EUROPA/ITALIA - Akuter Bildungsnotstand im Nahen Osten: Möglichkeit des Schulbesuch für Millionen von Schülern nicht gewährleistet

Montag, 8 September 2014

Roma (Fides) – Der Beginn des Schuljahres war im Gazastreifen ursprünglich für den 24. August festgelegt. Nun wurde der Termin, der 240.000 Schüler betrifft auf den kommenden 14. September verschoben. Im Irak befinden sich unter den Flüchtlingen, die nach dem Vormarsch der Dschihadisten ihre Heimat verlassen müssen über 1,5 Millionen Kinder im Schulalter. Allein in der Autonomen Region Kurdistan werden rund 190.000 Kinder nicht zur Schule gehen können. Im ganzen Land sind in rund 2.000 Schulgebäuden Vertriebene untergebracht. Während in Syrien seit beginn des Krieges mindestens 3 Millionen Kinder die Schule abbrechen mussten. Nur ein Fünftel der Schulen können benutzt werden und es gibt weder Schulbücher noch Pulte oder funktionierende sanitäre Anlagen. Außerdem stehen in vielen Teilen des Landes keine Lehrer zur Verfügung. Dies dokumentiert das Italienische Rote Kreuz in einem in Zusammenarbeit mit dem italienischen Hilfswerk AGIRE (Agenzia Italiana per la risposta alle emergenze) herausgegebenen Dossier zu den Auswirkungen der gegenwärtigen Konflikte auf das Schulwesen.
Im ganzen Nahen Osten führen Konflikte, Zwangsmigration und Zerstörung von Schulgebäuden oder deren Umwandlung in Flüchtlingsunterkünfte dazu, dass für eine ganze Generation von Schülern die Möglichkeit des Schulbesuchs nicht gewährleistet ist. “Das Problem”, heißt es in dem Dossier, das dem Fidesdienst vorliegt, “betrifft nicht nur Minderjährige, die in diesen Regionen mit ihren Familien fliehen mussten, sondern auch viele Kinder und Jugendliche, die in Gebieten wohnen, in denen die Vertriebenen Zuflucht gesucht haben. Wo Schulgebäude nicht zerstört oder beschädigt oder als Basislager für bewaffnete Gruppen benutzt werden, kommen dort oft Flüchtlinge und Vertriebene unter. In vielen Fällen gibt es keine andere Wahl: Flüchtlingscamps sind überfüllt oder in einem prekären Zustand und die einzigen möglichen Unterkünfte, für diejenigen, die nicht privat untergebracht werden können, sind Parks, verlassene Gebäude und Schulen”.
Das Dossier enthält auch einen Augenzeugenbericht von Daniele Grivel, der als Mitarbeiter eines Hilfswerks im Irak tätig ist und die Situation in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan, als “explosiv” bezeichnet. “Wenn nicht rasch angemessene Lösungen gefunden werden”, so der Leiter der Mission der humanitären Organisation Intersos im Irak, “dann werden sich die Spannungen zwischen einheimische Kurden und Vertriebenen aus anderen Teilen des Landes zuspitzen. Deshalb versuchen wir mit informellen Bildungsangeboten, die in Zelten und mit doppeltem Turnus in den noch zur Verfügung stehenden Schulgebäuden durchgeführt werden zu helfen, doch wir werden nicht alle Anforderungen erfüllen können”. (GV) (Fides 8/9/2014).


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