ASIEN/INDIEN - Stammespriesterinnen bemühen sich um die Rettung des Hirseanbaus in Indien

Dienstag, 28 Juli 2015

Niyamgiri ( Fides) – Bis vor 60 Jahren machte der Hirseanbau in Indien 40% des gesamten Getreideanbaus aus. Trotz des beachtlichen Nährwertes an Protein, Vitamin B und Mineraliern wie Magnesium, Potassium, Zink und Kupfer, liegt der Anbau heute bei lediglich 11% der bebauten Ackerfläche. Nach Angaben der FAO, fing der Rückgang in den letzten Jahrzehnten mit der industriellen Entwicklung dieses an Mineralien so reichen Landes an, was dazu führte, dass Hirse nur noch als gewöhnliches Getreide angesehen und zu Viehfutter wurde und nicht mehr das Grundnahrungsmittel der Menschen war. Auf den Hügeln von Niyamgiri im Distrikt Rayagada des ostindischen Staates Odissa, wo die Unternährung weit verbreitet ist und der Hunger für 83% der Bevölkerung das Hauptproblem ist, glauben die Frauen des Stammes der Dongria Kondh (Waldbewohner, die die umliegenden Berge verehren) fest an den Nutzen der Hirse und bestimmen einen Teil der Hügel der Gegend für den Anbau. Sie vollführen rhythmische Tänze und bringen dem Gott der Wälder Gesänge dar als Bitte um reiche Ernten. Einem bestimmten Ritual folgend gehen diese “Priesterinnen”, die im Volksmund “bejunis” genannt werden, zu Fuß von Kadaraguma los, dem am Fuß von Niyamgiri gelegenen Dorfes mit großen Tongefäßen auf dem Kopf , einem Huhn und einer Taube. Sie ziehen von Tür zu Tür, von Dorf zu Dorf, um die Bewohner zu ermutigen und anzufeuern ihre einzige Habe, die Hirse, zurück zu erobern. Zu Fuß besuchen sie diejnigen, die antike Hirsesorten anbauen und bieten der “Bejuni” Huhn und Taube dar und bitten sie im Gegenzug um bestimmte Mengen Hirsesaat, die sie dann gleichmäßig unter 5 Familien des Dorfes der Reise-Priesterinnen aufteilen, welche dann im Juni aussaäen. Dafür geben die Priesterinnen ihnen 8 Körbe mit Korn für ihre Nachbarn, das Doppelte dessen, was sie anfänglich bekommen hatten. Dank des Regens ist die Dezmeber-Ernte durchschnittlich 50 mal mehr als das verwendete Saatgut. Dieses Ritual hat sich auch in den nahe gelegenen Gemeinden der “Dom” verbreitet; so konnten Hirsearten gerettet werden, die am Aussterben waren, wie “khidi janha” im Dorf Jangojodi und eine andere Art, “kanga-arka” genannt im Dorf Sagadi. In Indien ist der Hunger mit am weitesten in der Welt verbreitet. Nach FAO-Angaben sterben jedes Jahr ca. 195 Millionen Menschen an Hunger; die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jedes Jahr 1,3 Millionen Kinder an Hunger sterben. (AP) (28/7/2015 Fidesdienst)


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