ASIEN/INDIEN - Im größten demokratischen Staat der Welt werden auf Druck der extremistischen RSS-Gruppe Wohnungen von 109 christlichen Familien demoliert. RSS: Die extremistische neonationale Bewegung entfernt sich zunehmend von der Spiritualität und der Toleranz eines tausendjährigen Glaubens

Dienstag, 7 Juni 2005

Bhubaneswar (Fidesdienst) - Die zuständigen Behörden des Verwaltungsbezirks Koraput im nordostindischen Unionsstaat Orissa haben eine Verordnung über die Demolierung von 109 Wohnungen christlicher Familien gebilligt. Dieser Beschluss stieß auf Empörung und die entstandenen Spannungen könnten Episoden der Gewalt zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften in der Stadt Jeyepore auslösen.
Wie einheimische Beobachter berichten, wurde der Beschluss von der „Rashtriya Swaymsevak Sang“ (RSS) angeregt. Die extremistische Gruppe inspiriert sich an der im Unionsstaat Orissa weit verbreiteten nationalistischen Hindutva-Ideologie, die sie wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzen. Im Verwaltungsdistrikt Koraput und in der Stadt Jeyepore sind Episoden der Intoleranz und der Gewalt solcher Gruppen keine Neuheit.
„Die Regierung hat sich nicht einmal um eine neue Unterkunft für die Familien bemüht, die ihre Wohnungen verlassen müssen“, so der Sprecher der Indischen Bischofskonferenz, Pater Babu Joseph, im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Es ist sehr traurig, dass sich die Behörden von solchen Bewegungen beeinflussen lassen. Dieses Vorgehen verstößt gegen die Freiheit und die Rechter der christlichen Familien. Es ist handelt sich um einen schweren Fall der Amtsuntreue und einen Verstoß gegen die von der Indischen Verfassung festgelegten Freiheiten. Wir fordern von der Regierung den Schutz der Rechte dieser Menschen und Maßnahmen gegen den sich ausbreitenden Fundamentalismus, zu dessen Vertretern auch die RSS gehört“.
Das „Terrorism Research Centre“ mit Sitz in Virginia (USA) nennt die RSS aufgrund ihrer Ideologie und ihrer älteren und jüngeren Geschichte zusammen mit 38 Gruppen unterschiedlicher ideologischer Prägung auf der Liste der terroristischen Gruppen. Die RSS ist in Indien weit verbreitet.
Die im militärischen Stiel aufgezogene Organisation der RSS ist der Geschichte und der pluralistischen und toleranten Kultur Indiens im Grunde fremd. Opfer dieser Strategie der Gewalt und der Intoleranz, wie sie von der RSS vertreten wird, sind heute 109 christliche Familien, die nichts anderes wollen, als in Frieden zu leben und ihre Kinder großzuziehen. Deshalb sollte man sich dafür einsetzen, dass Gruppen wie die RSS nicht zu einer Art neuer „SS“ werden, die die Geschichte eines großen friedlichen Kontinents mit seiner jahrhundertealten Tradition des friedlichen Zusammenlebens, zunichte machen, denn dieses Land gehört trotz aller Schwierigkeiten zu den wichtigsten Laboratorien des Dialogs und des Friedens. (Fidesdienst, 07/06/2005 - 35 Zeilen, 383 Worten)


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