ASIEN/PAKISTAN - Zwangsbekehrungen zum Islam sind Gegenstand einer Sitzung der pakistanischen Kommission für Minderheiten

Donnerstag, 12 April 2012

Islamabad (Fidesdienst) – Die Kommission für Minderheiten der pakistanischen Regierung wird ihre nächste Sitzung dem Problem der Zwangsbekehrungen zum Islam widmen. Dies bestätigt der Staatssekretär für Minderheiten, der Katholik Akram Gill, gegenüber dem Fidesdienst. „Die Abgeordneten aus religiösen Minderheiten im Parlament und in den Provinzregierungen haben diese Frage, die vor allem das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit betrifft, mehrmals angeregt“, so der Staatsekretär. Diesen Anfragen möchte die Kommission für Minderheiten, der unter Vorsitz von Akram Gill Vertreter aller Glaubensgemeinschaften angehören, bei einer Tagung in den kommenden Tagen erörtern. Man möchte das Ausmaß des Problems verstehen und mögliche Strategien zur Eingrenzung des Phänomens entwickeln.
Das Problem der Zwangsbekehrungen zum Islam betrifft vor allem Frauen und Kinder aus christlichen und hinduistischen Gemeinden, die in Pakistan die beiden größten Minderheiten bilden: von den rund 180 Millionen Einwohnern sind rund 95% Muslime, der Anteil der Christen liegt bei 3% und der Anteil der Hindus bei weniger als 2 %.
Der Minister erklärt gegenüber dem Fidesdienst, dass „das Problem der Zwangsbekehrungen in den Institutionen, in der Gesellschaft, aber auch auf religiöse Ebene weit verbreitet ist und nicht toleriert werden darf. Wir wissen, dass der Islam eine liberale Religion ist und, dass niemand einen anderen Menschen zwingen darf, seinen Glauben zu wechseln. Wir möchten die Achtung der Kultus- und Religionsfreiheit garantieren“.
Wie aus Daten hervorgeht, die dem Fidesdienst zur Verfügung stehen, werden rund 700 Frauen aus christlichen Gemeinden jedes Jahr in Pakistan entführt und zur Bekehrung gezwungen. Die meisten Fälle werden in der Provinz Punjab registriert, wo der islamische Fundamentalismus in Gesellschaft und Politik weit verbreitet ist.
Eine Ordensschwester, die in Punjab Opfern von Zwangsbekehrungen hilft und anonym bleiben möchte erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst, dass durchschnittlich jede Woche mindestens ein Fall bei ihr gemeldet wird. Wie die Ordensschwester erklärt, wächst das Phänomen aus folgenden Gründen: „An erster Stelle werden Frauen als wertlose Ware betrachtet und Frauen aus religiösen Minderheiten werden doppelt diskriminiert.“ Zudem „führen die Wirtschaftskrise und Armut dazu, dass viele Menschen im Glauben Zuflucht suchen und die Bekehrung eines neuen Gläubigen zum Islam wird als Verdienst betrachtet, der einen Platz im Paradies garantiert“.
Hinduistische Frauen erleiden dasselbe Schicksal und nach Schätzungen einer Nichtregierungsorganisation aus Sindh werden jedes Jahr rund 400 Frauen aus hinduistischen Gemeinden zum Islam bekehrt. Aus diesem Grund bittet der neue Erzbischof von Karachi, Joseph Coutts die „Justia et Pax“-Kommission seiner Diözese um eine Untersuchung und einen entsprechenden Bericht zu diesem Phänomen. Die Mitglieder der hinduistischen Glaubensgemeinschaft leben vorwiegend in der Provinz Sindh, deren Hauptstadt Karachi ist. (PA) (Fidesdienst, 12/04/2012)


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