässlich der Vollversammlung der Regionalen Bischofskonferenz CEREAO/ RECOWA (vgl. Fides 9/5/2022).
(L.M.) (Fides 18/5/2022)


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