AFRIKA/ÄGYPTEN - Wahlen in Ägypten: Vormarsch der muslimischen Kandidaten

Montag, 28 November 2005

Kairo (Fidesdienst) - „Ich glaube, dass diese Wahlen ein Versuch sind, der Welt ein Zeichen zu geben, einen Beweis dafür, dass die ägyptische Demokratie Fortschritte macht“, so ein Beobachter aus Kairo, der ägyptischen Hauptstadt, wo am 27. November der zweite Wahlgang der Parlamentswahlen stattfand.
Wie bereits beim ersten Wahlgang gab es vor allem einen Vormarsch der unabhängigen Kandidaten, die mit den „Muslimischen Brüdern“ in Verbindung stehen. Die Vereinigung der „Muslimischen Brüder“ war offizielle nicht nur den Wahlen zugelassen, nahm jedoch trotzdem mit dem Slogan „Der Islam ist die Lösung“ an der Wahlkampagne teil.
Der Vormarsch der Kandidaten, die mit der muslimischen Vereinigung in Verbindung stehen darf nicht verwundern“, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst. „In Ägypten, wie auch in anderen Ländern in Nordafrika und im Nahen Osten, ist die Religion eine wesentliche Wurzel der einheimischen Kultur. Die „Muslimischen Brüder“ haben sehr viele Anhänger unter den jungen Menschen und in den armen Gesellschaftsschichten, denn die Kandidaten sprechen dieselbe Sprache und versprechen Lösungen für konkrete Probleme: Wohnung, Arbeit, Gesundheit, usw. …“
Nach offiziellen von den „Muslimischen Brüdern“ verbreiteten Daten konnten die mit der Vereinigung in Verbindung stehenden Kandidaten eine historische Höchstzahl von 76 Sitzen auf sich vereinigen, obschon es zu Festnahmen, Einschüchterungen und Gewalt kam. Bei der Stichwahl konnte die Vereinigung weitere 26 Sitze für sich gewinnen, nachdem beim ersten Wahlgang bereit 47 Sitze an die Vereinigung gegangen waren. Ein weiteres Drittel der Sitze wird bei einem dritten Wahlgang am 1. Dezember vergeben werden.
„Diese Wahlen können für das Land eine Wende bedeuten, wen diejenigen, die gewinnen, in der Lage sein werden, die demokratischen Regeln zu respektieren“, so die Beobachter weiter. „Es muss dabei auch in Betracht gezogen werden, dass die Welt der islamischen Radikalen nicht einheitlich ist, wie dies auf den ersten Blick erscheinen mag. Es gibt intern vielmehr eine Vielfalt von Positionen. Das Problem besteht vielmehr darin, dass diese Positionen dazu tendieren in der Gesellschaft jene auszugrenzen, die nicht Muslime sind.“
Die „Muslimischen Brüder“ fordern mehr politische Freiheit und ein striktere Achtung der islamischen Gesetze und konnten beim ersten Wahlgang bisher 47 der insgesamt 444 Sitze des Parlaments auf sich vereinigen. Die Nationaldemokratische Partei des Präsidenten Hosni Mubarak erhielt dagegen 120 Sitze beim ersten Urnengang. (LM) (Fidesdienst, 28/11/2005 - 32 Zeilen, 373 Worte)


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