ASIEN/PAKISTAN - Zivilgesellschaft: „Im Gedenken an Bhatti müssen wir dringend an das Problem des Blasphemie-Paragraphen erinnern“

Donnerstag, 1 März 2012

Lahore (Fidesdienst) – „Wenn wir Shabhaz Bhattis gedenken und ihm dabei gerecht werden wollen, müssen wir an das Problem des ungerechten Blasphemie-Paragraphen erinnern, das immer noch viele unschuldige Opfer unter Christen und Muslimen fordert“, so der katholische Anwalt und Parlamentarier Khalil Tahir zum Fidesdienst. Tahir ist auch Vorsitzender der pakistanischen Nichtregierungsorganisation „Action Against Discriminatory Laws“. Khalil Tahir war ein Kommilitone von Shabhaz Bhatti und wohnte von 1983 bis 1990 mit ihm zusammen. Als Anwalt vertritt er viele Opfer des Blasphemiepragraphen.
„Der Tod von Bhatti war ein großer Verlust für das Land. Damit wir sein Engagement fortführen, müssen wir die Debatte über die Änderung oder die Abschaffung des Blaspehmieparagraphen wieder anregen. Dies sage ich als Anwalt, als Christ und als pakistanischer Bürger. Die Anschuldigungen, auf denen Blasphemie-Prozesse basieren sind meistens falsch und dies sagen auch muslimische Anwälte. Das Blasphemiegesetz wurde von einem Diktator verabschiedet, der auf Druck extremistischer Gruppen handelte. Wir Bitten um eine Änderung des Gesetzes, damit es künftig nicht mehr missbraucht wird. Dazu reichen einige einfache Maßnahmen: keine Festnahme ohne Beweise, sofortige Freilassung für Unschuldige, Verfolgung falscher Zeugen, Bestrafung von Selbstjustiz. Díe Lösung des Problems des Blasphemie-Paragraphen ist ausschlaggebend für eine würdige Zukunft Pakistans“.
Mehdi Hasan, Journalist und Akademiker, gehört zum Vorstand der „Human Rights Comission of Pakistan“ (HRCP), die Büros im ganzen Land hat. Im Gespräch mit dem Fidesdienst betont er: „Bhatti sah sich mit einer Spaltung in der Gesellschaft konfrontiert. Auf der einen Seite gibt es eine säkulare und demokratische Vision, die auf dem Schutz der Menschenwürde und der Menschenrechte und auf den Prinzipien des Rechtsstaates gründet. Auf der anderen Seite gibt es radikalislamische Parteien und Bewegungen, die immer mehr Einfluss auf Institutionen, Gesellschaft, Politik und Kultur nehmen. Sein Mord war das Ergebnis eines Klimas des Hasses und der Intoleranz, gegen das Bhatti stets gekämpft hat und das auch den Blasphemieparagraphen hervorgebracht hat. Als Zivilgesellschaft müssen wir die Fahne der Menschenrechte und des Schutzes der persönlichen Freiheiten hoch halten, damit das Land nicht dem religiösen Extremismus verfällt und damit mehrere hunderte Jahre zurückfällt“ (PA) (Fidesdienst, 01/03/2012)


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