Abed Rahim Khatib
Gaza (Fides) – Die dramatische Situation der Menschen im Gaza-Streifen, wo es in den vergangenen Tagen zu weiteren Einschränkungen bei der Stromversorgung kam sei nicht nur einer regionalen Politik geschuldet. Ursprung sei vor allem die vollkommene “Irrationalität” der westlichen Länder und deren verheerende Auswirkungen auf die gesamt Region “vom Irak bis Syrien”, so der emeritierte lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Michel Sabbah im Gespräch mit Fides.
Nachdem die israelische Regierung beschlossen hat die Stromversorgung im von der islamistischen Hamas regierten Gaza-Streifen um eine Dreiviertel Stunde am Tag zu kürzen, gibt es für die rund zwei Millionen palästinensischen Einwohner nur drei Stunden am Tag Strom. Der israelische Sicherheitsminister Gilad Erdan erinnert daran, dass die Palästinenser Behörde beschlossen habe, die Zahlungen für die Stromversorgung aus Israel für dieses Gebiet “drastisch zu kürzen”. “Diese Entwicklung”, so Erzbischof Sabbah “ist mit Sicherheit eine Folge der Irrationalität aller verantwortlichen Politiker in der Region: Israel, die Palästinenser, Ägypten und andere Regierungen der Region. Doch vor allem liegt die ursprüngliche Verantwortung bei der Weltpolitik, die vor allem die Vereinigten Staaten und andere westliche Länder in der Region verfolgen. Dies hat bereits viele Tote gefordert und sie wollen ihre geheimen Absichten bis zum Schluss, wobei vielleicht auch ein Krieg mit dem Iran nicht ausgeschlossen ist”.
Seit 2006 sind die Einwohner des Gaza-Streifens auf einer Fläche von 360 Quadratkilometer eingeschlossen. In Gaza leben nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 80% der Familien unterhalb der Armutsgrenze, 46% der Menschen sind Arbeitslos. Unter diesen dramatischen Umständen werden jeden Monat fast 5.000 Kinder geboren, was Pfarrer Raed Abusahliah, Leiter von Caritas Jerusalem als eine Art ‚demographischen Widerstand’ bezeichnet. “Die Einwohner von Gaza sind Opfer dieser finsteren Prozesse”, beklagt der emeritierte lateinische Patriarch von Jerusalem, “wie dies auch in Syrien, dem Irak und anderswo der Fall ist. Alle Akteure der Region, einschließlich der Palästinenser sind in den Strudel der Irrationalität geraten. Doch Kirchen und Völker sollten sich bewusst sein, dass dies Alles nur einer folge der Politik ist, die in diesem Teil der Welt von den globalen Mächten verfolgt wird”.
(GV) (Fides 14/6/2017)