ASIEN/PAKISTAN - Vertreter der muslimischen Religionsgemeinschaft fordern die Freilassung von Rimsha und berufen sich auf die Scharia

Donnerstag, 30 August 2012

Islamabad (Fidesdienst) – Ibtisam Elahi Zaheer ist ein Vertreter der salafistischen Religionsgemeinschaft und Generalsekretär der konfessionellen Partei „Jamiat Ahle Hadit“, die zu dem im Parlament vertretenen fundamentalistischen islamischen Bündnis „Muttahida Majlis-e-Amal“ gehört. Er leitet die in Hurdu erscheinende Monatszeitschrift „Al-Ikhwah“, die zahlreiche Leser in salafistischen Kreisen hat. In den vergangenen Jahren hatte er sich stets für die „Unantastbarkeit“ des Blasphemieparagraphen eingesetzt. Nun fordert er die Freilassung von Rimsha Masih: „Wenn festgestellt wird, dass sie Minderjährig ist, muss sie freigelassen werden und wenn die Anschuldigungen falsch sind, müssen die Verantwortlichen bestraft werden. Nichts rechtfertigt einen Akt der Selbstjustiz. Das Blasphemiegesetz muss geändert werden, damit Missbrauch verhindert wird“.
Nachdem auch Mullah Tahir Ashrafi vom „All Pakistan Ulema Council“ in den vergangenen Tagen Rimsha verteidigt hatte, und „unabhängige Ermittlungen und Schutz für die christliche Glaubensgemeinschaft“ forderte, äußern sich zahlreiche Vertreter und Intellektuelle aus Kreisen der muslimischen Glaubensgemeinschaft, zum Fall Rimsha und fordern deren Freilassung.
Muhammad Hussain Akbar von der „Idara Minhaj-ul-Hussain“, betont: „Das Mädchen ist minderjährig und hat keine schuld, es muss umgehend freigelassen werden“. Pir Shafaat Rasool von der Koranschule „Bilal Markaz“ in Lahore erinnert daran, dass auch auf der Grundlage der Scharia Kinder nicht schuldig sind: „Der Islam schützt alle, nicht nur Muslime. Im Falle einer Minderjährigen ist auch im Islam ein anderes Verfahren im Vergleich zu erwachsenen Angeklagten vorgesehen. Anstelle einer Strafe sieht der Islam für Kinder eine liebevolle Erziehung und Leitung vor. Deshalb muss Rimsha meiner Ansicht nach sofort aus der Haft entlassen werden.“
Diese Ansicht vertritt auch Allama Mushtaq Hussain Jafti, Vorsitzender der Organisation „Tahafuz-e-Pakistan Jafria“: „Der Islam achtet und schützt die Rechte aller und sieht andere Verfahren für Minderjährige vor.“
Alama Javed Akbar Saqi von der „Wahdat-e-Islami“ und Generalsekretär des „Interreligiösen Friedensausschusses“ in Punjab betont: „Das minderjährige Mädchen ist geistig behindert. Es sind dringen unparteiische Ermittlungen notwendig. Der Fall scheint konstruiert. In der Vergangenheit hat sich bei ähnlichen Eposoden herausgestellt, dass es sich um unbegründete und falsche Anklagen handelte“. Auch nach Ansicht von Hafiz Muhammad Mudassar von der „Khateeb Jamia Masjid Anwaar-e-Madina“, ist das Mädchen „minderjährig und geistig behindert. Sie darf deshalb nicht angeklagt werden sondern muss umgehend aus der Haft entlassen werden“.
Liaquat Baloch, Generalsekretär der „Jamat-e-Islami, setzt sich persönlich für Rimsah ein: „wir versuchen eine Lösung zu finden. Es muss berücksichtigt werden, dass das Mädchen minderjährig und geistig behindert ist. Es gibt in Pakistan zu viel Illegalität und niemand ist davor sicher“.
Wie Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst betonten, gibt es für die Stellungnahme der muslimischen Religionsführer zugunsten von Rimsha sowohl religiöse als auch politische Gründe. Nach einem jüngsten Massaker an schiitischen Muslimen, ist es zu einer weiteren Spaltung zwischen der Mehrheit der Sunniten und der Minderheit (25%) der Schiiten gekommen, die sich zuvor über Fragen des Islam einig waren. Die Schiiten, die von den Taliban als „Nichtmuslime“ betrachtet werden, bezeichnen sich nun selbst als „Minderheit“ und distanzieren sich von Vertretern der sunnitischen Strömung. Diese versuchen nun eine Aussöhnung herbeiführen und bemühen sich um eine gemeinsame Position im Fall Rimsha, der auf großes Interesse der Medien stößt. (PA) (Fidesdienst, 30/08/2012)


Teilen: