Yangon (Fides) – Die birmanische Regierung wird Ende März 2014 eine Volkszählung durchführen. Die letzte Volkstählung geht auf das Jahr 1980 zurück.
In diesem Zusammenhang äußert die International Crisis Group (ICG) in einem vor kurzem veröffentlichten Bericht Zweifel an der Frage nach der Ethnie und der Religionszugehörigkeit der Bürger, die sie als riskant betrachtet, da es in jüngster Vergangenheit zu Gewalt gegen muslimische Bevölkerungsteile und insbesondere gegen Muslime aus dem Volk der Rohingya gekommen war.
Die Problematik, so ICG, betreffe alle ethnischen Gruppen des Landes: insgesamt sind 135 offiziell Ethnien anerkannt. Auf der Grundlage der Volkszählung soll auch über die politische Vertretung entschieden werden, so dass nur Volksstämme, die eine gewisse Anzahl von Mitgliedern erreichen in den Verwaltungen auf lokaler Ebene und Provinzebene vertreten sein sollen.
Am Rande der Volkszählung könnten sich die bereits bestehenden anti-muslimischen Tendenzen verschärfen, so die Beobachter: “Gegenwärtig besteht in der Öffentlichkeit die Annahme, dass rund 4% der Bevölkerung von Myanmar muslimisch sind, doch dies beruht auf Daten aus dem Jahr 1983. Jüngste Indizien lassen vermuten, dass der Anteil heute bei 10% liegt. Die Ergebnisse der Volkszählung könnten instrumentalisiert werden, wenn nationalistisch Gruppen darauf aufmerksam machen wollen, dass sich die muslimische Bevölkerung in den vergangenen 30 Jahren verdreifacht hat”, heißt es in dem ICG-Bericht.
Kritisch wird auch die Lage der Christen in den Staaten Chin und Kachin betrachtet: wie Beobachter bekräftigen, wurden baptistische Christen, die sich in die Listen für die Volkszählung eintragen lassen wollten, dazu aufgefordert sich zum Buddhismus zu bekehren. Damit werde die Volkszählung zu einem Instrument der “Erpressung”.
Verschiedene Organisationen und Bewegungen fordern deshalb die Aussetzung der Volkszählung und die Streichung der Angaben zur Ethnie und zur Religion: die mit Unterstützung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) durchgeführte Volkszählung müsse “internationalen Standards entsprechen”. (PA) (Fides 18/2/2014)