AFRIKA/SOMALIA - Auseinandersetzungen um ein strittiges Gebiet zwischen Somaliland und Puntland

Samstag, 30 Oktober 2004

Rom (Fidesdienst) - Bei heftigen Auseinandersetzungen starben am 29. Oktober im Norden Somalias zwischen 9 und 15 Menschen. Zu den Ausschreitungen kam es in Las Anod in der Region Sool, auf die sowohl Somaliland als auch Puntland territoriale Ansprüche erheben. Somaliland, das sich seit langem zur unabhängigen Republik erklärt hat, entspricht dem Territorium der ehemaligen britischen Protektorats. Puntland hat hingegen seit 1998 eine eigene Verwaltung, die jedoch nur eine gewisse Autonomie innerhalb eines vereinten Somalia fordert.
Am 10. Oktober wurde der Präsident von Puntland, Abdullahi Yusuf vom somalischen Parlament in Kenia (Nairobi) zum Präsidenten gewählt (vgl. Fidesdienst vom 12. Oktober 2004) Der neu gewählt Präsident gab umgehend bekannt, er wolle sich um eine Wiedervereinigung des Landes bemühen, was in Somaliland eine gewissen Besorgnis hervorrief. Bei den jüngsten Unruhen könnte es sich jedoch auch um eine lokale Angelegenheit handeln.
„Diese Ausschreitungen sind Anlass zur Sorge und es bleibt zu hoffen, dass es sich nicht um einen ersten Schritt zu einem umfassenderen Konflikt handelt“, so Federico Battera, Forscher am Lehrstuhl für Afrikanische Geschichte an der Universität Trieste und ein Kenner der Verhältnisse in Somalia. „Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass sich Somaliland und Puntland seit langem um die Sool-Region streiten. Ein weiteres strittiges Gebiet ist Sanaag, das sich noch weiter nördlich befindet“, so der Wissenschaftler. „Beide Territorien haben sich Somaliland angeschlossen und gehörten auch zur britischen Verwaltung, doch sie waren 1998 auch an der Konstitution der autonomen Verwaltung in Puntland beteiligt. Auf diese Weise kam es dazu, dass Somaliland und Puntland in den beiden Regionen konkurrieren. Es gibt zum Beispiel Polizisten und Gerichte beider Teile. Sool und Sanaag haben Vertreter sowohl im Parlament von Somaliland als auch im Parlament von Puntland“.
„Es handelt sich also um eine ziemlich unklare Angelegenheit“, so Battera weiter, „wobei auch berücksichtigt werden sollte, dass 1998 die Stimmen der Abgeordneten aus Sool und Sanaag ausschlaggebend für die Wahl von Yusuf in das Amt des Präsidenten von Puntland waren.“ „Der stellvertretende Präsident von Puntland in den Jahren 1998 bis 2001 kam aus der Sool-Region und ebenso mehrer Mitarbeiter des Präsidenten. Yusuf ist diesen beiden Regionen also zu besonderer Dankbarkeit verpflichtet und es ist möglich, dass diese Auseinandersetzungen von einflussreichen Persönlichkeiten der beiden Regionen ausgelöst wurden, die den neuen somalischen Präsidenten dazu zwingen wollen einzugreifen, damit die jeweilige Region zukünftig wieder seiner Verwaltung untersteht. Diese würde bedeuten, dass sich der Konflikt möglicherweise ausweiten könnte“, so Battera abschließend. (LM) (Fidesdienst, 30/10/2004 - 34 Zeilen, 405 Worte)


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