ASIEN/INDIEN - Katholische Kirche fordert Gerechtigkeit für Christen in Orissa: „Bei den Übergriffen handelte es sich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit“

Mittwoch, 29 Februar 2012

Bhubaneshwar (Fidesdienst) – „Gezielte Gewalt gegen Adivasi und Dalit aus christlichen Gemeinden in Orissa verstößt gegen das grundlegende Recht auf Leben, gegen Freiheit und gegen die von der indischen Verfassung garantierte Gleichberechtigung. Radikale Hindus haben religiöse Bekehrungen mit dem Ziel der politischen Mobilisierung instrumentalisiert und damit verheerende Formen der Gewalt und Diskriminierung im Verwaltungsdistrikt Kandhamal verursacht“, so Erzbischof John Barwa (svd) von Cuttack –Bhubaneswar (Orissa) zur Verfolgung von Christen in Orissa.
„Die Übergriffe auf Christen in Kkandhamal im Jahr 2008 waren sorgfältig geplant“, so der Erzbischof in einem Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt „die Gewalt barg alle Elemente von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie sie das internationale Recht definiert. Christen, die sich weigerten, zum Hinduismus zu konvertieren wurden brutal ermordet oder verletzt. Es wurden zahlreiche kirchliche Eigentümer, darunter Residenzen, Büroräume und Kultstätten in Brand gesteckt“.
In den vergangenen vier Jahren habe sich die Situation nicht gebessert, so Erzbischof Barwa: Menschenrechtskämpfer werden heute wegen ihres Engagements für die Opfer und Überlebenden in Orissa zur Zielscheibe. Dokumente, die den Besitz von Gütern bestätigen wurden vernichtet, um den sozialen und wirtschaftlichen Status der Überlebenden zu mindern. Beweise für die Übergriffe wurden systematisch und sorgfältig beseitigt, wodurch Prozesse verhindert wurden.“
Der Erzbischof klagt auch über unerträgliche Folgen für die christliche Glaubensgemeinschaft: „Die Gewalt hat sich vor allem auf Kinder und Frauen ausgewirkt und die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Christen wurden beeinträchtigt. Es kommt weiterhin zur Androhung sexueller Gewalt gegen Frauen und ihre Töchter, was diese besonders angreifbar macht. Über sexuelle Gewalt wird zudem oft geschwiegen. Es gibt keinen Schutz für Witwen und Frauen, die die Gewalt überlebt haben, der ihnen ihre Würde und Freiheit zurückgeben könnte“.
„Die weit verbreitete Verarmung der Opfer von Kandhamal“, so der Erzbischof weiter, „hat auch die körperliche, psychische und intellektuelle Entwicklung von Kindern beeinträchtig. Kinder gegen kaum zur Schule, denn sie müssen arbeiten: sie sind Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“.
„Die Gewalt gegen Christen hat zudem dazu geführt, dass viele Menschen die Region verlassen haben, weshalb überlebenden Familien sich oft entwurzelt fühlen“, heißt es in dem Bericht weiter. „Die Zerstörung von Kirchen und Gemeindesälen führt dazu, dass Überlebende ihre Religion nicht mehr praktizieren können.“
„Das System der Strafjustiz hat sich als ineffizient erwiesen: die Zusammenarbeit der Polizei mit den Aggressoren während der Ermittlungen und der strafrechtlichen Verfolgung zeigt, dass die Institutionen von Vorurteilen gegenüber den christlichen Gemeinde geprägt sind. Opfer und Zeugen werden während des Prozessverlaufs oft bedroht und eingeschüchtert und die Sicherheit auf dem Weg zu den Gerichten ist nicht gewährleistet“. (PA) (Fidesdienst, 29/02/2012)


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