ASIEN/HEILIGES LAND - Israelische Raketen treffen christliche Häuser in Gaza: Für Bischof Marcuzzo ist die israelische Antwort nicht „verhältnismäßig"

Freitag, 14 Mai 2021 mittlerer osten   jerusalem   bewaffnete konflikte   ortskirchen   geopolitik  

Jerusalem (Fides) – Von den massiven Angriffe der israelischen Luftwaffe auf den Gazastreifen sind auch Häuser christlicher Familien in der Nähe der katholischen Pfarrei von der Heiligen Familie betroffen sowie das Kloster und der Kindergarten der Schwestern vom Rosenkranz. Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo, Patriarchalvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem für Palästina und die Heilige Stadt, bestätigt gegenüber Fides. "Die israelischen Luftangriffe waren die Antwort auf Raketen, die von der Hamas auf das Territorium Israels abgefeuert wurden. Aber nach unseren Erkenntnissen sind die Überlegungen derer falsch, die in den USA die militärische Reaktion des jüdischen Staates als 'verhältnismäßig' definiert haben. Sie bombardieren aus der Ferne. In der Nähe des Klosters der Nonnen fiel eine Bombe. Unter den mehr als 100 Opfern sind Frauen und Kinder. Wieder einmal haben die berühmten ‚intelligenten Bomben‘ alle verletzt, ohne zwischen militärischen Zielen und der Zivilbevölkerung zu unterscheiden."
Der in Italien geborene, aber in Palästina zum Priester geweihte Bischof Marcuzzo, der seine Ausbildung am Priesterseminar in Beit Jala absolvierte, bittet, die Kette der Ereignisse und Provokationen nicht aus den Augen zu verlieren die die neue Gewalt im Heiligen Land entfesseln, wenn konkrete Wege gefunden werden sollen, um Gewalt und unschuldiges Blutvergießen zu stoppen. "Im Hintergrund", so der Patriarchalvikar, "gilt es den jahrzehntelang andauernden israelisch-palästinensischen Konflikt und vor allem die israelische Besetzung der palästinensischen Gebiete zu berücksichtigen. So lange die Ursachen, die dem Konflikt zugrunde liegen, nicht behoben und gelöst sind, reicht ein Funke aus, um alles wieder explodieren zu lassen. Das haben wir schon bei der ersten und zweiten Intifada gesehen“.
Die derzeitige Gewalt - bemerkt Bischof Marcuzzo - sei auf die Anhäufung einer Reihe von "unglücklichen Umständen" zurückzuführen, die die Spannungen um Jerusalem, den eigentlichen Knoten des Konflikts, wieder entfacht haben: zuerst die Enteignung palästinensischer Häuser im Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah , dann die Hindernisse, die die Israelis den muslimischen Gläubigen auferlegt haben, die am letzten Freitag des Ramadan die Al-Aqsa-Moschee erreichen wollten. Und schließlicher "Jerusalem-Tag" mit dem üblichen "Marsch der Flaggen“ mit dem israelische Nationalisten und Extremisten die arabischen Viertel der Altstadt durchqueren, um die israelische Vorherrschaft über die gesamte Heilige Stadt zu bekräftigen.
„Und wir dürfen nicht vergessen“, fügt Bischof Marcuzzo hinzu, „dass Israel verweigerte, die palästinensischen politischen Wahlen in Ostjerusalem abzuhalten, die am 22. Mai stattfinden sollten und aus diesem Grund verschoben werden mussten. Und auch der unglückliche Plan von US-Präsident Donald Trump, der Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt Israels anerkennt, hat die Ressentiments der arabischen Bevölkerung weiter angeheizt." Ein weiterer ernstzunehmender Faktor seien nun die bereits auf israelischem Territorium verzeichneten Zusammenstöße zwischen Arabern und Juden. "In den sogenannten gemischten Städten wie Haifa, Ramla, Jaffa oder Lod", bemerkt Bischof Marcuzzo, "war das Zusammenleben bisher relativ friedlich. Jetzt erreichen uns Nachrichten über Ausschreitungen und Straßenkämpfe zwischen Mitgliedern der beiden Gemeinschaften. Und wir haben auch verschiedene Bestätigungen dafür, dass die Sicherheitskräfte nicht immer unparteiisch eingreifen.“ Angesichts der Gewalt, die das Herz Jerusalems und des Heiligen Landes erneut zerreißt, „werden wir als Ortskirchen weiter versuchen, für den Frieden zu arbeiten", schließt Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo.
Im Land Jesu ist also wieder einmal "ein Wunder nötig", wie der Delegierte Administrator des Lateinischen Patriarchats Jerusalem Sami el Yousef auf bereits auf der Website des Patriarchats schrieb. Chief Executive Officer des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.
(GV) (Fides 14/5/2021)


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