AFRIKA/ÄTHIOPIEN - „DIESE MENSCHEN BRAUCHEN JEMANDEN DER FÜR SIE SPRICHT“: VERZWEIFELTER APPELL DER SALESIANERINNEN IN ZWAY

Donnerstag, 10 Juli 2003

Zway (Fidesdienst) – „Für die Menschen in Zway ist das Sterben ihrer Kinder NORMAL. Dieses Jahr des Hungers unterscheidet sich nur dadurch dass mehr Kinder sterben. Wir kennen einen Vater, der im vergangenen Monat drei Kinder verloren hat …“
Die Missionsschwestern des Salesianerordens in Zway wenden sich in einem dramatischen Appell and den Fidesdienst. In ihrem Bereicht beschreiben sie die verzweifelte Situation, in der sich das Land auf Grund der Hungersnot bereits seit langem befindet: „Über 8.200 Menschen sind beim Feeding Programme angemeldet“ erklärt Schwester Elisa, „und die Zahl dieser Menschen steigt im Verhältnis zur Verschlechterung der Ernährungslage. Eine Gruppe des Ärzteverbandes Ärzte ohne Grenzen hat die Mitarbeiter des Therapeutic Feeding Center in der äthiopischen Staat ausgebildet. Im Zentrum werden Kinder behandelt, die an schwerer Unterernährung leiden und deren Gewicht 70% unterhalb des Normalgewichts liegt. Aus einer Untersuchung der insgesamt 121.000 Einwohner von Woreda ging hervor, dass die Zahl der Kinder mit Untergewicht steigt. Auch die Zahl der Kinder bei denen die Funktion der inneren Organe gefährdet ist, nimmt zu. Bei diesen Kindern bläht sich oft der Bauch, weil die Nieren nicht richtig funktionieren.“!
Doch nach Ansicht von Schwester Elisa wird sich die Situation weiter zuspitzen: „Die Lage wird sich wahrscheinlich verschlechtert. Die Maisfelder in der Umgebung von Zway sind ausgetrocknet. Man wird neu säen müssen sobald es wieder regnet. Doch es fehlt an Saatgut und nach Angaben der örtlichen Behörden verfügen auch diese über keine weiteren Vorräte. Die Regenzeit hat noch nicht begonnen und es ist eigentlich schon zu spät. Wir warten und hoffen aber wir wissen auch, dass Mitte September die Regenzeit zu Ende ist. Wann soll die Ernte reifen? Wenn es nicht bald Regnet wird die Hungerzeit noch ein Jahr länger dauern!“
Schwester Ines, die ebenfalls als Missionsschwester in Zway tätig ist, berichtet vom Besuch des Unicef-Mitarbeiters Michael Gorden, der ein neues Protokoll für akute Hungersituationen entwickelt hat: Bei seinem jüngsten Besuch im Therapeutic Feeding Center erklärte er, er habe noch nie derart schwere Fälle bei Kindern in Äthiopien gesehen. „Nach unserem gemeinsamen Besuch in den Dörfern“, betont Schwester Ines, „meinte Herr Gordon, dass ein größeres Zentrum eingerichtet werden sollte, das mindestens 350-400 Kinder betreuen kann. Die Situation ist derzeit so schlimm, dass sich die Zahl der heute 150 schwer unterernährten Kinder in wenigen Tagen verdoppeln könnte … Wenn die Regierung weiterhin monatliche Rationen von nur 25 Kilo Getreide für eine 6/8köpfige Familie verteilt, wenn der Regen nicht einsetzt und die Ernte nicht reift …dann wissen wir nicht, was in Zukunft noch passieren wird!“
Ein weiteres Problem, auf das die Schwestern hinweisen, ist die Abholzung in den Wäldern der Region. Die Einwohner leben vom Verkauf von Holz und Kohle. Deshalb appellieren die Schwestern abschließend: „Wir bitten um Unterstützung in unserem abenteuerlichen Bemühen, eine Lösung für diese Situation zu finden, eine Situation, in der die Menschen im Stillen sterben. Denn es ist normal, dass man im Stillen stirbt. Gestern haben wir in einem Dorf einen Lehrer getroffen: in seinem Dorf mit 4000 Einwohnern besuchen 700 Kinder die Schule von der ersten bis zu sechsten Klasse. Allein in einer Woche starben zwei seiner Schüler und fünf Kleinkinder mussten begraben werden. Dabei bleibt die Zahl der Neugeborenen (bis zu zwei Monaten), die sterben unbekannt, denn sie werden in einem Loch vor dem Haus begraben und es ist als ob sie nie existiert hätten. Seit Oktober letzten Jahres sind wahrscheinlich zwischen 12 und 15 Neugeborene gestorben. Dies sind Informationen, die wir zufällig im Gespräch am Straßenrand erfahren haben in einem Dorf, das etwa 160 Kilometer von Addis Abeba entfernt ist…. Wir danken für jede Art von Hilfe und Unterstützung. (AP) (Fidesdienst, 10/7/2003 - 48 Zeilen, 621 Worte)


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