ASIEN/PAKISTAN - „Millat-Facebook“: radikalislamische Gruppen fordern zum Boykott von Facebook auf und lancieren ein eigenes social network

Donnerstag, 9 Februar 2012

Islamabad (Fidesdienst) – Radikalislamische Gruppen lancieren ein „islamisches“ social network und fordern „alle wahren Muslime“ zum Boykot von Facebook auf, da „dort Inhalte verbreitet werden, die den Islam und den Propheten Mohammed beleidigen“. Die muslimische Plattform „Millat Facebook“ soll auf die muslimische Glaubensgemeinde zugeschnitten sein.
Anführer radikalislamischer Gruppen stellten die neue Internet-Plattform in den vergangenen Tagen in Islamabad vor und wandten sich dabei vor allem an junge Pakistaner, die „über die Rolle der jungen Muslime in den social media nachdenken sollen“. Im Rahmen der Veranstaltung übten Redner auch Kritik an Plänen zur Abschaffung des so genannten Blasphemie-Paragraphen.
Die Eigentümer von „Millat Facebook“ betonten, dass ihre Internetplattform, die bereits seit Mai 2010 existiert heute bereits 1,6 Millionen muslimische Nutzer hat und dies „obschon es aus den Vereinigten Staaten und Europa Versuche gab, die Internetseiten zu boykottieren“. Wie Beobachter mitteilen soll „Millat Facebook“ die Idee, den Aufbau und das Design von „Facebook“ nachahmen.
Der christliche Anwalt Nadeem Ahakir, der viele Opfer des Blasphemie-Paragraphen vor Gericht vertritt, erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Unter dem Vorwand, Blasphemie vermeiden zu wollen, haben diese Gruppen die Verbreitung ihres eigenen Lebensstils und eine eingeschränkte Auslegung des Islam zum Ziel. Damit verstoßen sie gegen die Rechte der individuellen Freiheit, insbesondere der religiösen Minderheiten und der Frauen“. Gegenwärtig, so der Anwalt „ist der Blasphemie-Paragraph nicht mehr Gegenstand der öffentlichen Debatte: auf der einen Seite, weil die Politiker sich nicht mehr damit befassen, da sie ein so delikates Problem nicht im Vorfeld der Wahlen ansprechen wollen; auf der anderen Seite existiert in der Gesellschaft ein ausgeprägte Intoleranz, so dass es für Einzelpersonen und Gruppen nicht einfach ist, dieses Thema anzusprechen, ohne sich damit ernsthaft in Gefahr zu bringen“. (PA) (Fidesdiesnt, 09/02/2012)


Teilen: